Bundesrätin Baume-Schneider mit Erfolg: Gesundheitslobby muss 303 Millionen sparen
Rückenschmerzen: Wenn das Aufstehen am Morgen zur Tortur wird oder ein Schmerz wie ein Blitz durch den Körper fährt, ist der Gang zur Ärztin nicht weit. Und oft ist mit dem Arzttermin die Erwartung verbunden, dass in der Praxis oder der Notaufnahme eine Bildgebung erstellt wird. Man möchte sehen, was kaputt ist im Rücken.
Bloss: Hat eine Patientin oder ein Patient keine anderen schweren Erkrankungen oder alarmierende Symptome, sogenannte «red flags», bringt die Bildgebung oft nichts. «In diesem Fall soll künftig in den ersten sechs Wochen keine spezielle Bildgebung wie ein MRI erstellt werden.» Das sagte Yvonne Gilli, Präsidentin des Ärzteverbands FMH, am Dienstag vor den Medien in Bern.
«Smarter medicine» heisst das Konzept, mit dem wirkungslose und mitunter schädliche medizinische Behandlungen vermieden und zugleich Kosten eingespart werden sollen. Jede ärztliche Fachgesellschaft soll eine Top-5-Liste unnötiger Behandlungen erstellen, viele haben das schon getan. Es ist ein Beitrag der Ärztinnen und Ärzte an ein Paket von 38 Massnahmen, mit dem im Gesundheitsbereich 300 Millionen Franken gespart werden sollen, jährlich wiederkehrend.
Der Betrag entspricht knapp einem Prämienprozent. Unter grosser Geheimhaltung haben sich Akteure des Gesundheitswesens dieses Jahr mehrmals mit Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider zum runden Tisch «Kostendämpfung» getroffen, mit dem Ziel, das Kostenwachstum mit kurzfristigen Massnahmen zu bremsen.
Am Montagabend lüftete die Gesundheitsministerin das Geheimnis, wie das gelingen soll. Sie trat zusammen mit Gilli auf, mit Felix Gutzwiller, dem ehemaligen Zürcher FDP-Ständerat als Vertreter der Krankenkassen, und Lukas Engelberger, dem Präsidenten der Gesundheitsdirektoren. Sichtbar stolz präsentierten sie die Massnahmen, die auch von der Pharmabranche, den Spitälern und Patientenorganisationen mitgetragen werden.
So wollen die Krankenkassen ihre Verwaltungskosten um zwei Prozent senken, was 40 Millionen Franken ausmacht. Bei Medikamenten soll neu der Wirkstoff verschrieben werden, um günstige Generika zu fördern. Der Verzicht auf Papierrechnungen ab 1. Juli 2026 soll Einsparungen von 36 Millionen bringen.
Nun sind die steigenden Gesundheitskosten schon seit Jahren eine der grössten Sorgen in der Bevölkerung. Warum kommen diese Massnahmen, die sich laut Baume-Schneider relativ unkompliziert und rasch umsetzen lassen, erst jetzt?
Die Gesundheitsministerin interpretiert die Zusammenarbeit der Akteure als Ausdruck des gemeinsamen Willens, die Kosten zu dämpfen. Dafür habe es die Treffen am runden Tisch gebraucht, um zu sehen, «dass auch die anderen Partner einen Schritt machen». Sie kündete an, dass sie diese Politik der kleinen Schritte weiterführen will. Die Sparanstrengungen sind mit dem einen Prämienprozent nicht abgeschlossen.
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