Als C.S.* vor zwei Wochen seinen letzten Wiederholungskurs (WK) als Richtstrahlpionier antrat, wollte er ein Experiment machen: Er meldete sich als Vegetarier an.
Einerseits, weil er wissen wollte, wie man in der Armee als Vegetarier behandelt wird und andererseits aus Solidarität. «Bei unserem letzten WK habe ich die meiste Zeit mit einem anderen Soldaten verbracht, der seit einigen Jahren vegetarisch lebt. Er meldete dies auch vor Beginn des WKs an, musste aber feststellen, dass auf seine Ernährungsweise praktisch nie Rücksicht genommen wurde», erzählt der 27-Jährige. Dem Kollegen sei vier Wochen lang fast immer das Fleischmenu serviert worden – einfach ohne Fleisch.
Aus der Überzeugung, je mehr Vegetarier sich anmelden, desto eher werden ihre Wünsche berücksichtigt, meldete sich C.S. beim nächsten WK also auch als Vegi an. Gebracht hat es nicht viel. «Ich musste mit Bedauern feststellen, dass das Militär auch im Jahr 2021 keine Rücksicht auf Vegetarier nimmt».
Stand zum Beispiel Spaghetti mit Tomaten-Thunfischsauce auf dem Speiseplan, so gab es für die Fleischabstinenzler einfach «blutte Spaghetti ohne Sauce». Beim Chili con Carne mussten kurzfristig noch Tortellini, ebenfalls ohne Sauce, gekocht werden, weil man die Vegetarier vergessen hatte.
Auf Anfrage gibt sich die Armee sehr wohl offen gegenüber anderen Ernährungsweisen: «Die jeweiligen Kommandanten haben den Auftrag, eine möglichst bedarfsorientierte Verpflegung sicherzustellen», sagt Armeesprecher Daniel Reist.
Dabei solle eine abwechslungsreiche Verpflegungsplanung nicht nur die tägliche «optimale Zufuhr sämtlicher Nährstoffe» garantieren, sondern auch zur Gesunderhaltung der Truppe beitragen, «wobei auch der oft sehr unterschiedliche und gelegentlich auch hohe Kalorienbedarf zu berücksichtigen ist.»
Dieser hohe Kalorienbedarf wurde in der Kaserne von C.S. zumeist mit Fleisch gedeckt. Auf einem Bild des Menüplanes ist ersichtlich, dass von 14 warmen Mahlzeiten 13 Fleisch beinhalteten. Dazu kommt zum Teil noch Aufschnitt zum Frühstück. Für C.S. unverständlich: «Die meisten meiner Kameraden, mit denen ich über das Thema Fleischkonsum gesprochen habe, haben mir gesagt, im Privaten nie so viel Fleisch zu essen wie im WK.» Es sei weder ökologisch, noch gesundheitlich, noch finanziell sinnvoll, so viel Fleisch auf dem Speiseplan zu haben.
Armeesprecher Reist stimmt dem teilweise zu: «Es ist anerkannt, dass heutzutage noch zu viel tierische Produkte verspiesen werden, und es ist unbestritten, dass dies wiederum einen negativen Einfluss auf die Umwelt und unser Klima hat.» Deswegen «Vegi-Tage» einzuführen, sei jedoch nicht im Interesse der Armee «und mit Bestimmtheit auch nicht im Interesse der Truppe».
Als Beweis nennt Reist einen Pilotversuch auf einem grossen Waffenplatz letztes Jahr: «Wir haben versucht, nur noch maximal eine Fleisch- oder Fischmahlzeit pro Tag zu servieren. Die Reaktion der Dienstleistenden war rasch und heftig.» Der Versuch musste abgebrochen werden.
Ungeachtet der gesundheitlichen und ökologischen Vorteile würde es auch wirtschaftlich Sinn machen, weniger Fleisch zu servieren. Das Budget von CHF 8.75 pro Tag und Person wäre um einiges leichter einzuhalten.
Die Armee macht bereits erste Babyschritte in diese Richtung: «Wir beliefern die Truppe schon heute verstärkt nur noch mit pflanzlichen Ölen, Gemüsebouillon, veganer Bratensauce und Sojaprodukten, um so eine vegetarische und sogar vegane Zubereitung aller Stärkebeilagen und Saucen sicherstellen zu können», sagt Armeesprecher Reist. Auch eine Sensibilisierung über die Auswirkungen des Konsums von tierischen Lebensmitteln sei bei den Armeeangehörigen zu spüren.
Wohl aber noch nicht stark genug, wie das Pilotprojekt von letztem Jahr zeigt. Und ohne den Willen aller Armeeangehörigen werden Vegetarier in der Armee wohl noch länger auf einen gnädigen Truppenkoch hoffen oder sich mit trockenen Spaghetti zufrieden geben müssen.
Ich habe mehrheitlich sehr offene und engagierte KüChes erlebt, die gerne auch fleischlose Mahlzeiten bereitstellten, oder wenigstens das Fleisch immer als Zusatz und nahrafte Alternativen.
Ich habe auch in weit über 1'000 Diensttagen eigentlich viel und oft fleischlose Mahlzeiten erlebt. und das schon vor 20 Jahren.
Hier wird aus einem "Erlebnis" direkt ein allgemeines Urteil gefällt.
P.S. es kommt auch darauf an, wie es gefordert wird ;)
Das sind die, die mit Turnschuhen einrücken.
Iss doch mal in einer Kampftruppe oder Panzereinheit mit 4’000 kcal Bedarf / Tag nur ein Zucchetti Gratin zum z Mittag 😂😂😂