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Weleda soll laut «Spiegel» enge Verbindungen zur SS gehabt haben

Weleda soll laut «Spiegel» enge Verbindungen zur SS gehabt haben

06.09.2025, 21:1806.09.2025, 21:18
Das Gebaeude der Weleda in Arlesheim am Sonntag, 8. Oktober 2006. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Bild: KEYSTONE

Die Naturkosmetikfirma Weleda hatte laut einem Bericht des «Spiegel» in der NS-Zeit enge Verbindungen zur SS. Dies galt demnach insbesondere für Kooperationen im Konzentrationslager Dachau. Weleda will nach eigenen Angaben «eine lückenlose Aufarbeitung der Geschichte».

Laut «Spiegel» bezog das Unternehmen mit Sitz in Arlesheim BL in der Zeit des Nationalsozialismus Heilkräuter aus einer landwirtschaftlichen Anlage, die von der SS in Dachau nach biologisch-dynamischen Methoden betrieben worden sei. KZ-Häftlinge seien dort als Zwangsarbeiter eingesetzt worden.

Das Magazin berief sich auf eine noch unveröffentlichte Studie der Historikerin Anne Sudrow im Auftrag der Gedenkstätte Dachau.

Sudrow zeige darin, dass es während des Nationalsozialismus generell enge Verbindungen zwischen der Anthroposophie-Szene in Deutschland, der biologisch-dynamischen Demeter-Landwirtschaft sowie der SS gegeben habe.

Das Unternehmen habe eine Frostschutzcreme geliefert, die der SS-Arzt Sigmund Rascher in Dachau mutmasslich für Menschenversuche verwendet habe. Sudrow belegt laut «Spiegel», dass es auch personell enge Verbindungen zwischen Weleda und der SS in Dachau gegeben habe. So hätten ehemalige Weleda-Mitarbeiter eine zentrale Rolle für die dort eingerichtete «Plantage» gespielt.

In der Weleda-Firmengeschichte wird laut «Spiegel» die an die SS gelieferte Creme erwähnt. Dort heisse es, dass unklar sei, ob Rascher diese für Menschenversuche eingesetzt habe oder ob das überhaupt seine Absicht gewesen sei. Die Tätigkeit des Gärtners Lippert im KZ Dachau habe «in keinerlei Verbindung zu seiner früheren Tätigkeit bei Weleda» gestanden.

Das auf Naturkosmetik und anthroposophische Arzneimittel spezialisierte Unternehmen teilte am Samstag auf Anfrage von Keystone-SDA mit, man verurteile die Gräueltaten des Nationalsozialismus aufs Schärfste. Faschismus, Antisemitismus, Rassismus oder rechtsextremes Gedankengut hätten bei Weleda keinen Platz.

Dem Unternehmen sei es ein grosses Anliegen, die eigene Historie transparent aufzuarbeiten. Entsprechend sei 2023 die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte mit einer wissenschaftlichen Studie beauftragt worden, die 2024 veröffentlicht worden sei.

Weleda werde nach dem Erscheinen des Buches der Historikerin Anne Sudrow dennoch analysieren, ob möglicherweise Details der Firmengeschichte noch nicht beleuchtet seien. (sda/afp)

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65 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Looca23
06.09.2025 22:02registriert März 2022
Es ist leider so, dass viele Nazi-Kollaborateur-Firmen noch heute erfolgreich sind. VW, Audi, Bayer, Deutsche Bank, AEG, Siemens. Aufarbeitung ist sicher wichtig, die Firmen 3 Generationen später noch abzustrafen, macht für mich aber wenig Sinn.
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Mimo Staza
06.09.2025 22:16registriert März 2020
Bin etwas zwiegespalten. Einerseits ist eine lückenlose Aufarbeitung wichtig. Andererseit ms schauen wir gerne die Verfehlungen und Verstrickungen der Vergangenheit an, wo nichts mehr geändert weden kann und nehmen damit Aufmerksamkeit weg von aktuellen Fällen, wo eigentlich noch reagiert werden könnte.
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flausch
06.09.2025 22:45registriert Februar 2017
Huh? Dies ist doch (fast) alles bereits seit Jahren bekannt? So ernst zu nehmen mit ihrer "lückenlosen Aufarbeitung" scheinen die es also nicht zu nehmen.
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