Schweiz
Geld

Der Elon Musk der Schweiz kritisiert den Umgang mit Steuergeldern

Pascal Stirnimann, Direktor der EFK, spricht waehrend einer Medienkonferenz der Eidgenoessische Finanzkontrolle (EFK) zum Jahresbericht 2023, am Dienstag, 21. Mai 2024 in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Pascal Stirnimann kritisiert den Umgang mit Steuergeldern. (Archivbild) Bild: keystone

Der «Elon Musk der Schweiz» kritisiert mutlose Chefbeamte

Die Eidgenössische Finanzkontrolle überwacht, wie effizient der Bund mit Steuergeldern umgeht. Bei der Präsentation des Jahresberichts fand ihr Direktor Pascal Stirnimann angesichts der anstehenden Sparrunde klare Worte.
21.05.2025, 16:0321.05.2025, 16:03
Christoph Bernet / ch media
Mehr «Schweiz»

Er ist gewissermassen der Elon Musk der Schweiz. Seine Aufgabe: dafür zu sorgen, dass der Bund die Steuergelder der Bevölkerung möglichst effizient einsetzt. Seine Mittel: nicht die Kettensäge, mit der ganze Verwaltungsabteilungen abgeholzt werden wie bei Musk. Sondern akribische Prüfberichte über die Tätigkeiten des Bundes, seiner Unternehmen und der ihm angegliederten Körperschaften. Sein Name: Pascal Stirnimann, Direktor der Eidgenössischen Finanzkontrolle (EFK).

Am Dienstag trat Stirnimann vor die Medien. Er präsentierte den Jahresbericht 2024 der Finanzkontrolle. 160 Prüfungen haben die 142 Mitarbeitenden der EFK im letzten Jahr durchgeführt. 375 Hinweisen von Whistleblowern sind sie nachgegangen. 75 Prüfberichte wurden veröffentlicht.

Eine Milliarde Fördergelder ohne Effekt

Bei ihrer Arbeit machte die Finanzkontrolle grosses Sparpotenzial ausfindig. Einige Beispiele nannte der EFK-Direktor an der Medienkonferenz. So etwa die Fördergelder im Gebäudeprogramm des Bundes in der Höhe von rund 3,6 Milliarden Franken.

Dort habe man «erhebliche Mitnahmeeffekte von rund 50 Prozent» festgestellt. Anders ausgedrückt: Die Gelder flossen für energetische Umbauten, welche die jeweiligen Hauseigentümer auch ohne den Zustupf aus dem Programm realisiert hätten. «Mit einer Milliarde Franken weniger aus dem Gebäudeprogramm hätte die gleichen CO₂-Reduktionen erreicht werden können», bilanziert Stirnimann.

Ein anderes Beispiel: Das Physiklabor HPQ der ETH Zürich, das ab 2030 zur Verfügung stehen soll. Beim Projektwettbewerb für das 339 Millionen teure Bauprojekt haben laut Finanzkontrolle Wirtschaftlichkeit und Kostensicht kaum eine Rolle gespielt. «Das Siegerprojekt war eines der unwirtschaftlichsten mit den höchsten Kosten», kritisiert Stirnimann.

Amtsdirektoren sollen Bestehendes kritisch hinterfragen

Ein effizienter Mitteleinsatz sei angesichts des vom Bundesrat geplanten Sparpakets mit 59 Massnahmen umso wichtiger, betont der Direktor der Finanzkontrolle: «Diese Massnahmen sind aus unserer Sicht gut, aber in der Vernehmlassung zeichnet sich starker Widerstand der Betroffenen ab.» Das merke auch die EFK, wenn ihre Empfehlungen für mögliche Einsparungen nicht oder nur verzögert umgesetzt werden.

Vom Charakter her ist Pascal Stirnimann kein Typ wie Elon Musk. Mehrmals betont er, dass es letztlich ein politischer Entscheid sei, wofür Steuermittel eingesetzt werden. Insgesamt funktioniere die Zusammenarbeit mit der Bundesverwaltung gut: «Die Verwaltung will sich verbessern, wir haben einen hohen Standard in der Schweiz.»

Dennoch fordert Stirnimann im Gespräch mit CH Media von Abteilungsleitern oder Amtsdirektorinnen «mehr Mut, auch mal Veränderungen anzustossen und Bestehendes kritisch zu hinterfragen, gerade bei der Überprüfung von Subventionen». Da seien viele oft zu ängstlich, weil sie sich keinen kritischen Fragen aussetzen wollten.

Ungenügende Transparenzregeln für Politikfinanzierung

Seit 2022 ist die Finanzkontrolle für den Vollzug der neuen Transparenzregeln für die Politikfinanzierung zuständig. Das haben Bundesrat und Parlament festgelegt.

Diese Aufgabe möchte die EFK am liebsten wieder loswerden – zumindest unter den heutigen Rahmenbedingungen. Dies hat sie dem Bundesamt für Justiz im Rahmen einer laufenden Evaluation mitgeteilt.

Direktor Pascal Stirnimann nennt die Gründe dafür: Die EFK kontrolliere als Aufsichtsbehörde den Umgang mit öffentlichen Geldern. Bei der Politikfinanzierung sei sie Vollzugsbehörde im Umgang mit privaten Spendengeldern: «Das stellt unsere Unabhängigkeit infrage.»

In dem von ihr geführten Spendenregister muss die Finanzkontrolle die Zahlen publizieren, wie sie von Parteien, Abstimmungskomitees und Kandidierenden gemeldet werden. Deren Richtigkeit überprüfen kann sie jedoch nur stichprobenmässig und im Nachgang.

Entdeckt die Finanzkontrolle dabei Fehler, verbietet es ihr das Gesetz, die Öffentlichkeit darüber zu informieren. «Wir werden gezwungen, nicht validierte und potenziell falsche Zahlen zu publizieren», sagt Stirnimann. Das widerspreche dem Anspruch der Finanzkontrolle. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Wie Elon Musk mit Tesla durchstartete
1 / 20
Wie Elon Musk mit Tesla durchstartete
Tesla Motors, oder kurz Tesla, wurde 2003 von Silicon-Valley-Ingenieuren gegründet. Sie wollten beweisen, dass Elektrofahrzeuge herkömmlichen Autos überlegen sind.
quelle: getty images north america / joe raedle
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Musk posiert mit Kettensäge – und will damit die Bürokratie absägen
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
2 Kommentare
Dein Kommentar
YouTube Link
0 / 600
Hier gehts zu den Kommentarregeln.
2
    Das ändert sich mit dem neuen SBB-Fahrplan – eine Region profitiert am meisten

    Mit dem neuen Fahrplan wollen die SBB das Angebot in der Nordwestschweiz stark ausbauen. Ausserdem sollen die Freizeitverbindungen laut dem vorliegenden Fahrplanentwurf gestärkt werden. Wegen der vielen geplanten Unterhalts- und Ausbauarbeiten können sich gleichzeitig aber auch die Reisezeiten verlängern oder Reisende müssen häufiger umsteigen.

    Zur Story