Weiche Kartoffeln und Gummirüebli – ein Insekt sorgt bei deutschen Bauern für massive Ernteverluste. Die Situation ist so ernst, dass unser Nachbarland eine Notfallzulassung für diverse Insektizide erlassen hat. Auch in Österreich wurden notfallmässig mehrere Pestizide erlaubt. Einige Bäuerinnen und Bauern haben ihre Ernte bereits eingestellt. Die Schäden gehen in die Millionen, teilte der Landesbauernverband mit. Das tatsächliche Ausmass zeigt sich allerdings erst Ende der Erntesaison im Herbst.
Der Grund für die erheblichen Schäden ist ein kleines, unscheinbares Insekt: die Schilf-Glasflügelzikade (Pentastiridius leporinus). Sie überträgt Krankheitserreger auf Pflanzen. Die Folge: Infizierte Bestände welken, Wurzeln und Knollen werden gummiartig. Befallen sind nicht nur Kartoffeln und Rüebli, sondern auch Randen, Sellerie, Kohl, Zwiebeln, Paprika und Rhabarber.
Betroffenes Gemüse wird aufgrund der minderen Qualität oftmals nicht in den Handel gebracht. Und auch bei der Weiterverarbeitung kommt es zu einem Qualitätsverlust: Zuckerrüben werden durch den Befall weniger süss. Zikaden sind für Menschen aber harmlos und übertragen keine Krankheiten.
Auch Schweizer Bäuerinnen und Bauern kennen das Problem. Im Gegensatz zu Deutschland treten hierzulande kaum mehrere Erreger gleichzeitig auf. Der Schweizer Bauernverband sieht deshalb momentan keinen Handlungsbedarf, wie 20 Minuten berichtet. Häufig von den Insekten befallen seien in der Schweiz vor allem Kartoffeln für Pommes frites und Chips.
Die Problematik dürfte sich in Zukunft zuspitzen, denn der Klimawandel begünstigt die Verbreitung der Schilf-Glasflügelzikade: Milde Winter, höhere Durchschnittstemperaturen und längere Vegetationsperioden begünstigen die Vermehrung der Insekten. Gleichzeitig verlängert sich der Zeitraum, in dem sie Krankheitserreger übertragen können. Seit zwei Jahren forscht die Berner Fachhochschule in Zusammenarbeit mit Agroscope an möglichen Lösungen. (cst)
Viel Hoffnung besteht irgendwie nicht mehr. 🤷🏻♂️