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Salt will Verbindungslöcher mit Hilfe von Elon Musk stopfen

iPhone und Starlink von SpaceX (Symbolbild)
Als erster Mobilfunkanbieter Europas hat das Schweizer Unternehmen Salt sein Handynetz mit dem Internet-Satellitennetz verbunden.Bild: imago-images.de

Salt will Mobil-Funklöcher mithilfe von Elon Musks Starlink stopfen

Die Konkurrenten Swisscom und Sunrise sind offenbar noch nicht so weit.
01.07.2025, 14:0402.07.2025, 07:17
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Salt holt sich im Kampf gegen Funklöcher Hilfe von oben. Als erster Mobilfunkanbieter Europas hat das Schweizer Unternehmen sein Handynetz mit dem Internet-Satellitennetz Starlink von Tesla-Gründer Elon Musk verbunden und eine SMS über den Orbit verschickt.

Beim Test am Dienstag in Interlaken zeigte sich, dass herkömmliche Smartphones über die 4G-Technologie SMS direkt über Satelliten senden und empfangen können. Dies sei der erste Schritt auf dem Weg zu einer Netzabdeckung auch in gar nicht oder in schlecht mit Handysignalen versorgten Gebieten, sagte Salt-Chef Max Nunziata vor den Medien.

Die Verbindung über die Satelliten sei dabei kein Ersatz für das bisherige Mobilfunknetz, sondern eine Ergänzung. Lediglich wenn keine Handyantennen am Boden in Reichweite seien, würden die Handys auf die Satelliten zugreifen. Damit habe man auch eine Verbindungsmöglichkeit in Gebieten, die von Handyantennen nicht abgedeckt werden, oder bei Naturkatastrophen, wenn das Mobilfunknetz beschädigt sei, hiess es.

So kam beispielsweise bei den verheerenden Bränden in Los Angeles im Januar die Satellitentechnik von Starlink zum Einsatz. Damals erlaubte der US-Telekomregulator FCC den Versand von Textnachrichten, wenn die irdischen Handyantennen im Brandgebiet nicht funktionierten.

Fliegende Mobilfunkantennen

Die Starlink-Satelliten fungieren als fliegende Mobilfunkmasten, wie Salt erklärte: Sie übertragen direkt das Signal an normale Smartphones über reguläre Mobilfunkfrequenzen. Es seien weder spezielle Geräte noch zusätzliche Apps notwendig. Der aktuelle Test konzentrierte sich nur auf die Übertragung von SMS. Telefonie und Datendienste sollen in den nächsten Phasen folgen.

Allerdings ist die Bandbreite beschränkt. Man kann SMS oder iMessages verschicken, aber fürs Videostreaming ist die Technologie nicht gedacht. Während Mobilfunkantennen Geschwindigkeiten von über 1 Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) erlauben, ist laut den Technikern über Satelliten eine Geschwindigkeit von 1 bis 3 Megabit pro Sekunde realistisch.

Zudem ist die Reaktionszeit (Latenz) grösser, weil das Signal einen viel weiteren Weg bis zum Satelliten zurücklegen muss als bis zu einer normalen Handyantenne. Denn die Sendeanlagen im tiefen Erdorbit sind rund 360 Kilometer entfernt.

Zudem fliegen die Satelliten, von denen einer einen Radius von rund 50 Kilometern abdeckt, mit einer sehr hohen Geschwindigkeit übers Land. Beim Test verlor das Handy jeweils nach einer halben Minute den Kontakt zum Satellit. Bis der nächste kam, bei dem sich das Testhandy wieder einloggen konnte, dauerte es über eine Minute.

Das lag aber an den Testbedingungen, die das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) erlaubte: Die Abdeckung war eng auf Interlaken beschränkt. Beim Telefonieren führt der Unterbruch zwischen zwei Satelliten zu Verzögerungen mitten im Gespräch.

Bisher nur Test

Salt hatte bereits vor zwei Jahren die Zusammenarbeit mit Starlink angekündigt, die eine Tochter von Musks Raumfahrtunternehmen Spacex ist. Die definitive Einführung satellitengestützter Mobilfunkdienste in der Schweiz für kommerzielle Zwecke hänge von regulatorischen Vorgaben und entsprechenden Genehmigungen ab, hiess es: «Salt steht hierzu in engem Austausch mit den zuständigen Behörden.»

Die Schweizer Regulatoren müssen sich mit ihren Kollegen aus den Nachbarländern koordinieren, um Interferenzen der Signale in den Grenzregionen zu vermeiden. Salt-Chef Nunziata wollte deshalb keinen Termin nennen, wann der kommerzielle Start der Satellitenverbindung für die Salt-Kunden stattfinden werde. Das hänge von den Regulatoren ab.

Bereits im Einsatz ist Technik in den USA, in Neuseeland, Australien und in Japan. Starlink will in diesem Jahr in weitere Länder expandieren. Neben der Schweiz sind dies laut Spacex-Angaben Kanada, Peru, Chile und die Ukraine.

Den ersten mobilfunkfähigen Satelliten hatte Spacex im Januar 2024 in den Orbit geschossen. Mittlerweile kreisen über 650 solche Starlink-Satelliten um den Globus. Diese fliegen alle innerhalb von einem Tag über die Schweiz.

Swisscom und Sunrise noch nicht so weit

Die Konkurrenz hierzulande ist noch nicht so weit. Swisscom-Chef Christoph Aeschlimann hatte allerdings im vergangenen Februar angekündigt, Angebote von Satelliten-Firmen der US-Milliardäre Elon Musk oder Jeff Bezos zu prüfen. Damit will die Swisscom Lücken im Breitbandinternet abdecken. Die Gespräche seien noch nicht abgeschlossen, sagte ein Swisscom-Sprecher am Dienstag auf Anfrage. Deshalb könne er nicht mehr dazu sagen.

Sunrise plant kurzfristig kein solches Angebot, wie ein Sprecher des zweitgrössten Telekomkonzerns sagte: Aber künftige Kooperationen mit einem Satelliten-Anbieter und anderen Unternehmen seien nicht ausgeschlossen. Man habe bereits eine hohe Abdeckung von über 99 Prozent. Diese bezieht sich aber auf die Bevölkerung und nicht auf die Fläche. Auch Salt und die Swisscom beziffern die Abdeckung auf über 99 Prozent.

«In einem Land mit Infrastrukturen wie der Schweiz zielen solche Satelliten-Verbindungen derzeit auf sehr spezifische Nischenanwendungen ab», erklärte der Sunrise-Sprecher: So seien beispielsweise Notrufe in Gebieten ohne Mobilfunkabdeckung über direkte Satellitenverbindungen mit bestimmten Apple iPhones und Android-Smartphones möglich.

(awp/sda)

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26 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Herr Hirnweh Grübelmüd
01.07.2025 15:04registriert März 2025
Obwohl ich seit vielen vielen Jahren zufriedener Salt-Kunde bin, wäre das für mich ein Grund sofort zu wechseln.
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What is a DJ if he can't scratch
01.07.2025 14:38registriert Oktober 2022
LOL. Wenn man zu wenig investieren möchte in die hiesige Infrastruktur und dann plötzlich Apartheid-Clyde mit seinen Satelitten kommt, dann muss man sich ja nicht mehr selber bemühen um Abdeckung. Das man sich und die Kundschaft dabei unter die Knute eines Soziopathen begibt ist irrelevant. Der Bonus in der Teppichetage ist eh gewiss...
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Bünzlifresser
01.07.2025 16:34registriert Dezember 2023
Gut, damit ist es endgültig. Ich bin weg von Salt.
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