Trotz Gleichstellungsgesetz, Frauenquote und gesellschaftlichem Fortschritt: Noch immer erleben Frauen in der Schweiz Benachteiligung – im Beruf, im Alltag, in Beziehungen. Sie verdienen im Schnitt weniger, übernehmen den Grossteil der unbezahlten Care-Arbeit und sind deutlich häufiger von sexueller Belästigung betroffen als Männer.
Der feministische Streiktag am 14. Juni will genau auf diese Missstände aufmerksam machen. Unter dem Motto «Kein Schritt zurück – gemeinsam für mehr Gleichstellung!» gehen in der ganzen Schweiz tausende Menschen auf die Strasse. Sie fordern gleiche Rechte, echte Mitsprache, mehr Anerkennung – und strukturelle Veränderungen.
Was die Menschen bewegt, die an diesem Tag demonstrieren, ist so individuell wie politisch. Fünf Frauen erzählen gegenüber watson, was sie heute auf den Platz gebracht hat – und warum sie überzeugt sind, dass es diesen Streik braucht.
Für Noëlle ist Gleichstellung «nicht verhandelbar». Sie empört sich darüber, dass Männer weltweit über Frauenkörper entscheiden – «sei es in den USA beim Abtreibungsrecht oder in der Schweiz bei der Elternzeit».
Dass ein gemeinsamer Elternurlaub nun auf Kosten der Frauen gehen soll, findet sie zynisch: «Es wäre ja etwas anderes, wenn Männer auch Kinder gebären könnten.»
Sarah und Su arbeiten als Kindergärtnerinnen – und standen schon 1991 beim ersten Schweizer Frauenstreik auf der Strasse.
Heute sagen sie: «Es hat sich vieles bewegt – aber längst nicht genug.» Gerade angesichts globaler Rückschritte brauche es weiterhin Frauen, die laut sind. «Von jung bis alt – unsere Stimmen zählen.»
«Es ist kein Familiendrama – es ist ein Femizid», steht auf Alicias Schild. Die junge Frau ist zum feministischen Streiktag nach Zürich gekommen, um genau das sichtbar zu machen.
Sie will später als Journalistin arbeiten – und fordert, dass Femizide in den Medien auch als solche benannt werden. Doch nicht nur das bewegt sie: «Es braucht endlich echte Gleichberechtigung – vor allem beim Lohn.»
Auf Amitas Schild steht: «Für Anna – und all die anderen, die heute unbezahlte Care-Arbeit leisten.» Sie kritisiert, dass es noch immer an den nötigen Strukturen fehle, um Familie und Beruf zu vereinen.
«Das meiste bleibt an uns Frauen hängen. Gerade bei der Kita-Finanzierung braucht es dringend Verbesserungen, damit echte Wahlfreiheit möglich wird.»
Lina ist mit Freundinnen unterwegs – und mit einem klaren Anliegen: «Wir kämpfen hier für unsere Rechte. Und für all die Frauen, die das heute nicht können.» Was sie besonders wütend macht: die ständige Sexualisierung von Frauenkörpern. «Wir sind keine Objekte. Wir können genauso viel wie Männer – wenn nicht mehr.»