Weniger Neuansteckungen, weniger Spitaleinlieferungen, weniger Todesfälle: Die aktuellen Zahlen zum Coronavirus entwickeln sich in eine gute Richtung. Während Länder rund um die Schweiz langsam Lockerungen beschliessen, dämpften am Dienstag Vertreter des Bundesamtes für Gesundheit derartige Erwartungen. Man müsse von Tag zu Tag schauen, sagte BAG-Direktorin Anne Lévy vor den Medien.
Die Fallzahlen würden langsamer als erhofft sinken, mahnte Patrick Mathys, Leiter Sektion Krisenbewältigung. Der Reproduktionswert R nähere sich wieder dem Wert 1. Der R-Wert zeigt an, wie viele Personen ein Infizierter in Durchschnitt ansteckt. Und immer wieder wiesen Lévy und Mathys auf die mutierten Virusvarianten hin, die ansteckender sind, sich im Wochenrhythmus verdoppeln und das Infektionsgeschehen schon bald dominieren könnten. Schon im Laufe des Februars, spätestens Anfang März soll es so weit sein.
Unter diesen Vorzeichen beurteilt am Mittwoch der Bundesrat die Corona-Lage. Mit Entscheiden zu Lockerungen ab Ende Februar, wenn die bisherigen Massnahmen auslaufen, ist allerdings nicht zu rechnen. Dafür sei es noch zu früh, heisst es aus Bundesratskreisen. Die Landesregierung wolle zuerst die weitere Entwicklung der Kennzahlen wie Inzidenzen, Hospitalisationen und insbesondere R-Wert abwarten.
Der R-Wert bleibt für den Bundesrat eine zentrale Grösse, um über Massnahmen zu entscheiden, obwohl die Zahl jeweils erst verzögert vorliegt. Er betrug gemäss letzten Daten (22. Januar) 0.99 Prozent. «Ein Wert knapp unter 1 reicht aber wegen der Mutanten nicht mehr aus, um Öffnungen zu erwägen», sagt eine bundesratsnahe Quelle. Die Regierung strebe neu einen Wert von 0.6 an. Erst dann sei man auf der sicheren Seite angesichts der um 50 bis 70 Prozent ansteckenderen Virusvarianten.
Eine weitere Voraussetzung für Öffnungen ist der Anteil geimpfter Risikogruppen. Gemäss ursprünglichem Plan sollten die Risikogruppen bis Ende Februar durchgeimpft sein, doch dieses Ziel ist laut Informationen von Alain Bersets Innendepartement kaum mehr realistisch. Dies vor allem wegen Lieferverzögerungen. Sollte der Rückstand nicht aufgeholt werden, so heisst es, blieben Öffnungen ab März unrealistisch. Allenfalls könnten dann einzelne Detailhandelsbereiche wieder aufmachen, aber nicht auf breiter Front.
Kurzum: Vorderhand bleibt es sehr ungewiss, ob ab März wieder Museen besucht, im Fitnesscenter Muskeln gestählt oder im Restaurant kulinarische Höhenflüge genossen werden können. Dabei rufen zahlreiche zwangsgeschlossene Betriebe nach Öffnungen. So pocht zum Beispiel Claude Ammann, Präsident des Schweizerischen Fitnesscenterverbandes, auf eine schnelle Lockerung: «Wir haben hervorragende Schutzkonzepte.» Auch Swiss Tennis weibelt für eine baldige Rückkehr der Breitensportler auf den Court.
Der Schweizer Buchhändlerverband (SBVV) hat nie verstanden, weshalb der Bundesrat Bücher nicht zu den Gütern des täglichen Bedarfs zählt. Zudem sei kein einziger Fall von einer Ansteckung in einer Buchhandlung bekannt, sagt Tanja Messerli, SBVV-Geschäftsleiterin ad interim. Die Swiss Retail Federation, der Verband der Detailhändler, ist immer noch der Ansicht, Ladenschliessungen seien nicht nötig gewesen.
Jetzt drängt er darauf, dass die Massnahmen wenigstens nicht noch verlängert werden. «Unsere Mitglieder und deren Mitarbeiter wollen so schnell wie möglich wieder arbeiten», sagt auch Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer. Der Verband fordert aber: Wenn die Gastrobetriebe wieder Gäste empfangen und bedienen dürfen, soll dies ohne einschneidende Einschränkungen wie etwa die Sperrstunde ab 19 Uhr möglich sein.
Die Wirtschaftskommission des Nationalrats verlangt eine kleine Verbesserung für Arbeiter, die ihr Tagwerk im Freien verrichten. Der Bundesrat soll Restaurants erlauben, für sie ihre Tore über Mittag zu öffnen. Das entschied die Kommission am Montag. Sie verzichtet hingegen darauf, den Bundesrat aufzufordern, schon jetzt zu entscheiden, die Massnahmen Ende Februar wenigstens nicht zu verlängern. Der Antrag der SVP scheiterte mit 11 zu 8 Stimmen bei 5 Enthaltungen. (aargauerzeitung.ch)
Und auch die Verwässerung "Mutationen" und dass alle ansteckender sind wurde fix montiert obwohl man über die Hälfte noch nicht mal zuordnen konnte.
Und ja, neue Varianten werden wohl das Ruder übernehmen, aber ist ein Wachstum nicht mehr an Neuinfektionen sondern jetzt an der Gesamtzahl zu messen?
Wie wäre es mit etwas mehr Transparenz für die, die es noch intressiert oder fürchtet man sich davor irgendwie?