Kinder der neunten Klasse mit Schweizer Pass müssen im Kanton Bern auch künftig keine obligatorische Schusswaffen-Ausbildung absolvieren. Zwei Grossräte scheiterten im Kantonsparlament am Donnerstag mit ihrer Idee krachend.
Um die Sicherheit der Schweiz stehe es nicht gut, sagte Motionär Nils Fiechter (SVP) im Grossen Rat. Die Schweiz habe ihre Neutralität aufgegeben, Terrorattacken in Europa hätten zugenommen. «Es warten dunkle Zeiten auf uns», prognostizierte Fiechter. Die beste Abwehr sei deshalb eine bewaffnete Bevölkerung.
Damit hatten dann auch fast alle gesprochen, die dem Anliegen etwas abgewinnen konnten. «Dieser Vorstellung, dass die Volksschule im Krieg auf den Plan tritt, können wir nichts abgewinnen», sagte FDP-Sprecher Daniel Arn.
Manuel C. Widmer von der Fraktion der Grünen kündigte am Rednerpult an, Antworten auf die «ernstzunehmenden Fragen» des Vorstosses zu liefern – und schwieg für eine halbe Minute.
Katja Streiff sprach im Namen der EVP-Fraktion und trug ein eigenes Gedicht vor. Zusammenfassung: Schusswaffen gehören nicht ins Schulzimmer.
Sie schiesse gerne, erzählte Nadja Günthör namens der SVP-Fraktion. «Aber Schusswaffen passen in etwa so gut in ein Schulzimmer wie Discokugeln.» Es gebe andere Möglichkeiten, den Umgang mit Waffen zu erlernen. Schützenvereine etwa hätten gute Angebote.
Die Forderungen seien von der GLP-Fraktion abgeschossen worden, sagte Sprecher Casimir von Arx. Sie würden sich dabei auf dieselben Gründe berufen wie die Fraktion der Grünen.
Unterstützung gab es auch nicht von der Fraktion der EDU. «Die Motion hat mich geschaudert», sagte Barbara Maurer. Die Tatsache, dass 15-Jährige in der Schule verpflichtet würden, den Gebrauch von Schusswaffen zu erlernen, erachtete sie als übertrieben.
Die SP stehe für Frieden und die Stärkung der Zivilgesellschaft. Schützenvereine sollen Werbung machen dürfen, sagte Christine Blum. «So wie Musikvereine und Samariterbunde.» Aber dort sei die Teilnahme ja auch freiwillig.
«Die Schweizer Armee ist genau der richtige Ort für eine Schusswaffenausbildung», ordnete Hans Marti von der Mitte-Fraktion ein. Die gesellschaftliche Akzeptanz für die Idee sei nicht gegeben, fasste er zusammen.
Fiechter aber fühlte sich falsch verstanden. Es gehe nicht um Waffen im Schulzimmer. Natürlich würde diese Ausbildung in Jungschützenkursen von Experten durchgeführt werden.
Angesichts des geringen Zuspruchs wandelte Nils Fiechter seine Motion in ein Postulat. Die Regierung sollte die Idee jetzt also nur noch prüfen, nicht aber aufzeigen, wie sie sie umsetzen würde.
Umzustimmen vermochte er das Parlament damit nicht. 137 Ratsmitglieder lehnten den Vorstoss auch als Postulat ab. Nur drei stimmten zu: Fiechter selber, Mitmotionär Thomas Fuchs (SVP) und Sandra Schneider (SVP). (sda/thw)
Man weiss ab solchen Vorschlägen nicht ob man nicht den Kopf auf die Tischplatte schlagen soll
Schade für den Nils, dass er nicht in den 50er Jahren geboren wurde, als es noch Kadetten gab, Alltagsrassismus ganz normal war und die Schweizer Wirtschaft vom Saisonnier-Statut profitierte. So jung nach Pass, so alt und ja: vorgestrig im Geiste.