Schweiz
Film

Das sagen Schweizer Kinos zum Chaos in den Minecraft-Vorstellungen

Kinobesucher (mit Huhn) flippen bei Szene aus dem Minecraft-Kinofilm aus.
In den USA haben Jugendliche sogar ein echtes Huhn in einen Kinosaal geschmuggelt.Bild: TikTok

«Stellen uns auf Totalschaden ein» – das sagen Schweizer Kinos zum Minecraft-Film

17.04.2025, 18:4018.04.2025, 13:03
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«Chicken Jockey» heisst ein Phänomen, das aktuell Kinobetreiberinnen und Kinobetreiber auf der ganzen Welt beschäftigt. Bei einer Szene im Film «Minecraft», der auf dem gleichnamigen Videospiel basiert, flippt das (vorwiegend) jugendliche Publikum völlig aus und verwüstet ganze Kinosäle. So sieht das aus:

Video: watson/lucas zollinger

Der Film hatte hierzulande Anfang April seinen Kinostart – und mittlerweile ist das damit verbundene Phänomen auch in der Schweiz angekommen, wie mehrere Schweizer Kinos bestätigen.

«Seit dieser Woche sehen wir in unseren Sälen die Folgen des Chicken-Jockey-Trends», sagt Lorenz Koch, Geschäftsleiter von Kinepolis Schweiz, auf Anfrage von watson.

«Wir sind eine internationale Kette und ich konnte beobachten, wie es aus den USA über die Niederlande und Deutschland jetzt schliesslich auch uns erreichte.»
Lorenz Koch, Geschäftsführer von Kinepolis Schweiz AG.
Lorenz Koch ist Geschäftsleiter der Kinepolis Schweiz AG.Bild: linkedin

Koch hatte zuerst gehofft, dass die besagte Szene, die als Startsignal für die totale Kinosaal-Anarchie dient, in der deutschen Sprachfassung vielleicht nicht so «catchy» sei. Aber Fehlanzeige: «Chicken Jockey» ist auch auf Deutsch «Chicken Jockey». Und auch hierzulande fliegen die Popcorn-Eimer. Auch eine Angestellte eines Winterthurer Kinos bestätigte gegenüber watson, dass es bereits zu Szenen wie in den Social-Media-Videos gekommen sei. Jetzt – kurz vor Ostern – blicke man gespannt auf die nächsten Tage.

«Wir stellen uns auf Totalschaden ein.»
Angestellte des «Kiwi» Kinos Winterthur

Die Kinos legen sich jetzt verschiedene Strategien zurecht, um auf die enthemmten Kinobesucherinnen und -besucher zu reagieren – und grosses Chaos bestenfalls sogar schon präventiv zu verhindern. «Es ist sau-schwierig», so Koch, denn es handle sich um einen gut-besuchten Film. Einen voll verschmutzten Saal zwischen zwei Vorstellungen gründlich zu reinigen, sei dabei so gut wie unmöglich – «vor allem, wenn dann noch Flüssigkeiten im Spiel sind.»

Plakate, Aufsichtspersonen und Snack-Verkaufsstopp

Es sei nicht das erste Mal, dass es in Verbindung mit einem Kinofilm zu einem solchen Vorkommnis komme, erzählt Koch. Zuletzt hätten sich ähnliche Szenen zum Beispiel beim «Minions»-Film abgespielt. Die Kiwi Kinos bestätigen, dass einige Besucherinnen und Besucher damals sogar Reis in den Saal geschmuggelt hätten, nur um ihn dann herumzuschmeissen.

Beim damaligen Trend, er hiess «Gentleminions», mussten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aber quasi outen – denn sie erschienen im Anzug. Beim «Chicken Jockey»-Trend sei es nun aber nicht mehr so einfach, «die Weizen vom Spreu» zu trennen, sagt Koch. Deshalb setze man jetzt auf Kontrolle.

«Wir wissen, an welcher Stelle das Publikum potenziell ausrastet und stellen dann eine Aufsichtsperson in den Saal.»

Als weitere Massnahme hänge man ein Plakat an den Saal, in dem Minecraft läuft. Auch in Winterthur macht man nun eine Pausenkontrolle. Ausserdem verkaufe man bestimmte Snacks nicht mehr, um einer möglichen Sauerei so vorbeugen zu können.

Kinepolis Schaffhausen bittet Gäste, sich beim Minecraft-Film anständig zu verhalten. 17. April 2025
Das Kinepolis in Schaffhausen bittet seine Gäste mit diesem Schild, sich während der Vorstellung anständig zu verhalten.Bild: lorenz koch

«Es ist der Fluch der sozialen Medien»

Schuld am Ganzen, so ist man sich beim Kinepolis und bei den Kiwi Kinos einig, sei Social Media. Das Phänomen verbreitet sich wie ein Lauffeuer, zum Beispiel auf TikTok, wo gewisse Clips dazu millionenfach angeschaut werden. Dabei überwiege wohl auch in der Schweiz bei manchen der Wunsch, mitzumachen und dazuzugehören, jegliche Hemmungen und Erziehung, so Koch. Dies sei der Fluch der sozialen Medien, die auch ihre guten Seiten hätten.

Weitere Kritik äussert Koch ausserdem am Regisseur des Films, Jared Hess. Dieser würde das Verhalten des Kinopublikums feiern, anstatt es zu verurteilen, was ein falsches Signal sende.

Post von Regisseur Jared Hess auf Threads zu seinem Film «Minecraft». April 2025.
Bild: threads

Hess spielte die Ernsthaftigkeit der Angelegenheit auch in einem Interview mit der «Entertainment Weekly» herunter, als er sagte, er fände es lustig, dass sogar die Polizei zu gewissen Vorstellungen gerufen wurde.

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110 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Pat the Rat (das Original)
17.04.2025 19:37registriert Februar 2017
Ich gebe zu, dass wir damals bei "Werner Beinhart!" auch Bierflaschen ins Kino geschmuggelt haben, und sie bei einer Szene quasi gleichzeitig "ploppen" liessen. Und ja, es war eine Riesen Gaudi und ein lautes Gegröle.
Aber wir haben das Bier getrunken und den Saal unverschmutzt wieder verlassen.
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SF_49ers
17.04.2025 18:45registriert Mai 2020
Das ist kein trend sondern das sind einfach schlecht erzögene rotzlöffel. Am ende des films jedem randaliere einen besen in die hand drücken und erst gehenlassen wenn sauber ist. Solches verhalten ist mit nichts schönzureden
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Knut Knallmann
17.04.2025 19:01registriert Oktober 2015
Sehr gut - Neben den Eintrittspreisen und Snackpreisen ein weiterer Grund um zu Hause zu bleiben. Danke liebe degenerierte Social-Media-Jugend, dass ihr mir helft Geld zu sparen.
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