Die Schweiz kann das Netto-Null-Ziel bis 2050 erreichen, trotz steigendem Strombedarf. Doch dafür brauche es Anstrengungen in allen Bereichen, von der Verringerung der Nachfrage über eine höhere Effizienz der Geräte bis zum Ersatz der fossilen Energie, schreiben die Akademien der Wissenschaften.
Die klimaneutrale Energieversorgung der Schweiz werde sich in Zukunft hauptsächlich auf einheimische Wasserkraft und Photovoltaik abstützen, heisst es im neuen Übersichtsbericht der Akademien der Wissenschaften Schweiz, der am Donnerstag in Bern vorgestellt wurde. Letztere müsse stark ausgebaut werden und um mindestens ein Gigawatt pro Jahr steigen, sagte Konstantinos Boulouchos von der ETH bei der Präsentation vor den Medien.
Ausserdem könnten erneuerbare Brennstoffe im Winter das dritte Standbein für die Stromproduktion bilden. Dazu gehörten zum Beispiel Wasserstoff oder synthetische Brenn- und Treibstoffe wie Methan oder Methanol. Deren Produktion verlange jedoch einen sehr grossen zusätzlichen Stromkonsum und wäre in der Schweiz selbst nur mit sehr hohen Kosten und Umweltfolgen realisierbar.
Sie könnten aber in Regionen kostengünstig produziert werden, wo es extrem sonnig ist oder viel Wind hat, wie zum Beispiel in Nordafrika oder im Nahen Osten. Solche zukünftigen Importe müssten schon heute über längerfristige Abkommen geplant und diese Länder davon überzeugt werden, dass sich die Investitionen lohnten. Die Stromversorgung ergänzen sollen Windenergie und Tiefengeothermie in kleinen Mengen.
Für die Erreichung des Netto-Null-Ziels bis 2050 braucht es gemäss dem Bericht dringend Fortschritte in fünf Bereichen:
Durch den Einsatz von erneuerbarem synthetischem E-Kerosin dürfte auch der Flugverkehr bis 2050 das Netto-Null-Ziel erreichen. All diese Schritte müssten unbedingt zeitlich aufeinander abgestimmt werden.
Der Bericht setzt zudem auf die Kopplung verschiedener Energiequellen und Energienetze, genannt «Sektorkopplung», denn Strom, Wärme und Treibstoff müssten zusammen gedacht werden. Dieser systemische Ansatz sei insbesondere im Winterhalbjahr wichtig, sagte Boulouchos.
Auch hier brauche es Leitplanken und die Einbindung aller Akteure und insbesondere einen «Ruck», denn oftmals gehe es in der Politik zu langsam voran. Vonnöten sei in der Energiepolitik eine langfristige Strategie, eine koordinierte Gesetzgebung (Gemeinde, Kantone, Bund), ein institutionalisierter Dialog der Politik mit Wirtschaft, Wissenschaft, Energieversorgern und Umweltverbänden und letztendlich auch Innovation.
In diesem «Masterplan» für die Energiepolitik seien zudem Lenkungsabgaben gegenüber Subventionen vorzuziehen. Diese seien aber für verletzliche Bevölkerungsgruppen abzufedern.
Weiter heisst es, nur eine verstärkte Einbindung der Schweiz in den internationalen Energiemarkt sei kosteneffizient. Eine sichere Energieversorgung durch internationale Kooperation und eine Diversifikation der Energiequellen im Ausland sei realistischer als eine vollständige Energie-Autarkie der Schweiz.
Konkret solle die Schweiz ein Stromabkommen mit der EU anstreben und bereits heute beginnen, mit ausländischen Staaten Abkommen zur Lieferung von Wasserstoff sowie Brenn- und Treibstoffen auszuhandeln.
Die Transformation weg von der fossilen hin zu einer Netto-Null-Energieversorgung bis 2050 bedinge einen ganzheitlichen Ansatz. Wichtig sei dabei eine kohärente Energiepolitik, bei der die verschiedenen Energieträger und -speicher sowie die Wärme-, Strom- und Brennstoffnetze zusammen betrachtet würden.
Werde das Vorgehen über alle Energiesektoren hinweg koordiniert, so sei eine sichere Energieversorgung mit netto Null Treibhausgasemissionen bis 2050 realisierbar, sind die Forscher überzeugt. (sda)
Das ist es ja, was zum heulen ist: Wir hätten es in der Hand, aus unserer Welt ein Paradies zu machen. Wir müssten nur konsequent mit- statt gegeneinander arbeiten und unseren Egoismus etwas zurückhalten. Dann würden wir langfristig alle Gewinnen - auch die Natur.