In Grossbritannien und in den USA starben bis heute deutlich mehr Angehörige ethnischer Minderheiten an den Folgen einer Infektion mit dem Coronavirus als die Durchschnittsbevölkerung. Vor allem betroffen sind Schwarze und Asiaten – aber auch Roma, Sinti und Nomaden.
Die viel höhere Sterblichkeitsrate bei Schwarzen zeigte z.B. eine Studie aus Harvard, die im April 2021 veröffentlicht wurde. Die Forscherin Tamara Rushovich hat mit ihrem Team genau hingeschaut und festgestellt: Männer haben zwar ein höheres Risiko an Corona zu sterben, wenn man sie mit weissen Frauen vergleicht. Aber schwarze Frauen haben laut der Studie ein knapp viermal höheres Risiko an Corona zu sterben als weisse Männer. Schwarze Männer haben sogar ein mehr als sechsmal grösseres Risiko an Corona zu sterben als weisse Männer.
Viele von den sogenannten «People of Colour» arbeiten in den USA in Jobs, in denen Abstand halten oder Homeoffice nicht möglich sind. Sie füllen zum Beispiel Regale in Supermärkte, tragen Pakete aus, fahren Lieferwagen, Busse oder U-Bahnen.
Armut, schlechte Gesundheitsversorgung und soziale Benachteiligung sind drei wichtige Gründe, dass sich Afroamerikaner häufiger mit dem Virus infizieren. Dazu kommt, dass sie oft in Gegenden mit einer mangelhaften Gesundheitsversorgung leben.
Armutsbedingt leiden sie häufiger an chronischen Krankheiten wie Herzkrankheiten oder Diabetes im Zusammenhang mit Übergewicht, die wiederum eine Infektion mit dem Coronavirus gefährlicher machen. Dadurch, dass sie auch oft nicht krankenversichert sind, gehen die schlechter gestellten Angehörigen der afroamerikanischen Bevölkerung bei Symptomen nicht oder erst spät zum Arzt. Ein Teufelskreis.
Schon im Sommer 2020 belegte eine Studie der Gesundheitsbehörde Public Health England, dass in England Personen mit schwarzer und asiatischer Abstammung einem deutlich erhöhten Sterberisiko ausgesetzt sind, wenn sie sich mit dem Coronavirus anstecken. Personen mit chinesischer, indischer, pakistanischer oder karibischer Herkunft sterben um zehn bis 50 Prozent häufiger an Covid-19 als weisse Engländer. Viele der Betroffenen leben in armen Gebieten des Landes und sind sozial benachteiligt.
Das selbe zeigt eine neue Studie bezüglich des Impffortschrittes: Afroamerikaner waren bis im Juli zu 54 Prozent geimpft – Weisse zu 67 Prozent.
Wie vor einem Jahr bekannt wurde gibt es auch genetische Risiken. So haben Menschen, die in ihren Genen ein bestimmtes Erbgut des Neandertalers aufweisen, ein höheres Risiko für schwere Covid-19-Verläufe. Die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen, die diese Genvariante geerbt haben, bei einer Infektion mit dem Corona-Virus künstlich beatmet werden müssen, ist etwas dreimal höher.
Besonders häufig findet sich diese Risikovariante bei Menschen in Südasien, wo etwa in Bangladesch 63 Prozent der Bevölkerung die genetische Variante aufweist. In Europa hat nur einer von sechs Menschen die Risikovariante geerbt, während sie in Afrika und Ostasien so gut wie gar nicht vorkommt.
Wie die Pandemie nun aber zeigt, sind äussere Merkmale wie dunkle Haut deutlich gefährlicher, wenn es um das Krankheitsrisiko geht. Dabei geht es nicht nur um Biologie, sondern vor allem auch um Soziologie und Rassismus.