Man mag uns SchweizerInnen nachsagen, dass wir nicht das sonnigste Gemüt haben. Das liegt vielleicht daran, dass so viele von uns an einem chronischen Vitamin-D-Mangel leiden. Um den auszugleichen, geht's mit folgenden Wanderungen hoch hinaus, um Sonne, Wärme und schöne Aussichten zu geniessen. Dem Klima zuliebe sind die Wanderungen in der Schweiz und gut mit dem ÖV erreichbar.
Mithilfe des SBB Online-Fahrplans kannst du nicht nur deine Reise planen, sondern mit dem Umweltrechner auch deinen CO2-Ausstoss berechnen. Die Zugreise wird einer Autoreise gegenübergestellt. Die Berechnungen basieren auf Durchschnittswerten für Auslastung und Verbrauch der Fahrzeuge. Diese kannst du auch individuell anpassen. Das System berechnet zudem den direkten Energieverbrauch. Dabei werden auch indirekte ökologische Auswirkungen durch Bau, Unterhalt und Entsorgung von Infrastruktur und Fahrzeugen berücksichtigt.
Die hier vorgestellten Wanderungen sind leicht bis mittelschwer und du brauchst dafür solides Schuhwerk. Um sicherzugehen, dass auf dem Berg die Sonne tatsächlich scheint, empfiehlt es sich, vorher den Wetterbericht zu studieren und die Webcams der Gipfel anzuschauen. Leider ist auf das Wetter ja gerade eh wenig Verlass, auch was Schneeverhältnisse und Temperaturen angeht (hallo, Klimawandel!).
Der Etzel ist der Hausberg von Pfäffikon Schwyz und liegt mit seinen 1098 Metern über Meer oft über der Nebeldecke. Der Aufstieg, der vor allem am Schluss sehr steil verläuft, lohnt sich auch wegen des Bergrestaurants «Etzel Kulm». Anfang 2021 hat ein neues Pächterinnen-Team den Betrieb übernommen. Sie legen, wie sie sagen, viel Wert auf Nachhaltigkeit: Fleisch, Käse, Milchprodukte, Eier, Brot- und Backwaren sowie Weine kommen vom «Nachbuur». Achtung, Dienstag ist Ruhetag.
Ausgangspunkt der Wanderung ist das berühmte Benediktinerkloster im Zentrum von Einsiedeln. Seit dem Mittelalter ist es einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte Europas – nicht zuletzt wegen seiner «Schwarzen Madonna». Die Wanderung führt via Sihlsee, dem flächenmässig grössten Stausee der Schweiz, über Wiesen und Weiden, hoch auf den Etzel. Ein Teil der Route gehört zum Jakobsweg.
Nach rund 2,5 Stunden und 10,6 Kilometern hat man sich einen Imbiss und den super Rundumausblick verdient. Auf der einen Seite der Sihlsee mit dem Kleinen und Grossen Mythen, auf der anderen Seite der Zürichsee und der Seedamm Rapperswil. Runter schafft man die 4,8 Kilometer in rund einer Stunde. Von Schindellegi-Feusisberg könnt ihr dann gemütlich mit der S-Bahn nach Hause tuckern.
Der Gulmen, auch Gulme genannt, ist ein Berggipfel auf 1788 Metern über Meer. Er befindet sich oberhalb des Walensees, beziehungsweise oberhalb von Amden, im Kanton St.Gallen. Informier dich vorher, ob und wann der Weg aper ist. Das bedeutet «schneefrei», habe ich als «Unterländlerin» soeben gelernt.
Los geht's in Amden, Dorf. Fünf Kilometer und 1,5 Stunden später bist du bereits oben auf dem Gulmen. Von hier hast du eine schöne Panoramasicht auf die Glarner und Toggenburger Alpen sowie auf den Walensee.
Nur ein Berggipfel mit Restaurant ist ein guter Berggipfel! Die Alpwirtschaft Furgglen ist aber nicht auf dem Gipfel, sondern weiter unten gelegen; u. a. via Hinter Höhi und dem Ammler Höhenweg erreichbar. Hier wirst du mit Speis und Trank versorgt, die du auf der Sonnenterrasse geniessen kannst. Fleisch und Milchprodukte kommen aus der Eigenproduktion direkt ab der Alp. Wenn du dich sattgegessen und an der Aussicht sattgesehen hast, geht es in rund einer Stunde wieder runter zum Ausgangspunkt Amden, Dorf. Kurz vor dem Ziel kommst du am Restaurant «Erlebnisbad und Skibeiz» vorbei. Hier kannst du in einem der drei Fichten-Holzfässer bei 35 bis 40 Grad im Quellwasser vor dich hinköcheln und währenddessen nochmals etwas essen und trinken, bevor es nach Hause geht.
Dass das Tessin die «Sonnenstube» der Schweiz ist, muss ich niemandem sagen. Gemäss Meteo Schweiz war Locarno letztes Jahr der sonnigste Ort der Schweiz. Ganze 2452 Stunden strahlte die Sonne vom Himmel. Auf Platz 2 schaffte es Lugano mit 2340 Sonnenstunden – und hier führt uns die Wanderung hin. Genauer gesagt, auf den San Salvatore.
Der Hausberg von Lugano, wegen seiner Form auch «Zuckerhut» genannt, liegt auf 912 Metern über Meer. Seit 1890 kannst du ab Lugano-Paradiso bequem die Standseilbahn nehmen und in 10 Minuten die 600 Höhenmeter hinter dich bringen. Achtung, bis und mit 3. Dezember 2021 ist sie wegen Revisionen geschlossen.
Wenn du dir stattdessen zu Fuss deine Aussicht «verdienen» willst (oder musst): Für die rund 8 Kilometer vom Bahnhof Lugano bis zum Aussichtspunkt brauchst du etwa 2 Stunden und 15 Minuten sowie gute Lungen.
Auf dem Gipfel angekommen gehst du am besten ganz hoch zur Kirche. Von hier aus hast du eine atemberaubende 360-Grad-Aussicht. Du blickst unter anderem auf Lugano und den gegenüberliegenden Monte Brè sowie auf den Lago di Lugano hinab. In der Weite siehst du bei klarer Sicht das Matterhorn und die Dufourspitze.
Im Gipfelrestaurant «Vetta» gibt es mediterrane, saisonale Küche auf der Terrasse oder der gedeckten Panoramaveranda. Das Restaurant ist wie die Seilbahn erst ab 4. Dezember 2021 wieder geöffnet.
Nun geht es weiter Richtung Morcote. Für die 9 Kilometer brauchst du auf direktem Weg rund 2 Stunden und 15 Minuten. Im KünstlerInnendorf Carona lohnt sich jedoch ein Abstecher in den botanischen Garten «Parco San Grato». Er ist das ganze Jahr geöffnet und der Eintritt ist gratis.
Du wanderst weiter durch Kastanienwälder und gelangst dann nach Morcote. Bevor du am See die Fähre zurück nach Lugano nimmst, sind die Burg von Morcote und die Kirche Santa Maria del Sasso wunderbare Orte, um zu verweilen und den Blick nach Italien rüberschweifen zu lassen.
Sonnenschein hin oder her – falls das Wetter nicht mitspielen sollte, finden wir die Sonne diesen Herbst und Winter hoffentlich immerhin im Herzen ;-) Und für ein wenig Wärme (ohne das anstrengende Reisen und Wandern) gibt es ja zum Glück auch noch die Sauna.
Mein Tipp: Mit Zug und Bus bis Bettlach Allmend, Wanderung auf den Bettlachberg, weiter hinter dem Bettlachstock (neu mit UNESCO Weltnaturerbe Label) durch zum Brüggli, Abstieg nach Selzach.