Was entsteht aus:
Richtig, das hier:
Ein Rindsburger. Oder zumindest ein Rindsburger-Replikat, der möglichst nah an einen echten Rindsburger herankommen soll. Sowohl optisch als auch geschmacklich. Einfach ohne totes Tier.
Der Beyond Burger des kalifornischen Start-Ups «Beyond Meat» ist vielleicht das beste Beispiel für den Boom an Fleisch-Alternativen, den die Schweiz zurzeit erlebt. Obwohl sich hierzulande nur fünf Prozent der Bevölkerung vegetarisch oder vegan ernähren, ist der Erbsenprotein-Burger in aller Munde. Kein Fleisch essen ist cool, trotz heftiger, subventionierter Gegenwehr der Fleisch-Lobby.
Ein Blick in die Regale der Detailhändler bestätigt dies: Bei Coop gibt es mittlerweile über 1000 vegane Produkte. 45 davon sind Fleisch- und Fisch-Alternativen. Vor fünf Jahren waren es noch 15. Ähnlich sieht es bei der Migros aus: 40 Fleischersatzprodukte, Tendenz steigend. Selbst in den Dorfläden von Volg gibt es mittlerweile fünf Burger und Schnitzel ohne eigentliches Fleisch.
Die Hersteller der fleischlosen Fleischprodukte bewerben ihre Artikel gerne als tierfreundliche, gesunde Alternativen zu herkömmlichem Fleisch. Im ersten Punkt haben sie damit natürlich Recht: Für die erbsenprotein- und sojabasierten Erzeugnisse müssen keine Tiere sterben. Das ist auch gut fürs Klima: Ein Kilo Sojaprodukt belastet die Umwelt beispielswiese nur halb so stark wie ein Kilo Hühnchen.
Punkto Gesundheit sind die Versprechen der Hersteller jedoch mit Vorsicht zu geniessen. Für Sarah Pritz, diplomierte Ernährungsberaterin, ist der Begriff «Ersatzprodukt» irreführend: «Ich würde es eher ‹Nothelfprodukt› nennen», sagt sie. Für Veganer, die bei sozialen Gepflogenheiten wie einer Grillparty nicht länger «nur eine Pepperoni auf den Grill werfen möchten», seien die Fleisch-Alternativen eine veritable Option. «Zur Grundernährung würde ich diese Erzeugnisse aber keinesfalls zählen.»
Die Gründe dafür sind genauso vielfältig wie es das Sortiment mittlerweile ist. Deswegen lasse sich auch keine pauschale Aussage über die Fleisch-Alternativen machen, sagt Pritz. Trotzdem gibt es einige Problempunkte.
Hochverarbeitete Industrieprodukte gelten generell als ungesund. Der Grund dafür ist ziemlich einfach: Durch stetiges Erhitzen, wieder Abkühlen lassen, Pressen und mit Wasser behandeln, werden Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe zerstört. Diese Verarbeitung durchlaufen viele der Fleisch-Alternativen, so auch der Beyond Burger.
«Bei vielen veganen Fleisch-Alternativen ist die Energiedichte höher als beim originalen Produkt», sagt Pritz. Auch seien sie sehr stärkehaltig. Dadurch setze die Sättigung erst später ein und man esse prinzipiell mehr. Auch für die Zahngesundheit sei dies nicht optimal, da es die Zahn- und Mundgesundheit negativ beeinflusse, weil weniger gekaut und dadurch weniger Speichel produziert werde. Dieser würde während des Kauvorgangs jedoch protektiv wirken.
Wie eingangs im Artikel aufgezählt, beinhaltet der beliebte Beyond Burger 21 Inhaltsstoffe. «Oft heisst es, je länger die Liste an Inhaltsstoffen, desto ungesünder ist das Produkt», sagt Ernährungsberaterin Pritz. Das stimme zwar nicht unbedingt, da viele der kryptisch tönenden Inhaltsstoffe unbedenklich seien. «Ascorbinsäure ist zum Beispiel nichts anderes als Vitamin C.» Auch die meisten Geliermittel seien unbedenklich. Pektin, ein gängiges Geliermittel, komme zum Beispiel natürlich im Apfel vor.
Trotzdem gäbe es einiges auf der Liste des Beyond Burgers, das gesundheitstechnisch bedenklich sei. Das raffinierte Kokosöl zum Beispiel, oder die zusätzlichen Aromastoffe und Salze, erläutert Pritz.
Auch die Verpackung macht Pritz Sorgen: «Bei den oftmals in Plastik verpackten Produkten werden immer wieder Mineralöl-Rückstände gefunden. Diese können potenziell gesundheitsschädlich sein.» Eine Studie mit Tieren legte dar, dass die Rückstände sich in verschiedenen Organen anreichern und zu Entzündungen führen können. Auch könnten sie krebserregend sein.
Dies ist jedoch nicht nur ein Problem der Fleischersatzprodukte, sondern aller verpackten Lebensmittel.
Viele der Fleisch-Alternativen basieren auf Soja. «Bei Soja gibt es jedoch hormonelle Unklarheiten», so Pritz. Die darin enthaltenen Östrogene könnten einen Einfluss auf den Hormonhaushalt haben. Dies sei jedoch noch nicht abschliessend geklärt. «Ich empfehle daher veganen Männern, zur Deckung ihres Eiweissbedarfs nicht ausschliesslich auf Sojaprodukte zu setzen.»
Um dem natürlichen Fleischgeschmack möglichst nahe zu kommen, setzen Hersteller wie Beyond Meats oftmals auf Aromen, Geschmacksverstärker und Salz. «Das kann dazu führen, dass sich die Geschmackspräferenzen einer Person verändern.» Das wiederum könnte zur Folge haben, dass einem naturbelassene Lebensmittel nicht mehr gleich gut schmecken wie vorher und man öfters Lust auf stark gesalzenes und aromatisiertes Essen hat.
Sind Beyond Burger und Co. also gesund? «Jein. Es gibt mittlerweile so viele Produkte, da kann man keine pauschale Antwort geben.» So sei das Planted Chicken, ein ETH-Start-Up, dessen ebenfalls auf Erbsenprotein basiertes Hühnchenimitat mittlerweile in über 550 Coop-Filialen und 80 Restaurants in der Schweiz erhältlich ist, gesundheitlich ziemlich unbedenklich.
Trotzdem rät die Ernährungsberaterin zu massvollem Konsum. Eine vollwertige Ernährung mit frischen Produkten ersetze man damit nämlich nicht. Und zum Schluss:
Denke die vielen Billig Fleischprodukte die bei uns auf dem Grill landen wären im Vergleich nicht besser.
Aber finde es trotzdem gut, wenn man darauf aufmerksam macht, dass nicht alles vegane automatisch gesund ist.