Der Schweiz fehlt es aufgrund der schleppenden Digitalisierung an aktuellen und belastbaren Zahlen zum Energieverbrauch. Um dennoch ein zeitnahes Bild der Lage zu haben, nehmen das Bundesamt für Energie und die nationale Netzbetreiberin Swissgrid statistische Schätzungen vor. Auf Basis früherer Werte und weiterer Faktoren wird der aktuelle Stromverbrauch modelliert. Die Schätzungen werden laufend korrigiert und ergänzt.
Um die Sparbemühungen der Schweiz abschätzen zu können, ist der Endverbrauch die massgebliche Grösse. Er umfasst den Verbrauch von Haushalten, Gewerbe, Landwirtschaft und anderer Sektoren, nicht aber den Verbrauch von Speicherpumpen und Netzverluste. Der Bund schätzt ihn ebenfalls mithilfe eines Modells.
Die Wasserkraft hat mit rund 60 Prozent den grössten Anteil an der Energieversorgung in der Schweiz. Ein wichtiges Element sind die Stauseen – sie füllen sich im Frühling und Sommer mit Schmelz- und Regenwasser, das im Winter zu Strom umgewandelt werden kann. Sie sind unsere Versicherung für die kalte Jahreszeit.
In den Schweizer Stauseen lassen sich rund neun Terrawattstunden (TWh) Strom speichern, womit rund ein Viertel des Stromverbrauchs im Winter gedeckt werden kann. Darum sind hohe Füllstände Ende Herbst wichtig. Aktuell sind die Schweizer Stauseen überdurchschnittlich gut gefüllt, sie leeren sich allerdings allmählich.
Die Atomkraftwerke in Frankreich sind eine wichtige Energiequelle für die Schweiz, besonders im Winter. 2022 steckten allerdings viele französische AKW in Revision und lieferten zeitweise keinen Strom. Auch 2023 liefern die französischen AKWs deutlich weniger als im langjährigen Mittel.
Das Stromnetz der Schweiz hört nicht einfach an der Grenze zum europäischen Ausland auf, sondern ist eng mit den benachbarten Stromnetzen verbunden. Dies ist für die Versorgungssicherheit zentral: Benötigt die Schweiz zusätzlichen Strom, kann dieser importiert werden.
Normalerweise kann die Schweiz im Sommer dank der Wasserkraft Strom in die Nachbarländer (v. a. nach Italien) exportieren, insbesondere in den Wintermonaten ist die Schweiz dagegen von Stromimporten aus Frankreich und Deutschland abhängig. 2022 hat die Schweizer Energiewirtschaft anders als in den vergangenen Jahren etwas mehr für Stromimporte ausgegeben als mit Exporten eingenommen.
Gas macht ungefähr 15 Prozent des nationalen Energieverbrauchs aus. Erdgas wird hauptsächlich zur Wärmeerzeugung genutzt, rund ein Fünftel der Schweizer Haushalte heizt im Winter mit Gas. Die Schweiz bezieht dieses fast zur Hälfte von Russland, allerdings indirekt über Gasspeicher in den Nachbarländern.
Der Gasverbrauch der Schweiz lässt sich nur indirekt bestimmen: Da die Schweiz fast keine Gasspeicher hat, wird der Unterschied zwischen Import und Export berechnet, um den Verbrauch annähernd zu bestimmen.
Die europäischen Gasspeicher wurden im Winter 2022/23 fast komplett geleert. Sie wieder aufzufüllen wird eine Herausforderung, denn die bedeutenden Lieferungen aus Russland fallen weiterhin aus.
Strom wird im Normalfall Monate oder Jahre im Voraus von den Schweizer Energieversorgern gekauft. Damit werden Preisschwankungen für die Privathaushalte ausgeglichen. Die Deals kommen am Terminmarkt, der Energiebörse in Leipzig (EEX), zustande. Daneben existiert der Spotmarkt in Paris (Epex Spot), wo der kurzfristige Handel abläuft. Dort erworbener Strom wird schon am nächsten Tag geliefert. Der Spotmarkt war jahrelang eine günstige Option, trotz der Risiken der kurzfristigen Preisanstiege.
Die Strompreise für kurzfristig gehandelten Strom sind nach einem Preissturz Ende 2022 wieder etwas gestiegen. Der Sturz zum Jahreswechsel war massgeblich auf die hohen Temperaturen in Mitteleuropa zurückzuführen.
Auf den Preis für die Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten hat dies keinen Einfluss. Im Vergleich zum Jahr 2022 ist der Strompreis durchschnittlich um 27 Prozent gestiegen. Ein typischer Haushalt mit einem Verbrauch von 4500 kWh bezahlt im Jahr 2023 rund 27.2 Rappen pro Kilowattstunde, also 5.8 Rp./kWh mehr als 2022. Die Unterschiede sind lokal allerdings beträchtlich, wie ein Blick auf die Landeskarte zeigt.
Wenn sich die Preise für Benzin und Diesel ändern, nehmen das grosse Teile der Bevölkerung schnell wahr. Wie viel wir an der Zapfsäule bezahlen, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Der Rohölpreis ist einer davon. Einen Einfluss haben ausserdem Börsenspekulationen und die Kosten für den Schiffstransport und den Vertrieb im Inland.
Der Heizölpreis ist im Dezember 2022 gefallen. Holzpellets wurden ebenfalls leicht günstiger, sind aber nach wie vor deutlich teurer als in der Vergangenheit. Der Gaspreis ist in den letzten Monaten nach einem Höchststand Ende August 2022 wieder deutlich gesunken. Bis Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten von den gesunkenen Grosshandelspreisen profitieren, wird es noch dauern.