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Facebook-Leak-Check: Bin ich betroffen?

Facebook-Datenleak: Über 38'223 User erfuhren via watson, ob sie betroffen sind

Bin ich vom Facebook-Leak betroffen? watson stellte für die Schweiz ein Tool zur Verfügung. Und konnte so tausende Betroffene informieren.
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06.04.2021, 13:0607.04.2021, 10:19
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Diese Meldung sorgte am Wochenende für Furore: Die persönlichen Daten von über 533'000'000 Facebook-Usern – darunter Vor- und Nachnamen sowie Handynummern – sind in dubiosen Hackerforen aufgetaucht. Darunter auch jene von über einer Million Personen aus der Schweiz.

Die Datensätze stammten aus dem Jahr 2019: Sie wurden damals abgesogen und mehrfach zum Verkauf angeboten. Erst jetzt wurden sie jedoch frei zugänglich – zumindest für jene, die wussten, wer solche Daten wo anbietet. Der Social-Network-Riese Facebook stellte sich auf den Standpunkt, dass es alte Daten seien, über den Leak längst berichtet wurde und das Problem bereits behoben wurde.

Betroffene ärgerten sich am Osterwochenende trotzdem, wie Reaktionen auf Twitter und Co. zeigten. Facebook verzichtete nämlich darauf, ein weiteres Mal über das Leck zu informieren, obschon durch die weite Verbreitung der Daten ein massives Missbrauchspotential geschaffen wurde. Stalker:innen können jetzt einfacher Handynummer und Wohnorte herausfinden. Psychologische Manipulation durch vertrauliche Daten (Stichwort Social Engineering) wird ebenfalls vereinfacht.

watson informierte tausende User

watson stellte deshalb an Ostersonntag ein einfaches Abfragetool zur Verfügung. Dieses durchsuchte den geleakten Datensatz von Personen mit einem Schweiz-Bezug, wo insgesamt 1'585'488 Personendaten enthalten waren. Darunter auch die Handynummern von Regierungsmitgliedern.

Handynummer im Format 41790000000 Was gibt ?
Hier kannst überprüfen, ob deine Handynummer auch geleakt wurde.

Dieses Tool war datenschutzmässig so konzipiert, dass es die eingegebene Handynummer verschlüsselt überträgt und ein einfaches «gefunden» oder «nicht gefunden» zurückgibt. Die persönlichen Daten der Leserinnen und Leser wurden nicht gespeichert und nach der Abfrage vernichtet. Es wurde lediglich erfasst, welche IP-Adresse wann eine Anfrage stellte und was das Ergebnis der Überprüfung war.

Eine erste Auswertung zeigt: seit Sonntagabend haben fast 40'000 User das Tool benutzt. Bei rund 9000 von ihnen war die Handynummer frei im Internet zugänglich. Rund 30'000 mal fanden sich keine Hinweise auf geleakte Datensätze. Das Interesse am Abfragetool war enorm: Zeitweise wurden über 500 Handynummern pro Minute abgefragt, die Positivitätsrate betrug insgesamt rund 23 Prozent.

Datenleck war über «Scraping» möglich

Möglich war das Datenleck durch eine Technik namens «Scraping». Dabei werden öffentliche Daten auf Webseiten durch automatisierte Abfragen systematisch abgesogen. Sprich: Facebook hatte es selbst ermöglicht, dass Betrüger:innen an die Daten herankommen. Früher konnten Facebook-User nämlich über die Suchfunktion allein anhand der Telefonnummer gefunden werden.

Diese automatisierten Datenabfragen verstiessen zwar gegen die Facebook-Regeln. Sie waren aber technisch möglich und sorgten dafür, dass Datenschutz-Skandale rund um Camebridge Analytica oder Clearview AI aufkamen. Facebook hat mittlerweile dieses systematische Scraping erschwert. Der aktuelle Datenleck zeigt jedoch, dass Daten öffentlich bleiben, wenn sie einmal abgegriffen wurden.

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ulmo
06.04.2021 13:24registriert März 2016
Es wurden nur so viele Betroffenen gefunden, weil so viel getestet wurde. Dies meisten waren ja Symptomlos. Wir sollten deshalb nun nicht in eine Massnahmen-Hysterie verfallen und nach einem Lockdown unserer Facebook-Profile rufen. Stattdessen müssen wir einfach mit den Datenschutzskandalen von Facebook zu leben lernen. Es betrifft ja hauptsächlich ältere Personen (welche überhaupt noch Facebook nutzen). Diese konnten ja bereits ein langes Leben ohne Datenlecks geniessen.
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Jonaman
06.04.2021 12:29registriert Oktober 2017
Hab das nun endlich zum Anlass genommen, den Facebook Account zu löschen.
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Maragia
06.04.2021 12:35registriert April 2016
Uh meine Daten sind auch drin, also Handynummer und Name. Da ich weder meine Handynummer noch Name wechseln kann, habe ich wohl einfach Pech gehabt? :)
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