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Kanton Zürich soll sich an die Tiefengeothermie wagen

Kanton Zürich soll sich an die Tiefengeothermie wagen – das musst du wissen

27.02.2023, 14:3227.02.2023, 15:43
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Das Zürcher Kantonsparlament hat am Montag das Thema Geothermie zurück auf die politische Agenda gebracht – genauer die Tiefengeothermie, bei der bis zu fünf Kilometer tief in den Boden gebohrt wird. Der Regierungsrat muss jetzt aufzeigen, wie er diese Technik fördern will.

Der Kantonsrat überwies das Postulat von SVP, FDP, EVP und Mitte mit 165 Ja zu 1 Nein an den Regierungsrat. Dieser hat nun maximal zwei Jahre Zeit, einen Bericht dazu vorzulegen.

Was bringt das?

Baudirektor Martin Neukom (Grüne) macht «gerne eine Auslegeordnung», wie er sagte. Man müsse das Potential aber realistisch einschätzen. Es werde nicht möglich sein, substantielle Mengen Strom über Tiefengeothermie zu decken. Die Abklärungen seien aber sinnvoll, weil mehr Stromquellen die Versorgung stabiler machen würden.

Regierungsrat Martin Neukom, links, spricht vor der ersten Sitzung des Zuercher Kantonsrats im provisorischen Rathaus Hard in der Bullingerkirche, am Montag, 20. Februrar 2023 in Zuerich. (KEYSTONE/Mi ...
Regierungsrat Martin Neukom referierte am Montag an der ersten Sitzung des Kantonsparlaments im Rathausprovisorium in der Bullingerkirche in Zürich.Bild: keystone

Die einzige Gegenstimme kam von Hans-Peter Amrein (parteilos, Küsnacht). «Es ist überhaupt nicht bewiesen, dass die Tiefengeothermie sicher ist», sagte er. Es sei falsch, wenn der Kanton Zürich für solche Luftschlösser Steuergelder aufwerfe.

Die Ratsmehrheit wollte sich von bisherigen Fehlschlägen aber nicht abschrecken lassen. «Kaum eine Technologie kommt bei ihrer Entwicklung ohne Misserfolge aus», sagte Manuel Sahli (AL, Winterthur).

Natürlich wisse man nicht, ob Tiefengeothermie funktioniere, sagte Christian Lucek (SVP, Dänikon). Deshalb müsse man die Forschung unterstützen. Lucek ist Vorstandsmitglied beim Verein Geothermische Kraftwerke Zürich, zusammen mit FDP-Kantonsrätin Barbara Franzen (Niederweningen). Sie lancierten den Vorstoss.

Da war doch mal was mit Erdbeben?

Bei Geothermie-Versuchen in St.Gallen und Basel kam es in den Jahren zu 2006 und 2013 zu Erdbeben. Seither gibt es gegenüber dieser Technik grosse Vorbehalte, laufende Versuche wurden abgebrochen.

Bei der Tiefengeothermie wird, anders als bei der Geothermie, aber viel tiefer gebohrt, bis zu fünf Kilometer.

Und Tiefengeothermie setzt auch nicht auf die Fracking-Methode, bei der unter hohem Druck Flüssigkeit in Gesteinsschichten gepresst wird.

Für eine rentable Stromerzeugung müsste man Aquifere (wasserführende Schichten) mit Temperaturen von 100 Grad Celsius oder höher anzapfen.
Für eine rentable Stromerzeugung müsste man Aquifere (wasserführende Schichten) mit Temperaturen von 100 Grad Celsius oder höher anzapfen.grafik: seismo.ethz.ch

An der ETH laufen aktuell Forschungen zu einer Tiefengeothermie-Methode ohne Fracking, bei der CO2 in einem geschlossenen Kreislauf erwärmt wird. So könnte bereits ab Bohrtiefen ab 3 Kilometern Strom produziert werden.

Im Kanton Jura ist zudem ein Tiefengeothermie-Pilotprojekt geplant. Das Stadtzürcher Elektrizitätswerk EWZ ist an dem Projekt beteiligt.

(dsc/sda)

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18 Kommentare
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Posersalami
27.02.2023 16:02registriert September 2016
«Es ist überhaupt nicht bewiesen, dass die Tiefengeothermie sicher ist»

Lol, was für ein Komiker :D Man soll also nur Geld ausgeben wenn man weiss, das etwas sicher ist und garantiert funktioniert? Nun, dann wird es in Zukunft keine Innovationen mehr geben.. Wo kommen diese Clowns eigentlich immer her?
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uengel
27.02.2023 15:39registriert Juli 2019
Weltweit gibt es schon diverse Geothermieprojekte , die genial funktionieren. Die Erdbeben von Basel und St. Gallen sind kaum erwähnenswert und waren ohne jeden Schaden. Island sitzt auf auf einer riesigen Wärmeblase und deckt fast seinen gesamten Energiebedarf damit. Und keinen störts wenn es mal in der Erde grummelt. Es wird wirklich Zeit damit vorwärts zu machen und diese Energie zu nutzen , für Wärme und Strom , wenn die Sonne nicht scheint ,der Wind nicht weht und der Iwan kein Gas liefert.
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ELMatador
27.02.2023 14:52registriert Februar 2020
Hans-Peter Amrein ist ein Ehemaliger SVPler dem die SVP nicht weit genug geht und ausgetreten, um mit seinen eigenen Mitteln in den Regierungsrat gewählt zu werden.

Das er sich hier gegen die Erstellung eines Berichtes äusser und zwar als einziger zeigt eine Konservative Haltung.
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