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FDP-Präsident Burkart will die integrative Schule abschaffen

FDP Parteipraesident und Staenderat Thierry Burkart, FDP-AG, spricht mit Journalisten, am Versammlungsort das Komitee "2x Nein zu den Gesundheitsinitiativen", waehrend den Eidgenoessischen A ...
Thierry Burkart und die FDP wollen das Schweizer Schulssystem umkrempeln.Bild: keystone

FDP-Präsident Burkart will die integrative Schule abschaffen

Nach den Frühfremdsprachen will die FDP auch dem Konzept der integrativen Schule an den Kragen. Parteipräsident Thierry Burkart hat die Abschaffung dieser gefordert.
20.06.2024, 03:3720.06.2024, 07:12
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Die integrative Schule sei gescheitert, sagte Burkart in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit Tamedia. Die lernschwachen Kinder würden in der integrativen Schule benachteiligt und der Regelunterricht behindert. Leistungsstarke Schülerinnen und Schüler würden vernachlässigt, sagte der Parteipräsident.

«Die vielen Abklärungen und Therapien führen zu einer Pathologisierung der Kinder», kritisierte der FDP-Parteipräsident. Viele Kinder würden trotz hohem Betreuungsaufwand die Bildungsziele nicht erreichen. In separaten Klassen könne besser auf den Lernbedarf eingegangen werden, zeigte er sich überzeugt. Fremdsprachige Kinder sollten zudem erst intensiven Deutschkurs erhalten, bevor sie in eine Regelklasse kommen.

Belastungsgrenze erreicht

Die Zentralpräsidentin von Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) sieht bei der integrativen Schule die Belastungsgrenze erreicht: «Wir spüren die Grenze, vor der wir immer gewarnt haben», sagte Dagmar Rösler Anfang Jahr in einem Interview mit «SonntagsBlick». Dennoch wolle sie an der integrativen Schule festhalten. Es sei erwiesen, dass Schülerinnen und Schüler vom Umgang untereinander profitieren können, sagte sie.

Auf kantonaler Ebene wurde die integrative Schule in der Vergangenheit verschiedentlich diskutiert. Die Luzerner Regierung will beispielsweise die Wiedereinführung von Kleinklassen nicht prüfen. Im Kanton Zürich ist die Initiative eines bürgerlichen Komitees für Förderklassen hängig. Auch im Kanton Basel-Stadt ist das Thema noch nicht vom Tisch.

Fokus auf Kernaufgabe

Grundsätzlich müsse sich die Schule künftig auf ihre Kernaufgabe – der Vermittlung von Grundkompetenzen – fokussieren, sagte Burkart. Er verspricht sich davon auch, den Lehrberuf attraktiver zu machen. Burkart will an der FDP-Delegiertenversammlung vom Samstag ein entsprechendes Positionspapier präsentieren, wie aus dem Interview hervorging.

Ob darin die Abschaffung von Frühenglisch und Frühfranzösisch in der Grundschule erwähnt werde, sei noch offen. Dazu gebe es in der Partei unterschiedliche Positionen, sagte Burkart. Fremdsprachen sollten laut ihm erst in der Sekundarstufe auf dem Stundenplan stehen. Auch fordere die Partei, dass Noten erhalten bleiben, sagte der Parteipräsident. Damit schnitt er ein weiteres Thema an, das in letzter Zeit ebenfalls für Diskussionen gesorgt hatte. (sda/con)

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178 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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insert_brain_here
20.06.2024 06:25registriert Oktober 2019
Das Konzept der integrativen Schule wurde ja auch gar nie so umgesetzt wie es gefordert wurde. Kleinere Klassen, flächendeckende Unterstützung von Sozialpädagogen und Logopäden? Stattdessen wurden - explizit unter Mitwirkung der FDP - einfach die Sonderklassen weggespart und der Zusatzaufwand den Lehrern aufgebürdet.
Wetten die FDP wird auch jetzt keine Lösung für das Problem vorbringen sondern einfach weitere Möglichkeiten das Schulbudget zu kürzen?
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Düsenschleicher
20.06.2024 05:18registriert Februar 2022
Nachdem unsere Kinder inzwischen beide die Schule hinter sich haben, muss ich Burkart leider in allen Punkten zustimmen. Das integrative System fördert nur eines: Mittelmass. Dazu bringt es Unruhe ins Klassenzimmer, so dass teilweise kaum an Unterricht zu denken ist.
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Haarspalter
20.06.2024 06:08registriert Oktober 2020
Das integrative Schulsystem untergräbt - paradoxerweise - die Chancengleichheit:

Wer zuhause in der Familie ein unterstütztendes und evt. sogar akademisches Umfeld hat, kann die Defizite des gestörten Unterrichts im Klassenzimmer evt. kompensieren.

Kinder aus sozial schwierigem oder bildungsfernem familiären Umfeld gehen im alltäglichen Wahnsinn und der babylonischen Vielfalt der Klasse jedoch erst recht unter.
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