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Tiefere Lebenserwartung, Rekord-Todesfälle – Covid-19 in der Schweiz

Tiefere Lebenserwartung, Rekord-Todesfälle – was Covid-19 in der Schweiz angerichtet hat

25.10.2021, 10:5725.10.2021, 13:35
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Lebenserwartung sinkt

Wo die Sonne scheint, sind die Lebensabende l
Bild: sda

Wegen der Corona-Pandemie ist die Lebenserwartung im Jahr 2020 gesunken. Für Männer, die 2020 geboren wurden, ging die Lebenserwartung um 0,9 Jahre auf 81 Jahre zurück, für Frauen um ein halbes Jahr auf 85,1 Jahre. Eine Abnahme der Lebenserwartung ab Geburt gab es in der Schweiz seit Jahrzehnten nicht mehr.

Bei den Männern kam ein solcher Rückgang der zu erwartenden Lebensjahre im Jahr 1944 das letzte Mal vor, bei den Frauen 1962, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Montag mitteilte.

Besonders stark gesunken ist die erwartete Anzahl der noch zu lebenden Jahre für Menschen ab 65 Jahren. Wegen der Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus sank zwischen 2019 und 2020 die Lebenserwartung der Männer um 0,7 Jahre. Während also 2019 noch erwartet wurde, dass Männer im Alter von 65 Jahren 85 Jahre alt werden, wurde im 2020 «nur» noch ein Alter von 84,3 Jahren erwartet.

Bei den Frauen ab 65 Jahren wurde ein Rückgang um ein halbes Jahr berechnet. Statt 87,7 Jahre – wie 2019 – wurde erwartet, dass Frauen noch 87,2 Jahre alt werden. Bei den Frauen habe im Kriegsjahr 1944 wegen eines besonders harten Winters ein so starker Rückgang der Lebenserwartung bei 65-Jährigen beobachtet werden können, bei Männern hingegen noch nie, schreibt das BFS.

Nicht mehr so viele Tote seit 1876

Kerzen vor dem Gemeinschaftszentrum Bachwiesen in Zuerich am Mittwoch, 22. September 2021. Am Sonntag war beim Zuercher Gemeinschaftszentrum Bachwiesen ein 66-j�hriger Obdachloser tot aufgefunden word ...
Bild: keystone

Das erste Corona-Jahr weist zudem einen Rekord bei der Anzahl Todesfälle seit 1876 aus. Damals begannen die Zivilstandsämter mit der Erfassung der Todesfälle. Fast 76'200 Personen sind im Jahr 2020 verstorben. Im Jahr 2019 waren es fast 8'500 Verstorbene weniger, nämlich 67'780 Verstorbene. Von den 76'200 im Jahr 2020 verstorbenen Personen sind gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) 7600 in Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben.

Die Zahl der Todesfälle nimmt gemäss BFS bereits seit einigen Jahrzehnten zu, weil die in den geburtenstarken Jahrgängen von 1940 bis 1970 geborenen Personen zum Teil bereits relativ alt sind. Zudem sei die Zunahme der Todesfälle auch auf das Bevölkerungswachstum zurückzuführen.

Spanische Grippe forderte mehr Tote

Influenza victims crowd into an emergency hospital near Fort Riley, Kansas in this 1918 photo. The 1918 Spanish flu pandemic killed at least 20 million people worldwide and officials say that if the n ...
Bild aus Kansas aus dem Jahr 1918.Bild: AP NATIONAL MUSEUM OF HEALTH AND ME

Während der Pandemie wurden gelegentlich Vergleiche zum Jahr 1918 gezogen, als die Spanische Grippe auch in der Schweiz grassierte. An dieser starben gemäss BFS nahezu 22'000 Personen. Die sogenannte Sterbeziffer damals betrug 5,6 Todesfälle pro 1000 Personen. Damit hat diese Pandemie viel mehr Menschen das Leben gekostet als die Corona-Pandemie. Die Sterbeziffer der Verstorbenen in Zusammenhang mit dem Coronavirus lag bei 0,9 pro 1000 Personen.

Auch die Lebenserwartung ging damals deutlich stärker zurück: zwischen 1917 und 1918 bei den Männern bei Geburt um 10,1 Jahre und bei den Frauen um 8,4 Jahre. Die Spanische Grippe 1918 traf gemäss BFS hauptsächlich Frauen und Männer zwischen 20 und 40 Jahren.

Mehr Männer unter den Opfern

Im Tessin sank die Lebenserwartung der M�nner w�hrend der ersten Welle der Coronavirus-Pandemie im Fr�hjahr von 82 auf 76 Jahre. (Symbolbild)
Bild: sda

Allerdings macht das BFS auch «frappante Ähnlichkeiten» zwischen den zwei Pandemien aus. Sowohl in absoluten als auch in relativen Zahlen seien den Pandemien mehr Männer zum Opfer gefallen als Frauen. Zudem sei der Verlauf ähnlich gewesen. In beiden Fällen sei die zweite Ansteckungswelle in den gleichen Monaten gekommen – und die Spitze der Todesfälle sei in beiden Pandemien etwa im November gewesen.

Auch die Verteilung der Todesfälle sei ähnlich gewesen. Die Kantone im Westen hätten in beiden Pandemien höhere Sterberaten verzeichnet als jene im Osten.

Am meisten betroffene Kantone

Labor-Mitarbeiteitende verarbeiten Corona-Proben im Zentrallabor des Stadtspitals Triemli, am Dienstag, 2. Februar 2021, in Zuerich. (KEYSTONE/Gaetan Bally)
Bild: keystone

Grundsätzlich (nicht nur auf Corona bezogen) bewegte sich die Zunahme der Sterblichkeit in Genf, im Jura und im Tessin zwischen 25 und 27 Prozent. In den Kantonen Obwalden, Schwyz, Waadt und Freiburg lag die Zunahme ebenfalls über 20 Prozent. In Nidwalden ging die Anzahl Todesfälle dagegen leicht zurück (-0.3 Prozent) und in den Kantonen Graubünden, Glarus, Basel-Stadt und Schaffhausen nahm sie um weniger als 5 Prozent zu.

Bei der Abnahme der Lebenserwartung im Alter von 65 Jahren liessen sich die stärksten Abnahmen (wieder nicht nur auf Corona bezogen) für die Männer in den Kantonen Schwyz (-2,1 Jahre), Genf (-1,8 Jahre) und Tessin (-1,8) und für die Frauen in den Kantonen Jura (-1,8), Obwalden (-1,7), Waadt (-1,4) und Tessin (-1,4) beobachten.

(aeg/sda)

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163 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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La Marmotte rose
25.10.2021 11:44registriert März 2020
Es stimmt nicht ganz, dass es eine Abnahme der Lebenserwartung in der Schweiz seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben hat. 2015 ist sie gegenüber 2014 auch minim gesunken; dies nach einer ausserordentlichen Grippewelle sowie infolge des Hitzesommers (Quelle, Daten BFS)
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Beardman
25.10.2021 11:21registriert Januar 2018
Habt ihr noch Quellen zu diesem Artikel? Es ist nicht wirklich ersichtlich von wo diese Informationen stammen.
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Leuchtfeuer
25.10.2021 12:10registriert August 2018
Wartet bis die klimakrise in so richtig in fahrt kommt. Dan wird die lebenserwartung weltweit drastisch reduziert.
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163
Es ist wieder weiss in der Schweiz ...🧐
Der April macht seinem Ruf wieder einmal alle Ehre. In der Schweiz sind in den letzten Wochen unterschiedlichste Wetterkapriolen zu beobachten. Heute Morgen waren verschiedene Ortschaften plötzlich eingeschneit – so zum Beispiel Bern.

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