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Gesellschaft & Politik

Für eine soziale Klimapolitik: Die 5 wichtigsten Fragen zur Initiative

RECORD DATE NOT STATED Vordrucke zur Erbschaftssteuererklärung liegen auf einem Schreibtisch. Symbolbild/Symbolfoto. Schnelsen Hamburg *** Inheritance tax return forms lying on a desk Symbol image Sym ...
Die Schweiz stimmt am 30. November über das Besteuern von Millionen-Erben ab. (Symbolbild)Bild: www.imago-images.de

Die 5 wichtigsten Fragen und Antworten zur Juso-Initiative «Für eine soziale Klimapolitik»

09.10.2025, 11:11

Am 30. November stimmt die Schweiz über die von den Juso eingereichten Volksinitiative «Für eine soziale Klimapolitik – steuerlich gerecht finanziert (Initiative für eine Zukunft)» ab. Nachfolgend das Wichtigste zur Vorlage in Kürze:

Wie ist die Ausgangslage?

Erbschaften werden in der Schweiz auf Bundesebene nicht besteuert; in den Kantonen sind Erbschaftssteuern möglich. Begehren nach einer nationalen Erbschaftssteuer wurden wiederholt diskutiert und abgelehnt. Etwa scheiterte eine Volksinitiative von SP, Grünen, EVP und Gewerkschaftsbund für eine nationale Erbschaftssteuer zugunsten der AHV im Juni 2015 an der Urne.

Was fordert die Initiative der Juso?

Die Juso fordern mit der Volksinitiative «Für eine soziale Klimapolitik – steuerlich gerecht finanziert (Initiative für eine Zukunft)» eine Besteuerung von 50 Prozent auf Nachlässen und Schenkungen von Einzelpersonen von mehr als 50 Millionen Franken – die ersten 50 Millionen wären dabei steuerfrei. Die Einnahmen sollen zu zwei Dritteln an den Bund und zu einem Drittel an die Kantone gehen und in den Klimaschutz investiert werden. Zusätzlich verlangt die Initiative Massnahmen zur Verhinderung von Steuervermeidung, namentlich durch Wegzug aus der Schweiz. Der Umstand, dass die Steuer unmittelbar nach einem Ja geschuldet würde, löste im Sommer 2024 lebhafte Diskussionen über vorzeitige Wegzüge aus.

Aktivistinnen der JUSO machen mit Plakaten von wohlhabenden Schweizer Erben Werbung fuer ihre Volksinitiative "Initiative fuer eine Zukunft", welche eine nationale Erbschaftssteuer fuer Erbs ...
Die Juso stellt ihre Forderungen auf dem Bundesplatz in Bern.Bild: keystone

Der Bundesrat nannte die verlangte rückwirkende Besteuerung von Nachlässen und Schenkungen in einer Interpellationsantwort «staatspolitisch höchst problematisch». In den Parlamentsdebatten zur Initiative war die Rede von derzeit ungefähr 2500 Superreichen in der Schweiz mit Vermögen von 50 Millionen Franken.

Was hat es mit dem Klimagesetz zu tun?

Das Netto-Null-Ziel 2050 haben Parlament und auch das Stimmvolk an der Urne beschlossen, mit dem Klimaschutzgesetz. Ebenso gibt es finanzielle Fördermassnahmen, um die Energiewende voranzubringen. Das Entlastungspaket, mit dem der Bundesrat den Haushalt im Gleichgewicht halten will und über das das Parlament noch zu entscheiden hat, könnte indes auch das Gebäudeprogramm treffen.

Die Steuereinnahmen der Erben sollen zu zwei Dritteln an den Bund und zu einem Drittel an die Kantone gehen und in den Klimaschutz investiert werden. Dieser soll somit wieter voran gebracht werden.

Was sagen die Befürworter?

Die Jungsozialisten (Juso) wollen mit der Initiative die Wirtschaft mit Blick auf die Klimaerwärmung grundlegend umbauen und dafür Mittel von den Reichsten holen. Betroffen wären in etwa 2000 Personen in der Schweiz. Die Initiantinnen und Initianten sind der Ansicht, dass die reichsten Menschen mit ihrem luxuriösen Lebenswandel einen überdurchschnittlich grossen ökologischen Fussabdruck hinterliessen und dafür finanziell einstehen müssten.

Die bürgerliche Mehrheit habe gegenüber der Klimakrise versagt, argumentieren die Befürworterinnen und Befürworter zudem. Grosse und sozial gerecht finanzierte Investitionen seien darum dringend. Sie kritisieren zudem eine Konzentration von Vermögen und Macht zum Nachteil des Klimas. Im Parlament unterstützten Vertreterinnen und Vertreter von SP und Grünen die Initiative.

Was sagen die Gegner?

Im Parlament fand die Zukunftsinitiative kein Gehör, und auch einen milder formulierten Gegenvorschlag lehnte es ab. Auch der Bundesrat und die Kantone sagen Nein. Gegnerinnen und Gegner im Parlament befürchteten Wegzüge von Vermögenden und damit einhergehende Steuerverluste.

Bekämpft wird die Initiative von den bürgerlichen Parteien und Wirtschaftsverbänden wie Economiesuisse, Gewerbeverband und Swissmem. Die nationale Erbschaftssteuer gefährde traditionelle Familienbetriebe und mit ihnen Arbeitsplätze, machen sie geltend. Befürchtet wird, dass durch die hohe Steuer die Nachfolgeregelung in diesen Unternehmen erschwert oder gar verunmöglicht würde. Und dass viele sehr starke Steuerzahlerinnen und -zahler die Schweiz verliessen, könnte zu höheren Steuern für alle führen. (nib/sda)

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151 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Simonscat
09.10.2025 12:03registriert August 2019
Eine vernünftige Erbschaftssteuer hätte ja durchaus Chancen. Kenne mich da zu wenig aus aber aus dem Bauch raus schienen mir 2-3% vertretbar.

Aber nein, die Juso kommt nicht nur mit einem Vorschlaghammer, sonder gleich mit dem ganzen Abrisskommando und schlägt 50% vor. Nicht nur hat die Initiative 0 Chance, weitere Diskussionen zu etwaigen Erbschaftssteuern werden für unbestimmte Zeit so gut wie unmöglich.
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der_senf_istda
09.10.2025 11:50registriert Juni 2017
Vermögen in dieser Höhe werden nicht als Barvermögen vererbt, es sind i.d.R. Unternehmensanteile. Die Initiative führt also dazu, dass Unternehmen verkauft werden müssen, damit die Erbschaftssteuer bezahlt werden kann. Die Unternhemen landen dan bei institutionellen Investoren, die das nötige Geld haben und einen höheren Rentitedruck haben als familiengeführte Unternehmen.
Die Folgen für Arbeitnehmer dürften wohl klar sein.
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Metro Man
09.10.2025 11:54registriert Februar 2022
Es ist wohl wieder mal Zeit für den Hinweis, dass in der Schweiz die einkommensstärksten 1% etwa 24% der Steuern zahlen, und die oberen 10% ungefähr 50% der Steuern. Die unteren 50% der Einkommen zahlen etwa 10% des Steuerertrages. Ein Wegfall von genau diesem einen Prozent wegen einer solch unausgegorenen Steuer-Initiative würde alle massiv treffen, aber vor allem die unteren 50% der Einkommen würden am massivsten darunter leiden. Da geht es um viel mehr als nur um Erbschaften, es geht vor allem um die direkten Steuereinnahmen.
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