Deutschschweizer grosszügiger als Romands und Tessiner – so gibt die Schweiz Trinkgeld
Mehr als die Hälfte der Schweizer Gastrobetriebe teilt das Trinkgeld zwischen Service- und Küchenpersonal nach einem bestimmten Satz auf. Über 60 Prozent der Gäste geben in einem bedienten Restaurant meistens oder immer Trinkgeld.
Bei rund der Hälfte dieser Gastrobetriebe erhalte der Service 80 Prozent und mehr des Trinkgelds, ergab eine am Dienstag veröffentlichte Untersuchung der Bank Cler und der ZHAW School of Managment and Law.
Mehr als 50 Prozent der Betriebe wenden eine prozentuale Aufteilung des Trinkgelds an. Bei knapp der Hälfte davon erhält der Service 80 Prozent und mehr, während jeder fünfte Betrieb das Trinkgeld zwischen Service und restlichen Funktionen gleichmässig teilt. Ausbezahlt wird überwiegend monatlich, meist im Rahmen der Lohnabrechnung.
In der Deutschschweiz geben zwei Drittel der Gäste in einem bedienten Restaurant meistens oder sogar immer Trinkgeld. In der italienischen Schweiz liege dieser Anteil lediglich bei 29 Prozent und in der Romandie bei 60 Prozent, hiess es in der Studie. Schweizweit geben knapp 17 Prozent selten bis nie Trinkgeld. Als Grund werden dafür in erster Linie finanzielle Gründe genannt.
Grosszügige Deutschschweizer
Auch bei der Höhe des Trinkgelds gibt es regionale Unterschiede. Deutschweizerinnen und Deutschschweizer sind dabei etwas grosszügiger als ihre Landsleute aus anderssprachigen Landesteilen. Sie geben rund 10 Prozent des Rechnungsbetrags als Trinkgeld, während in der Romandie und der italienischen Schweiz 5 Prozent am häufigsten genannt werden.
Auffällig ist auch, dass insgesamt mehr als ein Viertel der Befragten keinem festen Prozentsatz für das Trinkgeld folgt, sondern situativ entscheidet, wie viel Trinkgeld sie geben möchten. Dies unterstreicht, dass Trinkgeld in der Schweiz zwar eine gewisse Norm hat, diese aber für viele nicht einem fixen Prozentsatz des Rechnungsbetrags entspricht und das Trinkgeld stark von individuellen Einschätzungen und der jeweiligen Situation abhängt.
Keine Veränderung beim Trinkgeldverhalten
Weiter zeigt die Studie, dass sich das Trinkgeldverhalten in den letzten Jahren für die Mehrheit der Befragten nicht verändert hat. 63 Prozent geben an, ihr Verhalten beibehalten zu haben. Etwa 18 Prozent geben heute häufiger oder mehr Trinkgeld, während 19 Prozent seltener oder weniger geben.
Ins Auge sticht hier, dass bei den 18- bis 29- Jährigen der Anteil derjenigen, die in den letzten Jahren beim Trinkgeld grosszügiger geworden sind, mit rund einem Drittel deutlich höher ist als in den anderen Alterskategorien. Der Anteil derjenigen, die in den letzten Jahren weniger Trinkgeld gaben, ist bei den 30- bis 49-Jährigen am höchsten.
Trotz zahlreicher digitaler Möglichkeiten gibt mit 69 Prozent das Trinkgeld bevorzugt in bar. Das sind rund 7 Prozentpunkte weniger als bei einer ähnlichen Befragung in der Schweiz im Jahr 2022. Die Debitkarte wird von 16 Prozent, die Kreditkarte von 10 Prozent und mobile Zahlungsmethoden wie Smartphone oder Smartwatch von 4 Prozent genutzt.
Interessant ist, dass selbst bei bargeldloser Bezahlung der Rechnung viele Gäste für das Trinkgeld auf Bargeld wechseln: Mehr als die Hälfte derjenigen, die mit Karte oder mobil bezahlen, geben das Trinkgeld dennoch in bar. (pre/sda)