«Wir lassen die Sau raus!», steht in grossen Buchstaben an der Wand des Swing-Kitchen-Lokals in Zürich. Das ist wörtlich gemeint: Die Fastfood-Kette bietet nur vegane Speisen an. Eigentlich besetzt sie damit einen wachsenden Markt. Der Anteil der sich vegan ernährenden Menschen hat sich zwischen 2019 und 2024 mehr als verdreifacht. Heute ernähren sich 0,7 Prozent der Bevölkerung laut einer Umfrage im Auftrag von Swissveg vegan, weitere 4,6 Prozent leben vegetarisch.
Doch am 30. September gehen in Zürich zum letzten Mal vegane Burger und Pommes über die Ladentheke. Das Lokal schliesst – nur ein Jahr nach Eröffnung. Das kündigte die Kette vor kurzem in den sozialen Medien an. Vor einem Jahr hatte Swing Kitchen bereits seine Filiale in der Basler Steinenvorstadt nach nur gerade sechs Monaten Betrieb dichtgemacht. Übrig bleibt nun nur ein Lokal in Bern.
Hinter der Schrumpfkur stecken ernsthafte wirtschaftliche Probleme der 2015 in Österreich von Charly und Irene Schillinger gegründeten Kette. Die beiden zogen sich Ende 2024 aus dem operativen Geschäft zurück. Ende Juli hat die Muttergesellschaft Schillinger Vegan Holding in Österreich Insolvenz beantragt.
In einer Mitteilung von Anfang August schreibt der neue Geschäftsführer der Holding, die Gruppe wolle sich mit Sanierungs- und Restrukturierungsmassnahmen «strategisch neu ausrichten». Standorte in Deutschland wurden bereits geschlossen, der Fokus soll wieder klarer auf dem Heimmarkt Österreich liegen. Ziel sei eine «wirtschaftliche Stabilisierung».
Die Filialen in der Schweiz wurden von Franchisenehmern geführt. Die für die Expansion nach Zürich und Basel zuständigen lokalen Partner sind allerdings ebenfalls nicht mehr mit an Bord. Dennoch bleibt die Frage, warum die Kette in den beiden grössten Deutschschweizer Städten keinen Erfolg haben konnte.
Eine Anfrage von CH Media liess Swing Kitchen unbeantwortet. Damit bleibt auch offen, wie es mit dem Standort in Bern weitergeht. Gemäss der Kommunikation auf Social Media bleibt dieses Lokal geöffnet.
Mit geschätzt gut 60'000 Menschen in der Schweiz, die ausschliesslich vegan leben, lässt sich eine Restaurantkette kaum wirtschaftlich betreiben. Vegane Lokale sind darauf angewiesen, dass auch Menschen, die vegetarisch leben oder gelegentlich vegan konsumieren, bei ihnen vorbeischauen. Dieser Markt ist deutlich grösser: In einer Umfrage im Auftrag des Verbands Swissveg gab 2024 erstmals über die Hälfte der hiesigen Bevölkerung an, zumindest gelegentlich Fleischersatzprodukte zu konsumieren.
In den grössten Städten konnten sich in den vergangenen Jahren denn auch einige vegane Restaurants erfolgreich etablieren. Laut einer Zählung der Veganen Gesellschaft Schweiz vom vergangenen Jahr gibt es in Zürich 17 rein vegane und 25 vegetarische Restaurants. In Bern sind es 7 rein vegane Restaurants und neun vegetarische, in Basel 3 rein vegane Betriebe und 17 vegetarische.
Städte sind für vegane Konzepte besonders attraktiv, denn jüngere Menschen und solche mit Hochschulabschluss verzichten häufiger auf Fleisch oder ganz auf tierische Produkte. Dass Swing Kitchen hierzulande keinen Erfolg hatte, liegt also nicht etwa daran, dass plötzlich alle wieder Fleisch essen, sondern dürfte eher dem spezifischen Konzept geschuldet sein.
Viele Menschen, die vegan oder vegetarisch leben, tun dies auch aus gesundheitlichen Gründen. Das Konzept des Fastfood widerspricht diesem tendenziell eher. Die Gruppe der vegan lebenden Menschen, die regelmässig Burger und Pommes essen, dürfte hierzulande eher klein sein.
Das merkte auch die US-Burgerkette McDonald's. Sie testete vor zwei Jahren in zehn Restaurants in Zürich einen McPlant-Burger. Dieser ist still und heimlich wieder aus dem Sortiment verschwunden. McDonald’s hat auf weltweiter Ebene eine Partnerschaft mit dem Fleischersatzhersteller Beyond Meat. «Es gibt auch in der Schweiz eine gewisse Nachfrage danach, aber sie ist nicht riesig», sagte McDonald's-Schweiz-Chefin Lara Skripitsky vor zwei Jahren zu CH Media
Ein anderes Problem von Swing Kitchen dürften die konkreten Standorte gewesen sein. In Basel mietete sich die vegane Kette in der Steinenvorstadt ein, einer Ausgehmeile mit viel Konkurrenz durch andere Burgerketten. Zudem hatte der Franchisenehmer dort finanzielle Probleme.
In Zürich wiederum ist Swing Kitchen in einer auf den ersten Blick zwar attraktiven Fläche im Niederdorf einquartiert, wo viele Touristinnen und Touristen vorbeischlendern. Doch die Miete und die Konkurrenz dürften hoch sein. Einige Jahre zuvor war auf der gleichen Fläche schon die US-Kette Burger King gescheitert, und bei dieser ist Fleisch Programm.
Somit war mir auch klar, warum sich die nicht durchsetzen konnten. Für diese Preise gibt es sehr viele gute Alternativen. Die meisten Restis bieten sogar ein günstigeres Mittagsmenü an.
Wenn ich sehe wie die Auswahl in Supermärkten in diesem Segment steigt, habe ich nicht das Gefühl, dass der Boom zuende ist 🤔