Die Umzugs- und Ausbaupläne stammen aus der Vor-Coronazeit, aus einer Epoche also, in der «Homeoffice» in der hiesigen Wirtschaftswelt eher ein theoretisches Konzept war denn eine gelebte Wirklichkeit. Trotzdem hält Deloitte-Schweiz-Chef Reto Savoia nun daran fest, bei der Fläche jedenfalls hat er keine Abstriche gemacht, wie er betont: «Wir glauben an die Zukunft des Büros.» Und so zieht er im Juli mit seinen 2000 Angestellten in die neuen, grösseren Büroräumlichkeiten in Zürichs aufstrebenden Westen.
Doch Savoia hat ein paar Änderungen angebracht: Statt Einzelbüros und Schreibtischen ohne Ende gibt’s neu sogenannte «Collaboration Spaces» für kreative Sitzungen, für Events und gemütliche Treffen. Und es wird auch eine Bar geben. Deloitte ist kein Einzelfall, in vielen grösseren Firmen wird derzeit in die Büro-Atmosphäre investiert, mit dem Ziel, den informellen Austausch zu fördern, auch über die eigene «Bubble» hinweg, und das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Unternehmenskultur zu stärken.
Auch Arbeitgeberpräsident Valentin Vogt ist überzeugt: «Es wird nicht weniger Bürofläche geben, sondern andere Büroflächen.» Oder anders gesagt: «Gleich viel Quadratmeter mit Gemeinschaftsflächen.» Ohne Teamspirit jedenfalls, ohne den Kitt, der die Firma ausmacht, oder ohne «Purpose», wie es heute heisst, droht die Loyalität der Angestellten zu sinken. Wer nur zu Hause sitzt, dem wird es letztlich egal, für welches Unternehmen er arbeitet. Bunte Sofas, Pflanzen oder Töggeli-Kästen können den Unterschied ausmachen, gefragt ist nun ein Kreativumfeld à la Google statt ein Einzelkämpfertum à la Uber.
Die grosse Mehrheit der Mitarbeitenden freue sich auf die Rückkehr ins Büro, sagt Savoia und beruft sich da nicht nur auf Feedbacks aus dem eigenen Beratungsunternehmen, sondern auch auf Stimmen der Unternehmenswelt und von seinen Kunden. «Die Menschen wollen zurück an den Arbeitsplatz, aber nicht jeden Tag.» Savoia geht davon aus, dass das Gros der Angestellten in Zukunft drei bis vier Tage im Büro und ein bis zwei Tage im Homeoffice – oder wo auch immer – arbeitet.
Ähnlich tönt es bei der Bank Vontobel, wo die Mitarbeitenden nach all den Monaten Homeofficepflicht den «eindeutigen Wunsch» hätten, wieder im Büro zu arbeiten und sich auch wieder physisch treffen zu können. Ein Wunsch, der auch der hauseigenen Philosophie der Bank entspricht. Vontobel habe bewusst «in den vergangenen Jahren die Campusidee in Zürich weiterentwickelt und die Mitarbeitenden möglichst im gleichen Quartier mit einer kostenfreien Kantine zusammengezogen», sagt Sprecher Peter Dietlmaier. «Vieles lässt sich am gemeinsamen Mittagstisch oder bei einem Kaffee ohne grossen organisatorischen Aufwand besprechen.» Gleichzeitig habe Vontobel auch die Vorteile alternativer Arbeitsplätze erkannt, weshalb Dietlmaier im Vergleich zur «Vor-Coronazeit» eine «grössere Flexibilität» in Bezug auf Homeoffice verspricht.
Ein Teil der neu erwachten Freude aufs Büro liegt auch an der weit verbreiteten «Zoom Fatigue», unter der nicht wenige Chefs leiden, wie sie erzählen. Ein Online-Meeting jage das andere, für jede einfachste Frage, die man auch bei der Kaffeemaschine hätte klären können, brauche es derzeit einen Call. Brainstorming, Kreativität, Inspiration – das funktioniert nur im persönlichen Gespräch. Ebenso wie schwierige Situationen. Man muss sich in die Augen schauen können, was aber mit den Online-Konferenztools nicht funktioniert: Entweder schaut man auf dem Bildschirm sein Gegenüber an, oder man schaut in die Kamera und sieht den Gesprächspartner nicht.
Ein Anrecht auf Homeoffice gibt’s nicht, ausser ein solches ist im Arbeitsvertrag explizit geregelt. «Hingegen können die Arbeitgeber ihre Mitarbeitenden nicht von heute auf morgen zurück ins Büro beordern», wie Arbeitsrechtsexperte Thomas Geiser betont. Denn es gibt eine gegenseitige Rücksichtnahmepflicht. So muss etwa der Arbeitgeber seinen Angestellten eine Übergangsfrist gewähren, in der sie etwa die Kinderbetreuung neu organisieren können.
Vor allem die Chefs...
Ein Programmierer hingegen kann gut einen höheren Home Office Anteil haben. Besonders, wenn er eher introvertiert ist.
Ein Manager braucht jedoch viel mehr Austausch. Da stört Home Office eher.
Am besten sind daher flexibler Lösungen die auf die Bedürfnisse des Einzelnen Rücksicht nehmen. Man wird nicht alle über einen Kamm scheren können.