Schweiz
Gesellschaft & Politik

PUK-Bericht zur CS: Experte hält Bericht für zu unkritisch und nutzlos

Peter V. Kunz
Der Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz übt scharfe Kritik am PUK-Bericht zur CS-Notrettung.

«Die Empfehlungen sind nutzlos» – Experte zerzaust den PUK-Bericht

20.12.2024, 15:2020.12.2024, 15:31
Mehr «Schweiz»

Der Bericht zur parlamentarischen Untersuchungskommission PUK zur CS-Notrettung stösst auf harte Kritik: Der Berner Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz hält das knapp 600-seitige Schriftstück für sehr unkritisch: Und «die Empfehlungen sind unbrauchbar und nutzlos».

Der PUK-Bericht sei kein Gerichtsverfahren und auch keine juristische Analyse, sondern eine politische Vergangenheitsbewältigung, sagte Kunz am Freitag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP: «Das bringt meines Erachtens wenig bis gar nichts.» Die PUK sei sehr unkritisch geblieben, sagte Kunz.

‹Die Behörden sind wesentlich besser weggekommen, als ich erwartet hatte.›
Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz

Es sei zwar richtig, dass die Hauptverantwortung für den Untergang der Grossbank bei der CS-Spitze liege. Aber Behörden- und Regierungsvertreter seien sehr wenig kritisiert worden.

So hätten Ex-SNB-Chef Thomas Jordan und Finanzministerin Karin Keller-Sutter am 19. März 2023 erzählt, dass es keine Alternative für eine Übernahme der Credit Suisse durch die UBS gegeben hätte. Heute sei durch den PUK-Bericht aber klar, dass es mindestens drei fertige Lösungen gegeben hatte, sagte Kunz.

Fast Reinwaschung der Behörden

Die Aufgabe der PUK sei nicht die Aufarbeitung des CS-Desasters gewesen, sondern zu schauen, ob die Behörden irgendeine Mitverantwortung tragen würden. «Der PUK-Bericht ist fast eine Weisswaschung der Behörden nach dem Motto: Es war eine schwierige Zeit, aber am Schluss kam es gut heraus», sagte der Professor der Universität Bern.

Dabei habe die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma absolut versagt, dass sie die renitente Haltung der CS-Spitze durchgelassen habe. «Das ist einer der Skandale», sagte Kunz. Das hätte sich die Finma nicht gefallen lassen müssen. Sogar die PUK stelle klar fest, dass das inakzeptabel sei. Da hätte die Finma aktiver werden können.

Einschränkend sagte Kunz, dass die Politik die Finma beim Personal und beim Instrumentarium an der kurzen Leine halte:

‹Die Finma boxt nicht in der gleichen Gewichtsklasse mit.›
Wirtschaftsrechtsprofessor Peter V. Kunz

Die Finma brauche mehr Instrumente. Darum sei jetzt die Politik gefordert, sagte Kunz: «Aber ich zweifle, ob die Politik das jetzt umsetzt.» Der PUK-Bericht fordere lediglich, dass der Bundesrat prüfen solle, ob die Finma Bussen verhängen dürfe.

Übers Ganze gesehen seien diese Punkte unschön. «Die machen aber den Braten nicht fett», sagte Kunz. «Insgesamt hat die SNB einen guten Job gemacht. Im Grossen und Ganzen ist die SNB sehr professionell aufgetreten.»

PUK mit zu wenig Druck

«Die grösste Schwachstelle sind die 20 Empfehlungen: Die sind unbrauchbar und nutzlos», sagte Kunz. Da setze der Bericht zu wenig Druck auf die Politik auf. Die PUK habe eineinhalb Jahre Zeit verschwendet. Auf die PUK hätte man seiner Meinung nach auch verzichten können.

Angesichts der harmlosen Kritik im PUK-Bericht seien keine Rücktritte angezeigt. Die Finma habe von der PUK die Note 5 erhalten. (sda/awp/thw)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Mitglieder der Credit-Suisse-PUK
1 / 16
Die Mitglieder der Credit-Suisse-PUK
Franziska Ryser (GP-SG/Nationalrat)
quelle: keystone / christian merz
Auf Facebook teilenAuf X teilen
CS-GV: Dieser CS-Aktionär ist wütend und traurig zugleich
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
21 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Dante&Lupus
20.12.2024 15:59registriert August 2024
Danke Herr V. Kunz,ich war mir beim lesen unsicher ob ich da was falsch verstanden hatte denn eigentlich wurde es allen irgendwie entschuldigt,zumindast das was ich hier auf Watson gelesen hab.Und dass es keine nachträgliche Untersuchung gab,bezügl.Parlament die ja grosszügig über alles hinweg geschaut haben.Aber das hat eben mit der Lobby zu tun.
Und Herr Maurer mit seiner schwachen Erklärung,weshalb er den gesamt BR nicht früher informierte passt zum "Kei Luscht" od.er wollte es besser Wissen.
Zusammengefasst; dürfen "höher" gestellte sich einfach mehr erlauben und das stinkt.
356
Melden
Zum Kommentar
avatar
FrancoL
20.12.2024 19:11registriert November 2015
"Es sei zwar richtig, dass die Hauptverantwortung für den Untergang der Grossbank bei der CS-Spitze liege. Aber Behörden- und Regierungsvertreter seien sehr wenig kritisiert worden"

Und das konnte man nicht schon im Voraus wissen?
Wenn man betrachtet wie ein Hauptakteur wie Ueli Maurer sich einfach davon schleichen kann, ja dann stinkt es doch gegen den Himmel.
271
Melden
Zum Kommentar
avatar
Schlaf
20.12.2024 15:59registriert Oktober 2019
Hat die PUK jemals etwas getan, für das sie eigentlich steht?

Ich meine so richtig, mit Ergebnissen bei welchen die CH-Bürger sagen konnten, danke PUK, danke für die Aufklärung.

Oder ist das so ein Gedöns, dass vorgeschoben wird und dann doch nie etwas handfestes dabei raus kommt?
213
Melden
Zum Kommentar
21
    Schweizer BIP wächst um 0,8 Prozent
    Die Schweizer Wirtschaft hat im vierten Quartal 2024 etwas besser als erwartet abgeschnitten. Das Wachstum blieb jedoch unter den langjährigen Durchschnittswerten. Im gesamten Jahr wuchs die Schweizer Wirtschaft gemäss den provisorischen Ergebnissen um 0,8 Prozent.

    Auf bereinigter Basis legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP, bereinigt) zwischen Oktober und Dezember 2024 zum Vorquartal um 0,4 Prozent zu, wie die am Montag publizierte Erstschätzung des Staatssekretariates für Wirtschaft (Seco) zeigt. Dazu hätten sowohl die Industrie als auch der Dienstleistungssektor beigetragen.

    Zur Story