Omikron sorgt in Grossbritannien für ÖV-Frust: In den letzten Tagen sind im Vereinigten Königreich dutzende Züge ausgefallen. Dies, weil das Zugpersonal erkrankt war oder sich in Quarantäne befand.
Sind grossflächige Ausfälle auch in der Schweiz möglich? Bei den SBB ist die Personaldecke aktuell besonders in der Westschweiz dünn. «In der Romandie fehlen uns am 25. Dezember noch acht Lokführerinnen und Lokführer. Wir suchen mit SMS-Aufrufen und Mailings wie verrückt nach Freiwilligen», sagt Hanny Weissmüller, oberste Lokführerin der Schweiz, zu watson. Finden sich keine Leute, drohen in der Romandie wie im Herbst erneut Zugausfälle. Ob die betreffenden Lokführer in der Westschweiz erkrankt sind oder aus anderen Gründen ausfallen, ist nicht klar.
Denn in der Westschweiz fehlt es auch ohne Corona an Zugpersonal. Puffer gibt es kaum.
«Wenn dann noch Omikron richtig einschlägt, könnte auf bestimmten Linien jeder zweite Zug ausfallen», so die Präsidentin des Lokomotivpersonals in der Gewerkschaft des Verkehrspersonals (SEV). Bereits letzten September fuhren Regioexpress-Verbindungen entlang des Genfersees zeitweise im Halbstunden- statt Viertelstundentakt.
In der Deutschschweiz ist die SBB-Personalsituation zwar trotz Unterbestand besser. Dies auch, weil sich Lokführerinnen einfacher zwischen den verschiedenen Stützpunkten verschieben lassen. «Im Depot Genf hingegen haben wir trotz der neuen Ausbildungsabgängerinnen ein grosses Problem», so Weissmüller. Lokführer dürfen nämlich erst nach einem Jahr Berufserfahrung auf der neuen Strecke nach Annemasse (Frankreich) fahren. Dies verkompliziere die Tourenplanung massiv.
Laut SBB-Medienstelle befindet sich die Personalsituation aktuell «in einem normalen Rahmen». Ziel und Auftrag der SBB sei es, die Mobilität zu gewährleisten. «Deshalb bereitet sie sich – wie auch schon vor Corona – fortlaufend auf unterschiedliche Szenarien vor». Mehr dazu wollen die SBB nicht sagen. Das Bahnunternehmen hat mittelfristig Massnahmen ergriffen, um mehr Mitarbeiter einzustellen. Bis im Frühling werden in der ganzen Schweiz rund 200 Lokomotivführer ihre Ausbildung absolvieren.
Bereits arg von Corona gebeutelt sind die Winterthurer Verkehrsbetriebe. Stadtbus Winterthur musste Anfang Dezember wegen der vielen Krankheits- und Quarantänefälle das ÖV-Angebot massiv ausdünnen. Die Behörden sprechen von einer Notsituation, weil über 30 Busfahrerinnen und Busfahrer teils bis Ende Jahr ausfallen.
Nicht nur die Bahnen, auch Airlines kämpfen mit kranken Mitarbeitenden. Die Lufthansa hat über das Weihnachtsfest mehrere Interkontinentalflüge gestrichen, weil sich zu viele Piloten krankgemeldet haben. Betroffen seien vom 23. bis 26. Dezember vor allem Verbindungen über den Nordatlantik, etwa nach Boston, Houston oder Washington, teilte die Lufthansa am Donnerstag mit. Die Swiss ist laut einem Sprecher nicht betroffen: «Derzeit haben wir keine Engpässe beim Personal», heisst es.
Aber auch die Swiss hat sich verkalkuliert. Diese Woche wurde bekannt, dass die Airline hunderte bereits entlassene Flugbegleiterinnen zurückholen will. Sonst droht bei der Airline im Frühling ein Personalmangel.
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Der Beruf ist einfach nicht interessant (mind. 45 Std/Woche und immer das Risiko die ganze Bussen selber zutragen)
Seit Jahren haben die Lokführer Mangel, nur weil man mal dacht, dass man nicht so viele Lokführer braucht und bei Bedarf die ja aus dem nahen Ausland schnell rektutieren und umschulen kann.
Und versucht bloss nicht an den Einstellungskriterien rumzufummeln!