Maske weg, Zertifikat weg: Das erste Wochenende nach den grossen Lockerungen ist vorbei. Vieles ist in der Schweiz wieder so, wie es vor Corona war. Die Menschen gehen wieder in die Disco, ins Restaurant und ins Hallenbad. Zurück ist auch die Reiselust, welche teilweise wieder Vor-Pandemie-Niveau erreicht hat. Ein Überblick in 5 Punkten:
Für die Gastronomie waren die vergangenen zwei Jahre nicht einfach. Umso grösser das Aufatmen vergangenen Mittwoch nach Verkündigung der Lockerungen. «Die Freude in der Branche ist riesig, endlich wieder alle Gäste bedienen zu dürfen», liess sich Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer in einer Medienmitteilung zitieren.
Die Kantonalverbände blicken denn auch positiv auf die vergangenen Tage zurück. Der Geschäftsgang sei meistens «sehr gut» gewesen, freut sich Thomas Tellenbach von Gastro Luzern. Einige Gäste hätten «einen deutlichen Nachholbedarf» gehabt, fügt er mit einem Schmunzeln an.
Marc Tischhauser von Gastro Graubünden sagt, die «positive und gute Stimmung» sei deutlich spürbar gewesen. In den touristischen Regionen sei die Nachfrage nach Hotels und Restaurants bereits in den letzten Wochen hoch gewesen. Nun habe sich dieser Trend ausgeweitet. «In der Region Chur, Bündner Rheintal und den ländlichen nicht touristischen Gebieten ist die Aufhebung teilweise deutlich spürbar.»
Auch im Kanton Bern gehen die Leute wieder öfters ins Restaurant. «Vor allem in der Stadt» sei eine «Frequenzsteigerung bemerkbar», sagt Tobias Burkhalter von Gastro Bern. «Wichtiger aber als die Zertifikatspflicht ist die Aufhebung der Homeoffice-Empfehlung», hält der Präsident des Kantonalverbands fest.
Den Kantonalverbänden sind keine Restaurants bekannt, die weiterhin auf die Zertifikatspflicht setzen. «Einzelne Mitarbeitende tragen nach wie vor Masken, diese sind jedoch in einer sehr kleinen Minderheit», sagt Thomas Tellenbach von Gastro Luzern.
Für die Club-Szene hatten die Corona-Massnahmen besonders grosse Auswirkungen. Seit fast zwei Jahren konnte nun zum ersten Mal wieder ganz ohne Einschränkung gefeiert werden. Die Bilanz nach dem Wochenende fällt «extrem positiv» aus, wie Alexander Bücheli von der Schweizer Bar und Club Kommission sagt.
Der Entscheid des Bundesrates, praktisch alle Corona-Massnahmen aufzuheben, sei gerade für die Jungen wichtig gewesen. «Endlich konnte man wieder gemeinsam, unabhängig vom Status, feiern.»
Ob das Publikum bereits am ersten Wochenende wieder zurückgekehrt sei oder ob ein Teil davon noch etwas Angewöhnungszeit an die neue Situation benötige, könne noch nicht abschliessend beurteilt werden.
Eine solche Bilanz dürfte sich gemäss Bücheli erst in ein paar Wochen ziehen lassen. Denn: «Selbst die Gestalterinnen der Nacht müssen sich immer wieder mal selber kneifen, ob das nun Traum oder Realität ist, dass sie nach fast zwei Jahren wieder ohne Covid-Schutzmassnahmen Events veranstalten können.»
Der Zugang zu den Fitness-Centern war in den vergangenen Monaten ebenfalls beschränkt. Einige setzten auf 2G+, andere auf 2G mit Maskenpflicht. Nun kann wieder normal trainiert werden.
«Trotz der bis letzten Mittwoch wirksamen Schutzmassnahmen verzeichneten wir in den letzten Tagen und Wochen bereits wieder vermehrt Neuzugänge und steigende Besucherfrequenzen», meldet Silvia Talabér von der movemi AG, dem grössten Fitnessanbieter der Schweiz, der die Marken «Activ Fitness» und «Fitnesspark» vereint. Dieser Trend halte seit der Aufhebung der Massnahmen weiter an.
Für Schweizer Bäder hat sich die Ausgangslage ebenfalls geändert. Vor dem letzten Lockerungsschritt galt die 2G+-Regel, jetzt dürfen wieder alle hinein.
Am vergangenen Wochenende gab es nun einen regelrechten Run auf die Badeanstalten. «Die Aufhebung der Zertifikatspflicht brachte uns fast eine Verdoppelung der Eintrittszahlen», sagt das Thermalbad Zurzach. Sowohl am Samstag als auch am Sonntag besuchten über 2000 Personen das Bad am Rhein.
«Sehr gut besucht» sei auch der Säntispark gewesen, sagt Natalie Löhrer, Projektleiterin Kommunikation. «Das liegt einerseits wohl an der Aufhebung der Zertifikatspflicht, aber sicher auch am eher stürmischen Wetter.» Doch nicht nur das garstige Wetter brachte dem Säntispark viele Kunden, sondern auch die Corona-Regeln im Ausland. «Auffallend waren überdurchschnittlich viele Gäste aus Österreich, wo noch immer die Zertifikatspflicht gilt.»
Eine deutliche Zunahme an Eintritten verzeichnete auch das Alpamare in Pfäffikon SZ. Vergangenes Wochenende seien 60 Prozent mehr Gäste gekommen als noch vor zwei Wochen, erzählt Geschäftsführerin Martine Oosting. Die Kombination aus Sportferien, Aufhebung der Zertifikatspflicht und schlechtem Wetter habe dazu geführt, dass die Eintrittszahlen «wieder normal» seien, so Oosting. «Wir bewegen uns wieder auf einem Niveau von 2019.»
Vielen ist das Planschen in den heimischen Hallenbädern nicht genug. Nach zwei Jahren voller Reisehindernisse verspüren zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer grosse Reiselust. Koh Pha Ngan statt Wasserrutschbahn.
Der Flughafen Zürich könne einen Anstieg an Passagierzahlen feststellen, sagt Mediensprecherin Elena Stern. Am vergangenen Wochenende seien an beiden Tagen jeweils mehr als 50'000 Passagiere gezählt worden. «Zu den beliebtesten Destinationen gehörten unter anderem London, Dubai und Madrid.»
Der Flughafen Genf verzeichnete mit 115'000 Passagieren gar das beste Wochenende seit Beginn der Pandemie. «Woche für Woche steigt der Verkehr am Flughafen Genf wieder an, hauptsächlich aufgrund der Aufhebung der Hindernisse für Reisende von und nach Grossbritannien», sagt Ignace Jeannerat vom Flughafen Genf.
Beim EuroAirport in Basel liegen die Buchungszahlen im Januar zwar rund 50 Prozent tiefer als noch 2019. Für die kommenden Wochen und Monate rechne man aber mit einer Zunahme der Flüge, so Mediensprecherin Manuela Witzig.
Die Swiss spricht ebenfalls von einer «deutlich verbesserten Buchungslage». Auch Langstreckenflüge seien begehrt. Etwa nach Bangkok, Dubai, Johannesburg und in die USA. «Wir gehen davon aus, dass wir wie geplant unser Angebot im Hochsommer auf ca. 80 Prozent von vor der Krise erhöhen können», so Mediensprecherin Meike Fuhlrott.
Das Fernweh der Schweizerinnen und Schweizer freut auch Hotelplan. «Die Reiselust ist gross, teilweise grösser denn je und die Kundinnen und Kunden planen nicht mehr nur kurzfristig, sondern auch längerfristig», sagt Mediensprecherin Bianca Gähweiler. Der Traffic auf den Websites habe in den vergangenen Tagen deutlich zugenommen.
Am beliebtesten sind derzeit Ferien in Ägypten, auf den Kanarischen Inseln, in Dubai, auf den Malediven, der Dominikanischen Republik oder Costa Rica. Auch für die Sommerferien wird bereits fleissig gebucht, wobei die griechischen Inseln, die USA, Zypern, Spanien und die Türkei hoch im Kurs stehen.
Von Corona-Krise und Entschleunigung ist beim Reiseveranstalter nicht mehr viel zu spüren. «Der Eingang von Neubuchungen bei Hotelplan Suisse liegt auf dem Niveau von 2019», so Gähweiler.
Mit Material von Keystone-SDA
Der masslose Konsum geht weiter…
Beispiele:
- Abstand halten (jeder ha eine Privatsphäre auch ohne Pandemie)
- Wenn du krank bist, bleibst du besser zuhause
- Home-Office bedeutet nicht faul
- Für eine Sitzung oder Urlaub muss man nicht immer fliegen