Das ist einmal mehr die Frage. Wer sich deswegen impfen lassen will, muss zudem entscheiden, ob er oder sie die neuen Omikron-Impfstoffe von Moderna und Pfizer abwarten will. Diese sind voraussichtlich erst im Herbst erhältlich. Der Omikron-Impfstoff von Moderna zum Beispiel erzeugt gegenüber dem bisherigen einen besseren Schutz mit einem doppelt so hohen Antikörper-Titer gegen die Omikron-Varianten. Auch Pfizer/Biontech haben Studien mit zwei vielversprechenden Omikron-Booster am Laufen. Gemäss Biontech sollen die Omikron-Kandidaten auch die aktuell zirkulierende Variante BA.5 neutralisieren, wenn auch geringer als BA.1.
Wer die Impfung jetzt will, muss mit den alten Stoffen vorliebnehmen. Auch diese erhöhen mit einer vierten Dosis den Schutz - oder besser gesagt: Sie bringen den Schutz wieder auf das Niveau nach dem ersten Booster. Denn der Schutz vor Infektion sinkt mit der Zahl der Antikörper im Blut in den ersten drei Monaten nach der Impfung deutlich. In der ersten Omikron-Welle im Januar infizierten sich aber selbst frisch geboosterte Personen, weil Omikron bestehende Immunitäten umgehen kann. Der erste - und somit auch der zweite - Booster schützt schlecht (weniger als 50 Prozent) vor einer Ansteckung mit Omikron.
Das heisst jedoch nicht, dass der alte Impfstoff als Booster wirkungslos wäre. Eine neue Datenanalyse des amerikanischen Gesundheitsministeriums CDC zeigt die Wirksamkeit bezüglich der Todesfälle: Der Unterschied ist nicht riesig, aber im Einzelfall relevant. Doppelt Geimpfte haben ein um 81 Prozent reduziertes Risiko an einer Omikron-Infektion zu sterben, Personen mit zusätzlich einer Booster-Impfung ein 86 Prozent reduziertes Risiko, und solche mit zwei Boostern ein um 99 Prozent reduziertes Risiko. Dies im Vergleich zu ungeimpften, über 50-jährigen Personen.
Das BAG rät erst immungeschwächten Personen zur vierten Impfung. Gerade für ältere Personen, welche die Impfungen bisher sehr gut vertragen haben, kann der zweite Booster aber Sinn machen. Zu bemerken ist, dass die Corona-Sterblichkeit durch die aufgebauten Immunitäten inzwischen sehr tief ist. Denn der Schutz vor schwerer Krankheit besorgen die langlebigen Gedächtniszellen des Immunsystems. Die Sterblichkeit ist inzwischen geringer als bei Grippe.
Bei Jüngeren ist die Entscheidung schwieriger, es ginge darum, eine Infektion zu vermeiden. Das Immunsystem aber kann sich besser auf Neues ausrichten, wenn schon mehrere Monate seit der letzten Impfung (mit dem alten Wirkstoff) vergangen sind. Das würde aktuell gegen den zweiten Booster sprechen.
Wer aber ein Jahr mit der nächsten Impfung zuwartet, hat beim immer noch heftig zirkulierenden Virus ein ziemlich hoches Risiko, dass er oder sie sich in der Zwischenzeit infiziert - und wie aktuell häufig beobachtet für einige Tage das Bett hüten muss. Ausserdem birgt eine Infektion das Risiko der inzwischen bekannten Langzeitfolgen wie Atemprobleme, grosse Müdigkeit und Kopfweh.
Doch auch ein Booster kann das Infektionsrisiko nicht genügend eindämmen. Dazu wären neuartige Impfungen wie Nasensprays nötig, welche die Immunität auch in der Nasenschleimhaut und im Rachen aufbauen. Diese werden erst entwickelt.
Ob 4. Impfung oder nicht, ist für die meisten Personen deshalb weniger relevant als eine andere Frage, welche man sich stellen muss: Will ich mit Masketragen und Lüften das Risiko einer Infektion im Alltag reduzieren? Dieser Schutz ist auch mit Omikron unverändert hoch. (aargauerzeitung.ch)
Besteht die Gefahr, dass es wieder so stark ausbricht wie am Anfang oder besteht Hoffnung dass es ganz verschwindet? Hat jemand Erfahrung damit?