Bis anhin herrschte Ungewissheit, wie wenig oder wie stark Coronaimpfungen gegen Long Covid wirken. Zwar zeigen alle wissenschaftlichen Daten, dass die Coronaimpfung wirksam gegen eine Infektion mit Sars-CoV-2 ist und noch länger gegen schwere Verläufe und damit Hospitalisation und Tod wirkt. Wenig bekannt sind jedoch die Auswirkungen der Impfung auf die Langzeitfolgen.
Das hat auch damit zu tun, dass die Symptome für Long Covid nicht immer einfach dem Coronavirus zuzuteilen sind, weil sie wenig spezifisch sind. Und auch damit, dass sich die Krankheit, wie es der Name sagt, erst über lange Zeit analysieren lässt.
Nun hat der Forscher Maxim Taquet mit seinem Team von der britischen Universität Oxford eineinhalb Jahre zurückgeschaut. Und zwar auf die Krankengeschichte, welche die elektronischen Daten aus dem amerikanischen TriNetX-Netzwerk hergeben. Auf diesem Netzwerk sind die Daten von über 81 Millionen Patienten zu finden, hauptsächlich aus den USA.
«Wir verglichen die Häufigkeit von Covid-19-Erkrankungen zwischen Personen, die mindestens zwei Wochen vor der Sars-CoV-2-Infektion einen Covid-Impfstoff erhalten hatten, und Personen, die nicht gegen Covid-19 geimpft waren, aber einen Influenza-Impfstoff erhalten hatten», schreiben die Studienautoren aus Oxford, die ihre Studie jetzt in der National Library of Medicine (NIH) veröffentlicht haben.
Die Daten stammen von 20'000 Menschen, die zur Hälfte geimpft respektive ungeimpft waren. In den USA wurden zur Hauptsache mRNA-Impfstoffe eingesetzt. Die Analyse betrachtete die verschiedenen möglichen Langzeitfolgen einer Covid-19-Erkrankung und zwar von Fällen zwischen dem 1. Januar und 31. August 2021. Die britischen Forscher ermittelten dabei die Erkrankungen, die in den sechs Monaten nach der Coronainfektion auftraten und verglichen so die beiden Gruppen der Geimpften und Ungeimpften. Sie untersuchten auch die Unterschiede in den Altersgruppen bis und über 60 Jahre.
Die Resultate zeigten, dass nach zwei Impfdosen Personen ein niedrigeres Risiko für die meisten Langzeitfolgen einer Coronavirus-Infektion hatten. Insbesondere zeigte sich das bei Menschen unter 60 Jahren, bei über 60-Jährigen waren die Effekte nicht so stark zu sehen.
Schon bei Personen, die nur eine Impfdosis erhalten hatten, zeigte sich ein deutlich niedrigeres Risiko für Atemversagen, Einweisung auf die Intensivstation, Intubation oder Beatmung, Sauerstoffmangel im Blut, Bedarf für zusätzlichen Sauerstoff, höhere Gerinnbarkeit des Bluts oder venöse Thromboembolien, Krampfanfälle, psychotische Störungen und Haarverlust. Symptome von Long Covid hingegen, wie Nierenerkrankungen, Stimmungsprobleme und Ängste sowie Schlafstörungen, wurden mit nur einer Impfdosis nicht effektiv verhindert. Das wurde möglich nach einer vollständigen, doppelten Coronavirus-Impfung. Dann sinkt das Risiko für die meisten Folgen der Coronavirus-Infektion.
«Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Covid-19-Impfung bei Personen mit einer Sars-CoV-2-Durchbruchsinfektion mit einem geringeren Risiko für mehrere, aber nicht alle Covid-19-Folgeschäden verbunden ist», schreiben die Studienautoren aus Oxford. (aargauerzeitung.ch)