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Führt ein Rechenfehler auch bei der IV zu Fehlprognose

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Um Milliarden verschätzt: Fehlprognosen auch bei der IV?Bild: severin bigler/chmedia

Um Milliarden verschätzt: Führt ein Rechenfehler auch bei der IV zu Fehlprognosen?

Die Finanzperspektiven der Invalidenversicherung schwanken derart, dass ein Nationalrat eine Erklärung des Bundesrats fordert.
25.03.2025, 05:4925.03.2025, 08:12
Anna Wanner / ch media
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Die Prognosen der AHV waren lange allzu pessimistisch: Im vergangenen Sommer sorgte eine fehlerhafte Berechnungsgrundlage des wichtigsten Sozialwerks für Aufregung. In seiner Prognose hat sich das zuständige Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) um rund vier Milliarden verschätzt. Grund dafür waren «fehlerhafte Formeln im Berechnungsprogramm».

Nun vermutet Mitte-Nationalrat Dominik Blunschy (SZ), auch bei der IV könnte das BSV über Jahre hinweg falsche Prognosen erstellt haben. Er stellt darum über einen Vorstoss dem Bundesrat die Frage:

«Sind auch bei den IV-Zahlen die gleichen Fehler gemacht worden?»
Dominik Blunschy, Nationalrat Die Mitte-SZ, rechts, spricht neben Adrian Wuethrich, Praesident Travail.Suisse, links, waehrend einem Point de Presse zur Ankuendigung der Familienzeit-Initiative, am Do ...
Dominik Blunschy, Mitte-Nationalrat SZ.Bild: keystone

Grund für seine Vermutung ist die ständig nach hinten verschobene Entschuldung der Invalidenversicherung. Noch in den Jahren 2013, 2014, 2015 und 2016 hat das BSV prognostiziert, dass die Schuld, welche die IV gegenüber dem AHV-Fonds hat, im Jahr 2030 vollständig abgebaut sei. 2019 lag die Prognose für 2030 bei 2,4 Milliarden IV-Schulden bei der AHV.

Nun, fünf Jahre später, ist die Verschuldung unverändert hoch, bei rund 10,3 Milliarden Franken. Die Perspektive auf einen Abbau bis 2030 hat sich komplett zerschlagen.

Viel mehr Neurenten als vor drei Jahren

Die Antwort des Bundesrats lässt sich nicht vorwegnehmen. Ein Berechnungsfehler ist zwar nicht auszuschliessen, aber gleichzeitig gibt es Gründe, wieso sich die Finanzperspektiven zuletzt verschlechterten: Das BSV vermeldete im November einen «signifikanten Anstieg der Neurenten» sowie «tiefere Abgangsquoten».

Seit 2017 steigen die Neurenten an, von 2020 bis 2022 waren sie auf hohem Niveau relativ stabil, wie das BSV schreibt. Nun entwickeln sich die Finanzen weiter ins Negative, weil seit 2023 die Neurenten wieder signifikant zugenommen haben.

Fairerweise lässt sich auch einwenden, dass Prognosen zur Gesundheit der Bevölkerung wesentlich schwieriger zu treffen sind als jene zur Alterung. Weiter hat das BSV die Berechnungsmethode von einem «externen Beratungsbüro» überprüfen lassen. Und dieses erklärte das Berechnungsmodell für «solide».

Dominik Blunschy hat nicht die Absicht, das Bundesamt anzuschwärzen, wie er sagt. «Unabhängig davon, wo das Problem liegt, brauchen wir endlich belastbare Prognosen», so der Mitte-Nationalrat.

«Denn ohne eine verlässliche Datengrundlage lässt sich das Problem der IV-Verschuldung nicht seriös angehen. Dadurch gefährden wir auch die Finanzierung der AHV-Renten.»

Tatsächlich beschäftigt sich das Parlament schon länger damit. Zwischenzeitlich wurde die Sanierung der IV aufgrund der allzu positiven Prognosen von der Agenda gestrichen. (aargauerzeitung.ch)

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52 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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shaitan
25.03.2025 07:12registriert Januar 2025
Man verschätzt sich in der Schweiz ja schnell ein mal um ein paar Milliärdchen, kommt halt darauf an was gerade für Abstimmung anstehen, und welche Füdlipartei gerade im Gegenwind steht in den Medien.

Aber grundsätzlich finde ich gut, dass Watson noch nicht vergessen hat, dass es auch noch eine Schweiz gibt, in der wir Probleme haben.
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000748.db8341bd@apple
25.03.2025 08:14registriert Juli 2021
Allerdings ist eine Maximalrente heute nur noch 2400.-, meist real 2000.- bis 2300.-. Leute ohne Pk versicherungsteil sind in Schwierigkeiten bzw. Kommen nur mit EL notdürftig über die Runden. Meine Erfahrung mit der Iv in den letzten vier Jahren ist, dass alles extrem lange geht (I.d.R. 2-3 Jahre), dass gerne scheinarbeitstrainings verordnet werden und das dann zu verwenden um Renten abzulehnen, und dass allgemein sehr viel restriktivere Massstäbe angewendet werden und viele dann im persönlichen Bankrott und Sozialhilfe landen. Das hat sich relativ stark verschlechtert in den letzten 20jahren
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Mäni99
25.03.2025 09:02registriert Februar 2020
Warum haben wir einen signifikanten Anstieg von neu Renten ???? Das müsste doch zu begründen sein, habe ich das im Artikel ev. überlesen ?
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