Der weiterhin stark schwächelnde Absatz von E-Autos hat auch im Juli für eine negative Entwicklung bei den Neuzulassungen in Deutschland gesorgt. Die Neuzulassungen von E-Autos brachen im Vergleich zum Vorjahr um 36,8 Prozent ein. Ein starkes Plus bei Hybrid-Autos und leichte Zuwächse bei Verbrennern konnten dies nicht ausgleichen.
Die Gründe für die anhaltende Absatzschwäche seien «vielfältig», sagte Constantin Gall von der Beratungsfirma EY: «Die Konjunktur entwickelt sich anhaltend schwach, Privatleute und Unternehmen gehen mit ihrem Geld sehr vorsichtig um und investieren zurückhaltend. Die nach wie vor hohen Neuwagenpreise schrecken zudem ab.»
Mit Blick auf die E-Auto-Zahlen sprach Gall von einem Markt, der «jegliche Dynamik verloren» habe. «Viele Kunden zweifeln an den Perspektiven von Elektroautos.» Dass aus der Politik immer mehr Rufe nach einer Abkehr vom Verbrenner-Aus im Jahr 2035 kommen, sorge zusätzlich für Verunsicherung.
Neben der im vergangenen Jahr ausgelaufenen öffentlichen Förderung beim E-Autokauf nennt Gall die hohen Preise, das «sehr überschaubare Angebot an bezahlbaren elektrischen Kleinwagen» und den Preisverfall bei gebrauchten Elektroautos als gewichtige Gründe für die E-Auto-Skepsis.
In der Schweiz sind die E-Auto-Verkäufe mit 17,6 Prozent Marktanteil im laufenden Jahr auf das Niveau von 2022 zurückgefallen.
In Europa und den USA stagnieren die Verkäufe, während der Elektro-Boom in China anhält. Allerdings zeigt sich auch dort eine gewisse Verschiebung von reinen E-Autos (BEV) zu teilelektrischen Plug-in-Hybriden (PHEV).
2024 ist für E-Autos ein schwieriges Jahr. Experten gehen jedoch davon aus, dass die Verkäufe schon 2025 wieder anziehen, unter anderem, weil in der EU ab nächstem Jahr nochmals strengere CO₂-Vorschriften gelten.
Insgesamt wurden in Deutschland im Juli 238'263 Neuwagen zugelassen: 2,1 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. 12,9 Prozent (30'762) der Neuwagen hatten einen reinen Elektroantrieb. Knapp 80'000 Hybride wurden neu zugelassen – ein Plus von 18,4 Prozent. Knapp 15'000 davon waren aufladbare Plug-in-Hybride.
Anteilsmässig holten die Hybridfahrzeuge zur meistverkauften Antriebsklasse, dem Benzinmotor, auf. Im Juli wurden 83'405 neue Benziner zugelassen, in etwa so viele wie im Vergleichszeitraum. Bei Neuwagen mit Dieselantrieb gab es ein leichtes Plus von 1,4 Prozent auf gut 43'000. Der durchschnittliche CO2-Ausstoss der Neuwagenflotte stieg um 7,2 Prozent.
In der Schweiz haben die seit Jahren boomenden Hybrid-Autos (HEV) inzwischen einen Marktanteil von 32 Prozent, weitere 9 Prozent sind Plug-in-Hybride (PHEV). Laut dem Verband Auto Schweiz haben die Voll- und Mildhybrid-Autos damit «den Benziner als führende Motorisierung abgelöst.»
Die deutschen Autobauer sind erwartungsgemäss unzufrieden mit ihrer Geschäftssituation. Das Geschäftsklima in der Automobilindustrie habe sich im Juli weiter verschlechtert, erklärte das Münchener Ifo-Institut.
Die Produktionskapazität ist demnach nur noch zu 77,7 Prozent ausgelastet, 43,1 Prozent der Unternehmen klagen über fehlende Aufträge. Die Exporterwartungen sanken ebenfalls. «Die Autoindustrie schlittert damit weiter in die Krise», erklärte Ifo-Forscherin Anita Wölfl.
Die E-Auto-Flaute trifft auch Tesla, das die Produktion nicht auf boomende Hybrid- oder Plug-in-Hybrid-Modelle umstellen kann. Das von Tech-Milliardär geführte Unternehmen schloss das zweite Quartal in Folge mit einem deutlichen Gewinnrückgang ab. In Europa verkaufte Tesla in der ersten Jahreshälfte 13 Prozent weniger E-Autos als im ersten Halbjahr 2023. Das Unternehmen legt daher den geplanten Ausbau seiner deutschen E-Auto-Fabrik auf Eis.
(afp/t-online)