Schweiz
Gesundheit

Abnehmspritze: Frauen nehmen öfter Medikamente gegen Übergewicht

FILE - The injectable drug Ozempic is shown Saturday, July 1, 2023, in Houston. Drug regulators in Europe have found no evidence that popular diabetes and weight-loss drugs like Ozempic and Wegovy are ...
Abnehmmedikamente wie Ozempic sind vor allem bei Frauen beliebt.Bild: keystone

Frauen nutzen öfter Abnehmspritzen – obwohl Männer eher übergewichtig sind

Die Zahlen zeigen: Frauen lassen sich öfter die Abnehmspritze verschreiben. Doch am meisten von Übergewicht und Adipositas betroffen sind die Männer.
05.06.2025, 10:1005.06.2025, 10:10
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In Hollywood sind Medikamente wie Ozempic schon länger im Trend und sorgten schon für den ein oder anderen starken Gewichtsverlust. Die neuesten Zahlen des Schweizer Versorgungsatlas des Gesundheitsobservatoriums Obsan geben nun auch für die Schweiz einen Einblick in die Nutzung der Abnehmspritzen, schreibt SRF.

Berücksichtigt wurden dabei die Medikamente mit einer Zulassung für die Behandlung von Adipositas in der Schweiz, welche auch von der Krankenkasse bezahlt werden. Betroffen ist dabei grösstenteils das verschreibungspflichtige Medikament Wegovy der dänischen Herstellerin Novo Nordisk.

Dann bezahlt die Krankenkasse die Abnehmspritze
Für die Behandlung mit der Abnehmspritze gibt es verschiedene Bedingungen. Der BMI muss grösser als 35 sein, wenn keine weitere Erkrankung vorliegt. Bei einem BMI über 28 ist die Behandlung mit Begleiterkrankungen wie beispielsweise Bluthochdruck oder Schlafapnoe möglich.
Weiter muss die Patientin oder der Patient die Ernährung umstellen und sich regelmässigen ärztlichen Kontrollen unterziehen. Wegovy ist nicht die einzige Injektion zur Gewichtsabnahme. Ein anderes Präparat ist Mounjaro, was momentan aber nicht von der Krankenkasse bezahlt wird.

Wegovy wird seit dem Frühling vergangenen Jahres zum Teil von der Krankenkasse übernommen. Ab diesem Zeitpunkt ist ein rapider Anstieg der Beanspruchung zu beobachten. Bis Ende 2024 erstattete die Krankenkasse rund 40'000 Personen das Medikament. Die Kosten belaufen sich dabei laut dem Krankenkassenverband Prioswiss in dieser Zeit auf rund 43 Millionen Franken. Der Betrag könnte aber noch grösser werden. Geschätzt werden Kosten von 300 Millionen Franken pro Jahr.

Starker Unterschied bei den Geschlechtern

Bei den Zahlen ist besonders der Unterschied zwischen den Geschlechtern markant. Laut Obsan nutzen Frauen die Abnehmspritze öfter als Männer, trotz des Umstandes, dass Männer häufiger von Adipositas und Übergewicht betroffen sind. Laut der Schweizerischen Gesundheitsbefragung haben 52 Prozent der Männer ein Übergewicht oder sind adipös, bei den Frauen sind es 34 Prozent.

Geschlechterunterschied Abnehmspritzen
Die Grafik zeigt den Geschlechterunterschied beim Gebrauch von AbnehmpräparatennBild: Versorgungsatlas.ch

Unterschiede gibt es ebenfalls beim Alter: Personen zwischen 41 und 60 Jahren nehmen am häufigsten GLP-1-Medikamente, also Medikamente, die zur Gewichtsabnahme führen sollen.

Philipp Gerber, Arzt am Universitätsspital Zürich und Leiter des Adipositas-Zentrums, bestätigt die höhere Nachfrage der Medikamente bei Frauen.

Doch weswegen gibt es so einen markanten Unterschied? Gabriela Fontana vom Dachverband Allianz Adipositas vermutet als Grund: «Frauen unterliegen stärker dem gängigen Schönheitsideal und sind schneller unzufrieden mit ihrem Körpergewicht als Männer. Und sie nehmen wohl auch eher medizinische Hilfe in Anspruch.»

Dies unterlegen die Zahlen des Bundes: Die Schweizerische Gesundheitsbefragung zeigt, dass Frauen ihr Körpergewicht anders wahrnehmen, als Männer.

Dicke Männer-Bäuche am Strand. Übergewicht (Adipositas) wird fast überall auf der Welt zu einem immer grösseren Problem.
52 Prozent der Männer haben ein Übergewicht oder sind adipös.Bild: Shutterstock

Übergewichtige Menschen werden verurteilt

Bei allen Geschlechtern gleich sei jedoch die Behandlung in der Öffentlichkeit. Gabriela Fontana meint dazu: «Stark übergewichtige Menschen erleben sehr häufig Stigmatisierung – und zwar nicht nur von der Bevölkerung, sondern auch von Gesundheitsfachpersonal.» Das würden Befragungen belegen.

Laut den Studien werden beispielsweise gesundheitliche Probleme nicht ernst genommen und das Übergewicht der Betroffenen als Grund für die Beschwerden angeführt, egal ob es wirklich so ist oder nicht. Aus diesem Grund beanspruchen die Leidtragenden gemäss der Allianz Adipositas vielfach keine medizinische Hilfe, aus Angst vor Stigmatisierung. (kek)

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35 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Raki
05.06.2025 11:05registriert Januar 2024
Well, weil es vielen Männern ab einem gewissen Alter einfach egal ist was andere Menschen über ihr Erscheinungsbild denken? Find ich, abgesehen von den gesundheitlichen Risiken von Adipositas, eigentlich eine gesund Einstellung. Braucht halt eine Zeit bis man realisiert, dass die Menschen, welche einen ständig taxieren und abschätzig beurteilen oder blöde Sprüche machen eigentlich komplett irrelevant für das eigenen Leben sind und einem ja auch nicht die Rechnungen zahlen.
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