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Smile: Warum der Low-Budget-Horrorfilm gerade verzückt und verstört

Dieser Low-Budget-Horrorfilm verzückt und verstört gerade die Massen

Ein Horrorfilm schockiert und spaltet die Filmfans: «Smile – Siehst du es auch?» ist seit Ende September in den Schweizer Kinos. Warum der Film derzeit zu verstörten Zuschauern, schummelnden Teenies und neuen TikTok-Trends führt.
18.10.2022, 11:4418.10.2022, 13:55
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Es ist wahrscheinlich der Horrorfilm des Jahres. Trotz (oder gerade wegen) Berichten über schockierte Zuschauer und Menschen, die in Ohnmacht gefallen sein sollen, führt «Smile» derzeit die Kino-Hitlisten an.

«Smile» wurde ursprünglich für den Streaming-Dienst Paramount+ in Auftrag gegeben – und sollte eigentlich gar nicht in die Kinos kommen. Überraschend positive Testvorführungen ermutigten die Filmproduktionsgesellschaft Paramount jedoch, den Film doch noch auf Grossleinwand auszustrahlen.

Und das hat sich ausgezahlt: Weltweit hat «Smile» bereits 137,5 Millionen Dollar eingespielt. Ein «Killer-Ergebnis» für einen Film, der mit einem Produktionsbudget von gerade mal 17 Millionen Dollar zur Sparte «Low-Budget» gehört. Zum grossen Erfolg dieses Horrorfilms hat nicht zuletzt die starke Verbreitung der Reaktionen über Social-Media beigetragen.

Darum geht es

Psychiaterin Rose Cotter kümmert sich um eine Patientin, die zuvor Zeugin eines Suizids geworden ist. Seitdem scheint sie von etwas Mysteriösem verfolgt zu werden, das jegliche Gestalt annehmen kann, ihr aber immer zulächelt. Als sich die Patientin in Cotters Praxis auf brutale Art und Weise das Leben nimmt, fühlt sich die Psychiaterin plötzlich selbst von dem unheimlichen Wesen verfolgt.

Bald scheint klar, dass es sich um einen Fluch handeln muss, der von Mensch zu Mensch übergeht. Das Muster: Jedes Mal wird jemand dabei beobachtet, der sich lächelnd das Leben nimmt. Aus Angst um ihr eigenes Leben geht Dr. Rose Cotter diesem Fluch nach. Obwohl sie das Gefühl hat, dem Wahnsinn zu verfallen, erfährt die Psychiaterin von immer mehr Opfern – sowie einem Mann, der dem Fluch eigentlich auch erlegen sein soll, aber trotzdem noch am Leben ist.

Die Marketing-Kampagne

Dem Erfolg des Films ging eine clevere Marketing-Kampagne voraus: Wie auf Twitter bemerkt wurde, hat das Marketing-Team von «Smile» bei Baseball-Spielen in der US-Major-League Personen in der ersten Zuschauerreihe platziert, die mit versteinerter Mine in die Kamera grinsten.

Sogar in der «Today Show» machte man Werbung: Dort soll eine Dame mit einem «Smile»-T-Shirt und einem finsteren Lächeln hinter Moderator Al Roker hervorgelugt haben.

Kritiken und Erfolg

«Smile» ist Regisseur Parker Finns erster Langfilm. Der Horrorstreifen basiert auf seinem Kurzfilm «Laura Hasn't Slept» aus dem Jahr 2020.

Auf der Kritiker-Plattform «Rotten Tomatoes» erhält der Film 78 Prozent, was für einen Horrorfilm eine doch beachtliche Zahl ist. Gelobt werden insbesondere die Darstellungen der Protagonisten – allen voran diejenige von Hauptdarstellerin Sosie Bacon –, die Regie sowie dass «Smile» für einen Horrorfilm «hält, was er verspricht».

Der Erfolg gibt Paramount und den Kritikern recht: In den USA nahm der Film bereits am ersten Wochenende 19 Millionen Dollar ein – mehr als die Produktion des Low-Budget-Films gekostet hatte. Aber vor allem ausserhalb der USA ist «Smile» richtig durchgestartet: Am zweiten Wochenende seiner Ausstrahlung in den Kinos soll der Umsatz um fast 20 Prozent gestiegen sein. Das ist aussergewöhnlich, da diese Zahl meistens abnimmt, je länger ein Film in den Kinos zu sehen ist.

Erfolg in der Schweiz

Die Schweizer Filmkritiken sind derweil eher durchzogen: «Cineman» gibt dem Film lediglich 2,5 Sterne von fünf und auch auf «Outnow» kommt man auf 2,5 Sterne von sechs. Trotzdem: «Smile» steht in der Woche vom 6. Oktober zuoberst in den Schweizer Kinocharts.

Dass der Film hierzulande erst für Kinogänger ab 16 Jahren zugelassen ist, stört die Beliebtheit des Horrorstreifens offenbar nicht. Minderjährige würden sich nämlich zahlreich in die Kinosäle schleichen, wie «20 Minuten» berichtete: «So viele Jugendliche unter 16 Jahren, die sich in eine Vorstellung hineinschleichen wollen, hatten wir noch nie», lässt sich eine Kinobetreiberin zitieren. Man habe aus diesem Grund für «Smile» sogar die Ausweiskontrollen verschärft. Die Nachfrage sei bei dem Film unüblich hoch für das Horror-Genre, sagt auch ein Mitglied der Geschäftsleitung einer Kinogruppe im Aargau.

Die Reaktionen

Insbesondere zur steigenden Beliebtheit nach dem ersten Ausstrahlungswochenende dürfte ein TikTok-Trend beigetragen haben: Junge Menschen filmen sich vor und nach dem Besuchen des Kinosaals – und zeigen ihre teilweise geschockten Reaktionen.

Eine Kostprobe:

Video: extern / rest/TikTok

Auf Twitter liefert «Smile» derweil schon Kostüm-Ideen für Halloween:

Andere Reaktionen:

(lak)

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50 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Schlingel
18.10.2022 12:31registriert März 2018
TikTok ist der Traum jeder Marketingabteilung. Da braucht man nur ein, zwei grosse Influencer zu bezahlen, welche irgendeine Challenge promoten sollen und die Kids springen drauf an. Durch das Nachahmen dieser Challenges verbreitet sich der Content dann so lange, bis die Medien auf den Zug mit aufspringen und schon spricht die ganze Welt vom eigenen Produkt.
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AFK
18.10.2022 13:18registriert Juni 2020
Kommt schon Leute, solche Meldungen gab es schon vor 20 Jahren oder vermutlich sogar schon in den 80er.. Zeitungen: "die Menschen rannten schreiend aus dem Kino", danach ging man sich den Film mit riesen Erwartungen anschauen und wurde schrecklich enttäuscht wie lahm der Film war.. und ihr so? fällt ihr immer noch auf die gleiche Masche rein?
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Narrentanz
18.10.2022 12:29registriert Juli 2019
:-)
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