Der Freiburger Diplomat Henri Gétaz hat eine steile Karriere im Aussendepartement hinter sich. Nach Stationen in Washington leitete er jahrelang die Direktion für Europäische Angelegenheiten (DEA) in Bern. Bis Anfang Jahr war er Generalsekretär der Efta-Freihandelsorganisation in Brüssel und Genf.
Nach seiner Laufbahn im öffentlichen Dienst wollte er sich nun selbstständig machen und eine Beratungsfirma für schweizerisch-europäische Fragen gründen. Aber daraus wird nichts. Denn Gétaz ist mit der slowenischen Diplomatin Marta Kos verheiratet und diese wurde von der Regierung in Ljubljana für den Posten der slowenischen EU-Kommissarin nominiert.
Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat ihr das wichtige Dossier der EU-Erweiterung zugeteilt. In ein paar Tagen finden die Anhörungen im EU-Parlament statt.
Um seine Frau nicht in Erklärungsnöte zu bringen und allen möglichen Interessenskonflikten vorzubeugen, hat Gétaz seine Berater-Ambitionen zurückgestellt. Wenn die Frau in der EU-Hauptzentrale am Schalthebel sitzt, kann der Gatte keine teuren Ratschläge in EU-Fragen verkaufen. Das von ihm in Fribourg registrierte Unternehmen wurde wieder zugemacht, noch bevor er den ersten Kunden beraten hat. Das geht aus der Liste an Interessenbindungen hervor, welche seine Frau bei der EU-Kommission eingeben musste.
Und, ist er nun enttäuscht, dass er auf seine zweite Karriere zugunsten seiner Frau verzichten muss? «Im Gegenteil. Ich freue mich für meine Frau und bin sehr stolz auf sie», sagt Getaz zu CH Media. Er sei bereits in Brüssel und behilflich bei der Wohnungssuche. Während fünf Jahren, solange dauert das Mandat seiner Frau in Brüssel, alleine in der Schweiz zu bleiben, wäre für ihn keine Option gewesen. Jetzt werde er in Brüssel eine neue Tätigkeit aufnehmen. Pläne habe er bereits, aber es sei noch zu früh darüber zu reden, so Gétaz.
Marta Kos und Henri Gétaz, sie nannte ihn in einem Interview auch schon mal «mein Fels in der Brandung», hatten sich kennengelernt, als sie Botschafterin Sloweniens in Bern war. Die ehemalige Spitzenschwimmerin und slowenische Rekordhalterin gilt als sehr ambitioniert. Im Jahr 2016 wurde sie vom «Diplomatischen Magazin» in Deutschland als Botschafterin des Jahres ausgezeichnet. In Bern wurde ihr Abgang im Jahr 2020 aber von Mobbing-Gerüchten begleitet. Selbst gab sie an, dass sie wegen Differenzen mit der neugewählten Regierung des damaligen slowenischen Premierministers Janez Jansa zurücktrete, mit dem sie eine persönliche Fehde verbindet. Im September dieses Jahres hielt das slowenische Aussenministerium fest, dass nie ein Mobbing-Verfahren gegen Kos geführt wurde.
Gleichwohl wurde ihre Nominierung zuletzt von heftigen Turbulenzen begleitet. Janez Jansa, von manchen wegen seines Rechtspopulismus auch der «Alpen-Trump» genannt, versuchte Kos mit allen Kräften zu verhindern. Sie sei unrechtmässig auf Drängen von Kommissionspräsidentin von der Leyen ernannt worden, sagt der Anführer der grössten Oppositionspartei. Ausserdem wird aus Jansa-Kreisen die Behauptung gestreut, Kos habe für die ehemalige jugoslawische Geheimpolizei Udba gearbeitet. Kos verneint dies und spricht von politischen Versuchen, sie zu diskreditieren. (aargauerzeitung.ch)