Schweiz
EU

Parlament soll Kohäsionsmilliarde an die EU «so rasch wie möglich» freigeben

Parlament soll Kohäsionsmilliarde an die EU «so rasch wie möglich» freigeben

11.08.2021, 11:3711.08.2021, 12:10
Mehr «Schweiz»
Nationalraete sitzen im Saal, waehrend der Fruehlingssession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 17. Maerz 2021, im Nationalrat in Bern. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Muss entscheiden: Das Parlament.Bild: keystone

Wie angekündigt will der Bundesrat die ausstehende Kohäsionsmilliarde an die EU schnell deblockieren. Das Parlament solle die Rahmenkredite Kohäsion und Migration «so rasch wie möglich» freigeben, teilte die Regierung am Mittwoch mit.

Um die angespannten Beziehungen mit der EU etwas zu verbessern, will der Bundesrat die Bundesbeschlüsse über den zweiten Schweizer Beitrag an ausgewählte EU-Mitgliedstaaten anpassen. Grundsätzlich hatten die Räte Ende 2019 das Geld bereits gesprochen, die Auszahlung jedoch an eine Bedingung geknüpft.

Demnach sollen die Verpflichtungen nicht eingegangen werden, «wenn und solange die EU diskriminierende Massnahmen gegen die Schweiz erlässt». Diese Bedingung steht in erster Linie in Zusammenhang mit der von der EU Ende Juni 2019 nicht verlängerten Anerkennung der Börsenäquivalenz. Diese Bedingung soll nun nach dem Willen des Bundesrats gestrichen werden.

Stimmen National- und Ständerat der Vorlage zu, würde der Kohäsionsbeitrag im Umfang von insgesamt 1,302 Milliarden Franken freigegeben. Ein Referendum gegen den Beschluss wäre nicht mehr möglich.

Ob die Vorlage in der Herbstsession bereits von beiden Kammern behandelt wird, ist fraglich. Wenn eines der Ratsbüros das Geschäft für nicht dringlich befindet, geht es seinen ordentlichen Weg. Mit einem Entscheid wäre dann frühestens in der Wintersession zu rechnen.

Projekte «ernsthaft gefährdet»

Der Bundesrat betont in seiner Botschaft mehrmals die Dringlichkeit der Freigabe. So könnten Verpflichtungen auf der Grundlage des Rahmenkredits Kohäsion nur bis Dezember 2024 eingegangen werden. Für eine ordnungsgemässe Verteilung der Gelder brauche es sorgfältige Vorbereitungsarbeiten, die erfahrungsgemäss mindestens drei Jahre dauerten.

In anderen Worten: Gibt das Parlament das Geld nicht rasch endgültig frei, wären verschiedene Kohäsionsprojekte in Osteuropa «ernsthaft gefährdet beziehungsweise nicht mehr im vorgesehenen Umfang möglich».

Mit einer raschen Deblockierung will der Bundesrat nach eigenen Angaben auch den Anspruch der Schweiz unterstreichen, auch ohne das institutionelle Abkommen eine zuverlässige und engagierte Partnerin der EU zu bleiben. Danach solle ein Prozess angestossen werden, um mit Blick auf die Fortführung des bilateralen Wegs auch Fortschritte in weiteren Dossiers mit der EU zu ermöglichen.

Würde die Schweiz aber auf eine Streichung der Bedingung in den Bundesbeschlüssen verzichten, so ist laut dem Bundesrat damit zu rechnen, «dass möglicherweise auch andere Dossiers negativ tangiert werden». Erst kürzlich stufte die EU die Schweiz beim EU-Forschungsprogramm «Horizon Europe» bis auf weiteres nur noch als nicht assoziierter Drittstaat ein. (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
25 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Tepesch
11.08.2021 13:23registriert Oktober 2015
Die Schweiz will ein zuverlässiger Partner sein, aber die EU ist es leider nicht. Daher sollen die Gelder weiterhin blockiert bleiben.
3626
Melden
Zum Kommentar
avatar
Flint
11.08.2021 13:20registriert März 2014
Die Freigabe der Milliarde käme einer erfolgreichen Erpressung seitens der EU gleich. Das darf nicht passieren.
3127
Melden
Zum Kommentar
25
Waldbrandgefahr in den Voralpen steigt neuer Prognose zufolge stark

Die Waldbrandgefahr in den Voralpen wird neuen Prognosen zufolge wegen des Klimawandels ab 2040 schnell steigen. Der Trend sei deutlich, hiess es in einer Mitteilung des Eidgenössischen Schnee- und Lawinenforschungsinstituts SLF vom Dienstag.

Zur Story