Die Schweiz ist ein ausgeprägtes Stiftungsland. Gemäss dem Stiftungsreport 2014 gab es Ende 2013 in der Schweiz 12'909 Stiftungen. Der grösste Teil davon, nämlich 2218, ist im Kanton Zürich angesiedelt, gefolgt von Waadt, Bern, Genf und Basel-Stadt.
Was die Stiftungsdichte angeht, wird Basel seinem Ruf als «Stiftungsmekka» gerecht: Pro 10'000 Einwohnern gibt es 45,5 registrierte Stiftungen – das ist schweizweiter Rekord.
Das Center For Philanthropy Studies der Universität Basel, CEPS, befragte im Jahr 2013 110 Schweizer Stiftungen. Diese haben ein frei investierbares Vermögen von insgesamt 2,9 Milliarden Franken. Davon schütteten sie jährlich 122 Millionen Franken aus. Dies ergibt eine Ausschüttungsquote von 3,9 Prozent.
In anderen Ländern, wie Deutschland oder den USA, müssen die Stiftungen eine minimale Ausschüttungsquote erreichen. Im Fall der USA sind es fünf Prozent. Da die Schweiz keine solche Bestimmung kennt, dürften die hiesigen Stiftungen mehrere Milliarden Franken in ihren Kassen horten.
Das ist unbefriedigend, wie Markus Gmür, Professor an der Universität Freiburg am Donnerstag an einer Medienkonferenz sagte: «Die Höhe der Stiftungsgelder lässt sich nicht genau beziffern – weder die Höhe der Ausschüttungen, noch das Polster, auf dem die Stiftungen sitzen.»
Die Abläufe in der Stiftungsszene seien völlig ineffizient und für alle Beteiligten nicht zufriedenstellend. «80 Prozent der Gesuche werden an 20 Prozent der Stiftungen gestellt», sagt auch Peter Buss, Initiant von StiftungSchweiz.ch. Die neue Online-Plattform will diese Probleme aus dem Weg räumen und die Verknüpfung zwischen Stiftungen und Gesuchsteller vereinfachen.
In Zukunft sollen sich die Gesuche besser auf die Geldgeber verteilen. Jede Stiftung erhält ein eigenes Profil mit dem Stiftungszweck und weiteren relevanten Daten – via Handelsregister tagesaktuell von allen Stiftungen in der Schweiz.
Je mehr Informationen eine Stiftung zur Verfügung stellt, desto besser wird ihr Profil über die interne Suchfunktion gefunden. Darüber hinaus sind Antragsteller in der Lage auf StiftungSchweiz.ch, ihre Idee der breiten Masse zu präsentieren und können so von Unterstützern gefunden werden.
Peter Buss betont zwar, dass sein Projekt «kein Facebook für Stiftungen» sein wolle. Doch im Grunde ist es nichts anderes als das: Passende Partien werden zusammengeführt und die User sollen auf der Plattform eine aktive Rolle einnehmen.
Die Datenbank wird der Crowd zur Verfügung gestellt, diese soll dafür Einträge und Stiftungen bewerten und kommentieren und sich im Forum mit anderen austauschen. So soll sich StiftungSchweiz.ch in einigen Jahren zur Austauschplattform im Non-Profit-Sektor entwickeln und die Stiftungsszene umwälzen.
Wie Gmür betont, gibt es durchaus Stiftungen, die dem neuen Tool skeptisch gegenüber stehen. Sie fürchten, dass sie mit qualitativ schlechten Gesuchen überschwemmt werden könnten.
Die Skeptiker sind aber klar in der Minderheit. Beide Branchenverbände, Swissfoundation und Pro Fonds, begrüssen und unterstützen die Plattform und sind überzeugt, dass die neue Transparenz zu besser passenden Gesuchen führen werde.
Wer es ausprobieren will, kann das ab Donnerstagabend tun. Single-User bekommen den Zugang zur Datenbank gratis – allerdings mit eingeschränkten Funktionen. Wer alle Möglichkeiten nutzen möchte, bezahlt im Jahr 1600 Franken.
Für professionelle Berater und Fundraiser sei dieser Betrag äusserst gering, so Peter Buss. Immerhin könne mit dem Tool viel Zeit gespart werden. Zudem will StiftungSchweiz.ch in den nächsten drei Jahren in die Gewinnzone gelangen und Geld verdienen.