Die Gesundheitsbranche blickt besorgt auf die kommenden Wochen. Die Taskforce geht von Fallzahlen in der Höhe von 30’000 Ansteckungen pro Tag aus. Der Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf sagte vergangene Woche, dass in den Luzerner Spitäler demnächst die Triage – also eine Aussortierung von Patientinnen und Patienten – bevorstehe.
Einige Gesundheitseinrichtungen haben bereits reagiert. In Kliniken in Luzern und im Tessin herrscht neu ein Besuchsverbot. Auch das Kantonsspital Obwalden reagiert mit einem Besuchsverbot auf die Omikron-Variante. Seit letzten Mittwoch können Patienten nicht mehr besucht werden. Das Verbot gelte bis auf weiteres, wie das Kantonsspital mitteilte. Es begründete die Massnahme mit dem Schutz der Patienten.
Doch auch das Personal soll vor einer Ansteckung geschützt werden, damit der Spitalbetrieb aufrechterhalten werden kann. Denn wenn bald die Fallzahlen noch mehr ansteigen, ist mit Personalausfall auch in den Heimen und bei der Spitex zu rechnen.
«Das Risiko besteht, dass unser Personal ausfällt und wir Engpässe bei der Pflege der Heimbewohner haben», sagt Markus Leser vom Branchenverband Curaviva. Deshalb begrüsst Curaviva eine verkürzte Quarantänedauer, wenn die epidemiologische Lage und die wissenschaftlichen Daten einen solchen Schritt legitimieren würden, so Leser. Es wäre eine von verschiedenen Massnahmen, wie beispielsweise auch der Einsatz von Zivildienstleistenden, um den Pflegeauftrag aufrecht zu erhalten.
Dass in den Kantonen Tessin und Luzern neuerdings ein Besuchsverbot gilt in den Altersheimen, erachtet Curaviva als «äussersten Notfall». Man setze sich dafür ein, dass es nicht so weit komme, denn gerade für ältere und vulnerable Menschen seien soziale Kontakte immens wichtig, sagt Markus Leser. «Schweizweite Besuchsregeln für Pflegeinstitutionen wären nicht zielführend.» Es gelte, verschiedene Faktoren mitzudenken: Die epidemiologische Situation sowie auch die Impf- und Boosterquoten bei Bewohnenden und Personal seien nicht überall gleich.
Auch Marianne Pfister, Geschäftsführerin von Spitex Schweiz, spricht sich für eine Verkürzung der Quarantänedauer aus:
Denn die hohe Zahl der Ansteckungen betreffe auch die Mitarbeitenden aus dem Gesundheitssektor. Die Personalsituation war bei der Spitex schon vor der Pandemie angespannt, aber das Virus habe diese Problematik weiter verschärft. Die kommenden Wochen mit den erwartbar hohen Fallzahlen könnten auch bei der Spitex das Personal an die Grenzen bringen und zu vielen Ausfällen führen.
Nach den Kantonen Basel-Stadt, Tessin, Waadt, Wallis und Jura verkürzen neu auch die Kantone Zug und Freiburg die Quarantäne von zehn auf sieben Tage. Die Kantone folgen damit einer Empfehlung des Bundesamts für Gesundheit. Grund für die neuen Regeln ist die kürzere Inkubationszeit bei Omikron, aber vor allem auch die Situation in der Arbeitswelt. (saw/ch media)