Etwas mehr als zwei Wochen ist es her, seit der Bundesrat unter dem Slogan «Energie ist knapp. Verschwenden wir sie nicht» seine grosse Stromsparkampagne lanciert hat. Energieministerin Simonetta Sommaruga und Wirtschaftsminister Guy Parmelin gaben Tipps, wie die Bevölkerung den Energiekonsum reduzieren könnte: von tieferen Heiztemperaturen bis zum Duschen zu zweit.
Nun, einen halben Monat später, liegt die Frage auf der Hand: Wie schlägt sich der Aufruf der Landesregierung in den Zahlen zum Stromkonsum nieder? Duschen die Leute jetzt effektiv weniger lang, verzichten sie aufs Vollbad und schalten sie abends alle Geräte vollständig aus?
Die Antwort der Behörde auf diese Frage ist ernüchternd - und sie erinnert fatal an die Anfänge der Corona-Pandemie, als Ärzte und Spitäler ihre Falldaten per Fax ans Bundesamt für Gesundheit übermittelten: Man weiss es nicht. Das zuständige Bundesamt, in diesem Fall jenes für Energie (BfE), hat keinen Zugriff auf die benötigten Daten in Echtzeit.
Wie wichtig diese Daten wären, schreibt BfE-Kommunikationschefin Marianne Zünd in einer Stellungnahme: «Damit die Wirkung der Energiesparmassnahmen, ob freiwillig oder verpflichtend, gemessen werden kann, braucht es möglichst aktuelle Zahlen.» Erst auf Basis aktueller Zahlen könne entschieden werden, «ob die Sparbemühungen ausreichen oder ob es zusätzlich Einschränkungen, Verbote oder im schlimmsten Fall auch Kontingentierungen braucht».
Doch es gibt ein Problem. «Gerade im Strombereich können viele kleinere lokale Energieversorgungsunternehmen ihre Messdaten nicht automatisiert übermitteln, da ihr Digitalisierungsstand dies noch nicht zulässt», schreibt Zünd. Aufgrund der «nicht flächendeckend vorhandenen Digitalisierung der Stromunternehmen» könnten «aktuelle Messdaten zur nationalen Stromproduktion und zum Stromverbrauch kurzfristig nicht bereitgestellt werden». Derzeit stellt die Netzgesellschaft Swissgrid jeden Monat nachträglich die Daten zusammen, die von den Unternehmen geliefert werden.
Trotzdem arbeitet der Bund an einem Monitoring, das im November Angaben zum Gas-und im Dezember zum Stromkonsum liefern soll. Wegen der Datenlücken soll der Stromverbrauch «anhand von Modellen hochgerechnet werden», schreibt Zünd. «So kann voraussichtlich ab Dezember die aktuelle nationale Stromnachfrage abgeschätzt und die Wirksamkeit der Stromsparmassnahmen beobachtet werden.»
Ziel sei es, kritische Tage oder Stunden im Voraus identifizieren zu können. Dies mittels eines Dashboards, das die vorhandenen Schweizer Daten mit Informationen zur Versorgungslage in Europa und den Wetterprognosen kombiniere: «Bevölkerung und Wirtschaft könnten dann gezielt zu besonderen Sparanstrengungen an diesen Tagen oder in diesen Stunden aufgerufen werden.» Die Monitoringdaten sollen laut BfE in leicht verständlicher Form auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, soweit die rechtlichen Grundlagen dies erlauben.
Immerhin: Besserung ist in Sicht. «Die zunehmende Digitalisierung im Strombereich wird künftig dafür sorgen, dass Informationen und Daten wesentlich schneller fliessen können als heute», schreibt Zünd. Bis 2027 soll die Abdeckung mit intelligenten Stromzählern, sogenannten Smart Metern, 80 Prozent betragen. Heute liegt diese noch unter 30 Prozent. Ein Smartmeter misst in jedem Haushalt alle 15 Minuten den Stromverbrauch und meldet das dem Elektrizitätswerk. Bei den herkömmlichen Zählern muss man den Verbrauch vor Ort ablesen. Zugleich sollen auch die Datenprozesse bei den Energieversorgungsunternehmen weiter digitalisiert werden. Entsprechende Vorgaben sind Teil der Revision des Stromversorgungsgesetzes, die zurzeit im Parlament beraten wird.
Auf Anfrage betont der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE), die Branche sei sich der Bedeutung der Digitalisierung sehr bewusst und treibe sie in verschiedenen Bereichen voran. In einer Umfrage bei über 100 Energieversorgern im 2021 «gaben 56 Prozent an, dass sie über eine Digital-Strategie verfügen; eine Zunahme von 12 Prozent im Vergleich zu 2020». Der VSE erwähnt aber auch die Komplexität der Digitalisierung, etwa bezüglich Datenschutz und Datensicherheit. Bei den Smart Metern entspreche die Abdeckung von knapp 30 Prozent «in Anbetracht der komplexen Rahmenbedingungen und der vom Bund gesetzten Frist bis 2027 wohl in etwa dem Fahrplan», schreibt der VSE. (aargauerzeitung.ch)
In sehr vielen Schweizer Unternehmen ist kein Stück anders…
1. Das Management hat keine Ahnung von Digitalisierung und absolut keine digitale Kompetenzen…
2. Das Business kann seine eigenen Prozesse nicht zu „Papier“ bringen, geschweige denn systematisch optimieren…
3. Viele, wenn nicht die meisten, KVler verfügen über sehr wenig digitale Kompetenzen…
4. Es wurden / werden viel zu wenige Informatiker eingestellt und diese sind chronisch überlastet…
Aber ☝️ , der Bund könnte doch *repräsentativ* ein paar volldigitasierte, möglichst grosse Stromunternehmen ins Boot holen und zusammen schauen wie effektiv die Sparbemühungen sind.
Oder muss man in Bern tatsächlich wissen, ob der Alois in St. Antönien seine Eier in der Pfanne heiss macht?
Achtung, kann Spuren von Ironie enthalten.