Den Lokführerinnen und Lokführern wird seit diesem Frühling bei jedem Hauptsignal angezeigt, wie viele Sekunden sie vor oder hinter dem idealen Fahrplan liegen. Damit wollen die SBB nicht nur ihre Pünktlichkeit verbessern, sondern auch ihren Energieverbrauch weiter senken.
Denn diese Anzeige erlaube es dem Lokpersonal, die Fahrweise optimal an die aktuelle Verkehrslage anzupassen - so lasse sich etwa energieintensives Beschleunigen verhindern, teilten die SBB am Donnerstag an einem Medienanlass mit.
Die neue Pünktlichkeitsanzeige - im SBB-Jargon abgekürzt «PüA» - ergänzt bereits ergriffene Massnahmen für einen stabileren Fahrplan. So wurde 2020 das optimierte Fahrprofil (vPRO) eingeführt.
Dieses teilt der Lokführerin oder dem Lokführer die optimale Fahrstrategie mit, die mit aktuellen Informationen zum Betrieb rund rund eine Stunde vor der Abfahrt berechnet wird, wie Matthias Tuchschmid, SBB-Programmleiter Energiesparen, ausführte.
Statt beispielsweise auf einem Abschnitt mit der möglichen Höchstgeschwindigkeit zu fahren und bei hohem Luftwiderstand viel Energie zu verbrauchen, um dann wieder abzubremsen und langsam dahinzurollen, gibt ein Algorithmus die zu fahrende Durchschnittsgeschwindigkeit an, damit eine pünktliche Fahrt zwischen zwei Punkten resultiert.
Die im April eingeführte «PüA» zeigt dem Lokpersonal nun auf dessen Tablet auf einen Blick die sekundengenaue Abweichung zu den errechneten Zeiten des optimalen Fahrprofils an. Das Lokpersonal erhalte damit alle 30, 40 Sekunden ein Update und könne entsprechend früh reagieren, hielt Roland Aeschbacher, Projektleiter Energieeffizienz, dazu fest.
«Je höher die Pünktlichkeitswerte sind, desto tiefer ist die absolut ins Bahnstromsystem eingespeiste Strommenge», sagte Aeschbacher. Ein Zug, der pünktlich sei, könne energieeffizienter fahren. Und er blockiere zudem andere Züge nicht, die dadurch ebenfalls ohne unnötiges Bremsen und energieintensives Beschleunigen auf dem Netz unterwegs sein können.
2015 hatten die SBB zudem das System «Adaptive Lenkung (ADL)» eingeführt, das sie als «grüne Welle» bezeichnen. Bei einem drohenden Halt vor einem Signal wird die Lokführerin oder der Lokführer vorzeitig benachrichtigt und ihr oder ihm eine langsamere Tempoempfehlung abgegeben, sodass ein unnötiger Stopp - und das spätere energieintensive Anfahren - vermieden werden kann.
Mit der «ADL», die gerade beim Güterverkehr zum Tragen kommt, sparen die SBB gemäss eigenen Angaben im Jahr rund 70 Gigawattstunden Energie ein. Und dank «vPRO» benötigen sie jährlich weitere rund 50 Gigawattstunden weniger.
Die «PüA» sei nun ein «weiteres Instrument für eine präzisere, stabilere und damit energieeffizientere Bahnproduktion». Dessen Entwicklung habe rund 400'000 Franken gekostet, hiess es am Donnerstag. Diese Kosten dürften in einem halben Jahr wettgemacht sein - durch die erzielten Energieeinsparungen.
Die SBB setzen im Rahmen ihrer Energiestrategie seit 2012 systematisch Massnahmen beim Rollmaterial, beim Betrieb sowie bei den technischen Anlagen und in den Gebäuden um. Bislang seien mehr als 250 einzelne Massnahmen angestossen und umgesetzt worden, teilten die SBB mit.
Heute würden die Züge insgesamt rund vier Prozent weniger Energie als 2010 benötigen – und dies, obwohl rund 15 Prozent mehr Züge fahren als damals. Bis 2030 wollen die SBB ihre Energieeffizienz um 30 Prozent steigern. (sda)
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