Schweiz
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In diesem Alter ziehen Schweizer von zu Hause aus

A man carries a cardboard box out of a house during a house moving in Zurich, Switzerland, pictured on January 31, 2009.(KEYSTONE/Urs Jaudas)

Ein Mann traegt am 31. Januar 2009 in Zuerich waehrend ei ...
Junge Menschen wohnen länger bei den Eltern als noch vor 20 Jahren.Bild: KEYSTONE

Frauen früher, Männer später – wann wir von zu Hause ausziehen

Mit rund 23 Jahren ist die Hälfte der Bevölkerung aus dem Elternhaus ausgezogen. Die Männer bleiben im Durchschnitt länger zu Hause sitzen als gleichaltrige Frauen. Aber: Die jungen Menschen leben heute auch länger bei ihren Eltern als noch vor 20 Jahren.
13.10.2025, 15:3513.10.2025, 17:08

Knapp ein Viertel der Bevölkerung zieht bis zum 20. Lebensjahr von zu Hause aus. Mit 25 Jahren sind es dann bereits 70 Prozent und mit 30 leben nur noch 10 Prozent bei den Eltern. Auffällig ist dabei, dass jüngere Jahrgänge länger bei den Eltern bleiben als die Generationen vor ihnen.

Bei Menschen mit einem Jahrgang zwischen 1988 und 2007 dauert es knapp 2 Jahre länger, bis sie von zu Hause ausziehen als noch bei den Jahrgängen 1968 bis 1987. Vor allem bei denen, die bis zum 20. Lebensjahr in ihre eigene Bleibe ziehen, sind die Unterschiede gross – während vor 20 Jahren noch über 30 Prozent ausgezogen waren, sind es bei jüngeren Jahrgängen mit 19,1 Prozent mehr als 10 Prozentpunkte weniger. Erst im Alter von 30 Jahren gleicht sich die Quote der beiden Altersgruppen von 90 gegenüber 86 Prozent langsam an.

Frauen ziehen früher aus

Für den Zeitpunkt des Auszuges von zu Hause spielt das amtliche Geschlecht eine zentrale Rolle, so ziehen Frauen im Durchschnitt früher bei den Eltern aus als Männer. Mit 21,9 Jahren ist die Hälfte der Frauen ausgezogen. Die Männer benötigen mit 23,4 Jahren rund eineinhalb Jahre länger, um die 50-Prozent-Marke zu erreichen.

Die grössten Unterschiede sind wiederum bei den jungen Menschen zu beobachten, die bis zum 20. Lebensjahr das Elternhaus verlassen. Fast 30 Prozent der Frauen leben bereits nicht mehr zu Hause, bei den Männern sind es nur knapp 21 Prozent. Und erneut gleichen sich die beiden Gruppen bis zum 30. Lebensjahr einander an. So beträgt der Unterschied nur noch etwas mehr als 6 Prozent.

Wird zusätzlich noch der Ausbildungsstand miteinbezogen, kommt einer der Ursprünge der Unterschiede zwischen den Geschlechtern zum Vorschein. Gerade bei der Gruppe, die bis zum 20. Lebensjahr ausgezogen ist und einen Tertiärabschluss – sprich ein Diplom von einer Universität oder Fachhochschule – absolviert hat, ist der Unterschied zwischen Frauen und Männern mit nur 1,8 Prozent sehr klein.

Wird nur die Gruppe der Menschen, die zwischen 1989 und 2007 geboren wurden, untersucht, ist der Unterschied mit 0,1 Jahren sogar praktisch verschwunden. Dagegen sind nur rund 11 Prozent der Männer ohne Tertiärabschluss von zu Hause ausgezogen – fast 10 Prozentpunkte weniger als bei den Frauen.

Bis zum 25. Lebensjahr werden die prozentualen Unterschiede nochmals grösser. So leben nur knapp mehr als die Hälfte der Männer ohne Tertiärausbildung nicht mehr zu Hause. Gegenüber beinahe 70 Prozent der Frauen. Auch bei den Menschen, die eine Hochschule oder Universität besucht haben, wird der Unterschied von 1,8 auf 7,8 Prozentpunkte wieder um einiges grösser. Aber verhältnismässig gleichen sich alle Gruppen einander an und bis 30 ist der Anteil der Männer, die während dieser Zeit ausziehen, gleich gross wie bei den Frauen.

Bei den Menschen mit Tertiärabschluss und ab 30 Jahren sind dann erneut die Frauen häufiger ausgezogen, nämlich mit 95,4 Prozent gegenüber 87,8 Prozent bei den Männern. Dagegen bleiben die Unterschiede zwischen den amtlichen Geschlechtern bei den Menschen ohne Tertiärabschluss über alle Alterskategorien signifikant, und dies selbst bei den jüngeren Geburtsjahren.

Sprachregionen und Staatsangehörigkeit

Menschen in der französischen Schweiz sowie der Deutschschweiz ziehen etwas früher von zu Hause aus als in der italienischen Schweiz. In den französischen und deutschen Sprachregionen sind 50 Prozent mit 22,8 beziehungsweise 22,5 Jahren bei den Eltern ausgezogen, in der italienischen Schweiz dauert es bis 24,4 Jahre.

Bis zum 20. Lebensjahr leben Personen mit einer Staatsangehörigkeit aus einem Nachbarland mit 35 Prozent oder aus anderen Ländern mit 31 Prozent signifikant häufiger nicht mehr bei den Eltern als gleichaltrige Schweizerinnen und Schweizer mit nur gerade 22 Prozent. Allerdings gleicht sich diese Quote schnell an, so ziehen viele Menschen mit Schweizer Staatsangehörigkeit zwischen dem 20. und 25. Lebensjahr von zu Hause aus. Dadurch bleibt mit 69 zu 76 Prozent nur noch ein signifikanter Unterschied zu Menschen aus den Nachbarländern festzustellen und mit 30 Jahren ist dann auch diese Lücke auf 3 Prozentpunkte geschrumpft.

Distanz und Kontakt zu den Eltern

Viele der 20- bis 39-jährigen Menschen, die von zu Hause ausgezogen sind, leben in der Nähe des Elternhauses. So wohnen 22 Prozent in einem Radius von 10 Minuten der Eltern. Beinahe die Hälfte benötigt höchsten eine halbe Stunde und 61 Prozent maximal eine Stunde. Andererseits leben auch 22 Prozent mehr als fünf Stunden von den Eltern entfernt.

Besonders nahe bei den Eltern wohnen Personen, die in den letzten fünf Jahren ausgezogen sind. 69,5 Prozent der frisch Ausgezogenen leben maximal eine Stunde von den Eltern entfernt, während es bei den Menschen, die vor fünf oder mehr Jahren ausgezogen sind, nur noch 57,4 Prozent sind.

Zu beobachten ist ausserdem, dass Menschen, die im ländlichen oder intermediären Gebiet leben, näher bei den Eltern wohnen als Menschen in den Städten. Hingegen macht das Geschlecht, die Sprachregion, ob mit oder ohne Kinder und das Alter keinen Unterschied bei der Distanz zum Wohnort der Eltern.

Nicht nur leben junge Menschen, die von zu Hause ausgezogen sind, häufig in der Nähe ihrer Eltern, sie sind auch oft in Kontakt mit ihnen. Mehr als ein Drittel sieht oder spricht mit ihren Eltern praktisch jeden Tag. 80 Prozent haben mindestens einmal pro Woche Kontakt und nur gerade 4 Prozent geben an, weniger als einmal im Monat oder nie Kontakt zu den Eltern zu haben.

Die grössten Unterschiede ergeben sich hier erneut im Geschlecht der befragten Personen. 44,6 Prozent der Frauen geben an, täglichen Kontakt zu den Eltern zu haben, hingegen sind es bei den Männern nur gerade 23,6 Prozent. Das Gleiche gilt für Menschen mit und ohne Kinder, so haben 41,5 Prozent der Personen mit Nachwuchs täglichen Kontakt zu den Eltern. Bei den Kinderlosen dagegen nur 30,6 Prozent.

Wohnsituation nach dem Auszug

Nachdem die 20- bis 39-Jährigen aus dem Elternhaus ausgezogen sind, leben 22 Prozent alleine und beinahe ein Drittel teilt die Wohnung mit einer Partnerin oder einem Partner. Bei 38 Prozent leben Kinder im Haushalt und rund 10 Prozent wohnen mit anderen Personen in einer Wohngemeinschaft. Während sich der Anteil der jungen Leute in Haushalten mit Kindern über die letzten zehn Jahre stetig verkleinerte, nahm der Anteil der alleinlebenden Personen und der Personen in Wohngemeinschaften zu.

Wenig überraschend leben 97 Prozent der Menschen mit Kindern auch mit ihren Kindern zusammen, dazu kommt, dass über 90 Prozent dann auch noch mit ihren Partnerinnen und Partnern zusammen wohnen. Bei den Menschen ohne Kinder leben 35 Prozent alleine und fast die Hälfte, rund 49 Prozent, mit der Partnerin oder dem Partner und weitere 16 Prozent in Wohngemeinschaften. Vor allem ist ein Unterschied bei den Altersgruppen und ihren Wohnsituationen zu beobachten. Während die 20- bis 29-Jährigen seltener alleine oder in Paarhaushalten wohnen, leben sie signifikant öfter in Wohngemeinschaften.

Die Dauer seit dem Auszug hat ebenfalls einen starken Einfluss auf die Wohnsituation. So nimmt der Anteil der Menschen, die in Wohngemeinschaften leben, bei denen deutlich ab, die vor mehr als fünf Jahren bei den Eltern ausgezogen sind.

Insgesamt ergibt sich beim Vergleich der Geburtenjahrgänge eine Tendenz hin zu einem späteren Auszug von zu Hause. Weitere Faktoren wie das Geschlecht, der Bildungsstand, die Sprachregion und die Staatsangehörigkeit scheinen auch eine wichtige Rolle zu spielen. (can / mit Material vom Bundesamt für Statistik)

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42 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Chalbsbratwurst
13.10.2025 17:29registriert Juli 2020
"Über 60 Prozent leben nahe bei ihrer Eltern.
Anteil der Menschen, die eine Reisedauer von bis zu 60 Minuten zum Wohnort ihrer Eltern haben."

In einer 1Std. fährt man von Zürich nach Schaffhausen.
Behauptet wirklich jemand der in Zürich lebt, dass er nahe bei seinen Eltern wohnt, wenn diese in Schaffhausen leben?

Also für mich ist alles was mehr als 15min fahrt entfernt liegt nicht mehr wirklich nah. Sonst könnte ich ja auch behaupten ich kaufe in der Nähe ein und fahre dann von Zürich nach Schaffhausen zum einkaufen 😉
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Chätschgummi
13.10.2025 16:25registriert Juni 2025
Ich denke das ist individuell. Aus meiner Sicht macht es riesigen Spass, eine Whg zu suchen, alles selbst zu managen, ein eigenes Zuhause einzurichten. Es macht dann auch Spass andere einzuladen. Hat mich in meiner Selbstentfaltung, Selbstsicherheit, Kreativität und Freiheit enorm gestärkt.
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Chätschgummi
13.10.2025 16:27registriert Juni 2025
Bin rund 6 Mte nach Lehrabschluss zuhause ausgezogen. Bereute es keine Minute, trotz tollem Elternhaus🙏
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