Schweiz
Coronavirus

Kein Pardon von Parmelin: SVP-Bundesrat sieht Impfen als «Bürgerpflicht»

Bundespraesident Guy Parmelin spricht an einer Medienkonferenz ueber das Rahmenabkommen mit der EU, am Mittwoch, 26. Mai 2021, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
SVP-Bundesrat Guy Parmelin sieht das Impfen als «acte citoyen» – quasi als Bürgerpflicht.Bild: keystone

Kein Pardon von Parmelin: SVP-Bundesrat sieht Impfen als «Bürgerpflicht»

Entgegen der Linie seiner Partei steht der SVP-Bundesrat Guy Parmelin dem Covid-Zertifikat nicht kritisch gegenüber. Im Gegenteil: Seiner Meinung nach ist es richtig, dass Impfablehner mit den Konsequenzen ihrer Entscheidung leben müssen.
02.06.2021, 05:44
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«Die eigene Freiheit stoppt dort, wo die Freiheit der anderen beginnt.» Diesen Satz sagte Bundespräsident Guy Parmelin am Dienstag im Interview mit dem «Blick». Die Aussage bezog sich auf seine Haltung zum Covid-Zertifikat und der damit verbundenen Debatte über Recht und Unrecht von Nachteilen gegenüber Ungeimpften.

Doch von Anfang an: Der Bund will in den nächsten Wochen das Covid-Zertifikat lancieren. Mithilfe dieses Zertifikats soll man vor Reisen oder Veranstaltungen nachweisen können, dass man geimpft, genesen oder getestet ist.

Im Umkehrschluss bedeutet das: Ungeimpfte können dadurch vom Restaurant- oder Stadiumsbesuch ausgeschlossen werden. Ein Dorn im Auge von Corona-Skeptikern. Auch die SVP wettert seit langem gegen diese Ungleichbehandlung: «Wir lehnen eine zu breite Anwendung des Covid-Zertifikats ab – es führt zu Diskriminierung und einem versteckten Impfzwang», sagte SVP-Nationalrat Thomas Aeschi etwa zum «Blick».

Impfen ist ein «acte citoyen»

Doch nicht alle Mitglieder der SVP sind dieser Meinung. Das zeigen per Öffentlichkeitsgesetz freigegebene Dokumente. Bundespräsident Guy Parmelin gehörte zu den ersten, die ein Covid-Zertifikat forderten. Bereits im Februar forderte Parmelins Generalsekretariat eine «elektronisch lesbare Karte», die wie ein Impfausweis funktionieren soll, um die Geimpften zu legitimieren.

Parmelins Generalsekretärin Nathalie Goumaz sagte gar, dass sich impfen zu lassen ein «acte citoyen» sei, also ein Akt eines verantwortungsvollen Bürgers, quasi eine Bürgerpflicht. Die Rückkehr zur Normalität für die Geimpften sei stärker zu gewichten als die Gefahr, dass Ungeimpfte eingeschränkt bleiben.

Auf eine Impfung zu verzichten, sei ein persönlicher und damit eigenverantwortlicher Entscheid. Ungeimpfte müssten deshalb auch mit den Konsequenzen leben. «Das finden wir vollkommen akzeptabel», so Goumaz.

Im Interview mit dem «Blick» darauf angesprochen, sagte Parmelin: «Wir wollen alle in die Normalität zurückkommen». Er fände es diskriminierender, wenn sich die Geimpften künftig weiterhin an Einschränkungen halten müssten.

«Es gibt keinen Impfzwang. Alle können entscheiden, ob sie sich impfen lassen wollen oder nicht – sie müssen aber auch die Konsequenzen tragen», so Parmelin. «Die eigene Freiheit stoppt dort, wo die Freiheit der anderen beginnt. Das ist eine Abwägung.» (dfr)

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305 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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frog77
02.06.2021 06:08registriert Dezember 2016
Lupenreiner Klartext was das Impfen anbelangt. Schade wagen sich die meisten Politiker nicht solches auszusprechen..
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lumpensammlerin
02.06.2021 05:56registriert Mai 2019
Der eine überlegt und handelt fürs Land, der andere nur für seine Partei und die Polemik / Wiederwahl / ...
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Kohlmeise
02.06.2021 06:16registriert November 2020
Bravo Herr Bundesrat 🥳

So habe ich das in der Ethik-Vorlesung beigebracht bekommen und finde es absolut richtig und wichtig!

Lasst euch impfen wenn ihr könnt...

Mit 36 Stunden Erfahrungen nach der 1. Impfung kann ich berichten, dass die Starrkrampf-Impfung unangenehmer für mich war.
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