Die Zürcher Bildungsdirektorin Silvia Steiner (Mitte) bezeichnet es als inakzeptabel, dass der Gender-Tag an der Sekundarschule in Stäfa nach Drohungen abgesagt werden musste. Eine derartige Hetze sei fehl am Platz.
Der Begriff «Gender» sei leider aufgeladen, hielt Steiner am Freitagmittag im Regionaljournal Zürich-Schaffhausen vom Schweizer Radio SRF fest. Dabei gehe es um Fragen der Gleichstellung oder darum, wie man mit Sexualität umgehe. Das seien Themen, die die Schule thematisieren müsse, was auch im Lehrplan 21 vorgesehen sei. An der Sekundarschule in Stäfa wurden seit zehn Jahren «Gender-Tage» durchgeführt.
Dieser Unterricht hatte zuvor kaum Wellen geworfen – in diesem Jahr kam es allerdings zu einem Shitstorm in den sozialen Medien. Nach Drohungen und Telefon-Terror gegen Schulmitarbeitende sagte die Stäfner Schule den «Gender-Tag» vom kommenden Montag kurzfristig wieder ab.
Dass etwa der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner auf Twitter die Absetzung der Schulleitung gefordert hatte und die Einladung zum Gender-Tag mitsamt einer sichtbaren Handynummer einer Schulsozialarbeiterin veröffentlichte, kritisierte Steiner im Radio. «Wer in dieser Art Hetze betreibt und Personendaten veröffentlicht, nimmt seine Verantwortung als Politiker nicht wahr.»
Das sei umso bedenklicher, als es jetzt zum zweiten Mal mit derselben Person (Glarner) passiere, und dies «wieder ohne Kenntnis der Faktenlage», hielt Steiner fest. Hätte man sich informiert, hätte man gesehen, dass der Anlass in Stäfa ein guter sei. Gegner des Gender-Tags glauben dies nicht und schreiben in sozialen Netzwerken von «Indoktrinierung an den Schulen».
Auch Andreas Glarner twitterte am Freitag, dass die Einladung das Logo der Transgender-Community getragen habe und die Kinder darin mit Gender-Stern angesprochen worden seien.
Da die Teilnahme am Anlass obligatorisch sei, habe er diese Einladung öffentlich gemacht. «Wir Eltern vertrauen unsere Kinder der Schule an.» Die Sekundarschule Stäfa will den Gender-Tag in Zukunft wieder durchführen – beim nächsten Mal unter einem anderen Namen.
Gender-Tag in Stäfa: Die Einladung trug das Logo der Transgender-Community - die Kinder wurden mit Junge* und Mädchen* angesprochen und die Teilnahme am Anlass war Pflicht - deshalb habe ich die Einladung öffentlich gemacht!
— Andreas Glarner (@andreas_glarner) May 12, 2023
Wir Eltern vertrauen unsere Kinder der Schule an!
Andreas Glarner stand bereits 2019 in der Kritik, weil er die Telefonnummer einer Lehrerin auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hatte.
Die Lehrerin hatte einem muslimischen Kind für das Fastenbrechen frei gegeben. Darüber enervierte sich der SVP-Nationalrat derart, dass er auf Facebook dazu aufrief: «Vielleicht möchte jemand der Lehrerin mitteilen, was man davon hält.» Glarner löschte die Personalien der Lehrerin erst einige Stunden später, nachdem die Schule ihm – laut Glarners Aussagen – damit gedroht habe, Anzeige wegen Persönlichkeitsverletzung einzureichen.
Dass Glarner die Lehrperson direkt angreift, sorgte für viel Kritik, da es in der Zürcher Volksschulordnung ausdrücklich vorgesehen ist, dass sich Kinder aller Konfessionen bei hohen religiösen Feiertagen dispensieren lassen können.
Ähnlich ist es beim Gender-Tag, der in Stäfa hätte stattfinden sollen. Dieser lief unter dem Lehrplan 21, welcher «Geschlechter und Gleichstellung» als fächerübergreifendes Thema und überfachliche Kompetenz festschreibt.
Der SVP-Nationalrat provoziert schon länger mit seinen Aussagen zu Bildungseinrichtungen. 2018 veröffentlichte er einen Auszug einer Klassenliste einer Dübendorfer Schule. Dies, weil auf der Liste nur einer von zwölf Namen «nicht ausländisch klang». Wenig später löschte Glarner den Beitrag und entschuldigte sich öffentlich.
(Mit Inhalten der Nachrichtenagentur sda)
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