Schweiz
Gesundheit

Gesundheitslobby muss wegen Baume-Schneider 303 Millionen sparen

Bundesrätin Baume-Schneider mit Erfolg: Gesundheitslobby muss 303 Millionen sparen

Nicht immer sofort ein Röntgenbild und keine sinnlosen Tests: 38 Massnahmen sollen kurz- und mittelfristig die Gesundheitskosten dämpfen. Auch die Krankenkassen leisten einen Beitrag.
28.10.2025, 07:4828.10.2025, 10:21
Stefan Bühler, Anna Wanner / ch media

Rückenschmerzen: Wenn das Aufstehen am Morgen zur Tortur wird oder ein Schmerz wie ein Blitz durch den Körper fährt, ist der Gang zur Ärztin nicht weit. Und oft ist mit dem Arzttermin die Erwartung verbunden, dass in der Praxis oder der Notaufnahme eine Bildgebung erstellt wird. Man möchte sehen, was kaputt ist im Rücken.

Bundesraetin Elisabeth Baume-Schneider, spricht waehrend einer Medienkonferenz nach dem dritten runden Tisch "Massnahmen zur Kostendaempfung im Gesundheitswesen", am Montag, 27. Oktober 2025 ...
Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider erklärt vor den Medien, wie sie die 300 Millionen Franken sparen will.Bild: keystone

Bloss: Hat eine Patientin oder ein Patient keine anderen schweren Erkrankungen oder alarmierende Symptome, sogenannte «red flags», bringt die Bildgebung oft nichts. «In diesem Fall soll künftig in den ersten sechs Wochen keine spezielle Bildgebung wie ein MRI erstellt werden.» Das sagte Yvonne Gilli, Präsidentin des Ärzteverbands FMH, am Dienstag vor den Medien in Bern.

«Smarter medicine» heisst das Konzept, mit dem wirkungslose und mitunter schädliche medizinische Behandlungen vermieden und zugleich Kosten eingespart werden sollen. Jede ärztliche Fachgesellschaft soll eine Top-5-Liste unnötiger Behandlungen erstellen, viele haben das schon getan. Es ist ein Beitrag der Ärztinnen und Ärzte an ein Paket von 38 Massnahmen, mit dem im Gesundheitsbereich 300 Millionen Franken gespart werden sollen, jährlich wiederkehrend.

Der Betrag entspricht knapp einem Prämienprozent. Unter grosser Geheimhaltung haben sich Akteure des Gesundheitswesens dieses Jahr mehrmals mit Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider zum runden Tisch «Kostendämpfung» getroffen, mit dem Ziel, das Kostenwachstum mit kurzfristigen Massnahmen zu bremsen.

Am Montagabend lüftete die Gesundheitsministerin das Geheimnis, wie das gelingen soll. Sie trat zusammen mit Gilli auf, mit Felix Gutzwiller, dem ehemaligen Zürcher FDP-Ständerat als Vertreter der Krankenkassen, und Lukas Engelberger, dem Präsidenten der Gesundheitsdirektoren. Sichtbar stolz präsentierten sie die Massnahmen, die auch von der Pharmabranche, den Spitälern und Patientenorganisationen mitgetragen werden.

Bundesraetin Elisabeth Baume-Schneider, hinten MItte links, neben Lukas Engelberger, Gesundheitsdirektor des Kantons Basel-Stadt, trifft sich mit den verantwortlichen Personen im Gesundheitswesen zum  ...
Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider leitete die Sitzung mit allen wichtigen Partnern des Gesundheitswesens, den Spitälern und Ärzten, den Kantonen, den Krankenkassen und dem Bundesamt für Gesundheit.Bild: keystone

So wollen die Krankenkassen ihre Verwaltungskosten um zwei Prozent senken, was 40 Millionen Franken ausmacht. Bei Medikamenten soll neu der Wirkstoff verschrieben werden, um günstige Generika zu fördern. Der Verzicht auf Papierrechnungen ab 1. Juli 2026 soll Einsparungen von 36 Millionen bringen.

Nun sind die steigenden Gesundheitskosten schon seit Jahren eine der grössten Sorgen in der Bevölkerung. Warum kommen diese Massnahmen, die sich laut Baume-Schneider relativ unkompliziert und rasch umsetzen lassen, erst jetzt?

Die Gesundheitsministerin interpretiert die Zusammenarbeit der Akteure als Ausdruck des gemeinsamen Willens, die Kosten zu dämpfen. Dafür habe es die Treffen am runden Tisch gebraucht, um zu sehen, «dass auch die anderen Partner einen Schritt machen». Sie kündete an, dass sie diese Politik der kleinen Schritte weiterführen will. Die Sparanstrengungen sind mit dem einen Prämienprozent nicht abgeschlossen.

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Die beliebtesten Kommentare
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Raembe
28.10.2025 09:07registriert April 2014
Meiner Meinung nach sollte man auch die einzelnen KK Modelle mal anschauen. Bei meiner KK ist das Hausarzt-Model das Günstigste. Nur generiert dies in einigen Fällen mehr Aufwand und Kosten. Letztens brauchte ich einen Vorsorge Termin beim Urologen. Man ist ja schon über 30 etc. Ich frage bei meiner KK nach, ob ich den direkt anfragen kann. Nein, geh zum Hausarzt. Was macht der Hausarzt, macht einen Termin, ich geh vorbei. 2min später habe ich die Überweisung. Nun gibt es halt noch eine Rechnung für die KK, die man vermeiden hätte können.
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Wolfman
28.10.2025 14:44registriert April 2020
Wie wärs wenn endlich mal der korrupte Lobbyismus der bürgerlichen Parteien angegangen werden würde? Parallelimporte von Medis erlauben. Endlich ein Verbot von Nebenämtli für Politiker. Es ist doch ein Hohn, wie viele, vornehmlich bürgerliche Politiker in VR von KKs, Spitälern, Pharma und Zulieferern für Spitäler sitzen. Bestes Beispiel Damian Müller der FDP dieses Jahr. Er sass im VR von DREI Spitälern und gleichzeitig in verschiedenen VR von Zulieferern von Medizinalgütern. Das ist Korruption schlimmer als in einer Bananenrepublik
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