Mit dem erwarteten Prämienschock im Herbst wird die Frage wieder aktuell: Was bringt ein Wechsel der Krankenkasse? Unter Umständen sehr viel, so die Antwort von Comparis. In einer am Donnerstag vorgestellten Studie hat der Online-Vergleichsdienst das Sparpotenzial in den grössten Kantonshauptorten über die letzten zehn Jahre analysiert. Das Resultat: Zwischen 2012 und 2022 hätten sich Versicherte mit geschicktem Wechseln einen Kleinwagen zusammensparen können.
Konkret hätten Versicherte «im Extremfall» über 3000 Franken pro Jahr zur Seite legen können. Über ein Jahrzehnt hinweg gesehen wären damit über 30'000 Franken zusammengekommen. Wer etwa in Zürich vor zehn Jahren von der teuersten zur günstigsten Kasse gewechselt hätte, hätte seither rund 33'400 Franken sparen können.
In den anderen Kantonen ist das Sparpotenzial gemäss Comparis ähnlich hoch. Spitzenreiter ist Lausanne mit rund 36'500 Franken, am unteren Ende der Skala rangiert Luzern mit knapp 24'000 Franken. In St. Gallen und in Basel-Stadt hätte man heute 25'132 respektive 33'490 Franken mehr im Portemonnaie.
Im Schnitt zahlen Erwachsene in der Schweiz 4598 Franken pro Jahr für die Grundversicherung. Dies macht gut sieben Prozent der Haushaltskosten aus und sei «besonders in Zeiten steigender Inflation relevant». Allerdings waren die Grundversicherten in den letzten Jahren aufgrund der moderaten Prämienerhöhungen «besonders wechselfaul». Dies dürfte sich in diesem Herbst ändern.
«Besonders die Versicherten, die in den letzten zehn Jahren nie zu einer günstigeren Krankenkasse gewechselt haben, hätten am meisten Geld sparen können und sollten sich nicht über steigende Prämien beklagen», wird Comparis-Experte Felix Schneuwly in der Mitteilung zitiert. Er empfiehlt, wenigstens in diesem Herbst einen Wechsel ins Auge zu fassen. «Mit den happigen Prämienerhöhungen wird das Sparpotenzial noch grösser», sagt er.
Sparpotenzial hat insbesondere auch der Wechsel auf das Hausarzt- oder Telmed-Modell. Für das Hausarztmodell kommt Comparis über zehn Jahre auf knapp 14'000 Franken, bei einem Telmed-Modell, das vor Arztbesuchen eine telefonische Konsultation vorsieht, auf immerhin 10'000 Franken.
Um bei der Krankenkasse zu sparen, brauche es aber nicht zwingend einen Wechsel des Modells oder eine Erhöhung der Franchise. Auch bei einem Kassenwechsel mit gleichem Modell und gleicher Franchise wären in zehn Jahren bis zu 17'000 Franken zusammengekommen, so das Ergebnis der Analyse.
«Selbst ohne Modell- und Franchisenwechsel war das Sparpotenzial in den letzten 10 Jahren um die 1000 Franken pro Jahr und erwachsene versicherte Person», fasst Schneuwly zusammen. «Und mehr Wechselbereitschaft würde auch die Servicequalität der Krankenversicherer verbessern. Denn nur Anbieter, die Kunden verlieren, strengen sich mehr an.»
Für die Studie hat Comparis anhand der Versicherungsprämiendaten des Bundesamtes für Gesundheit die durchschnittlichen Grundversicherungsprämien und das Sparpotenzial für Erwachsene untersucht. (aargauerzeitung.ch)
Pharmalobby, Spitäler die Gewinn abwerfen müssen, unsägliche Chefarzthonorare, Versicherungen die den Hals nicht voll kriegen. Das sind die eigentlichen Probleme.
Aber wenn ich zuviel Prämien bezahle: selber Schuld... hätte ja wechseln können.
Vergleichsportale sind Wasser auf den Mühlen dieses Systems.
Wenn ich in die günstigste Kasse gewechselt habe, ist diese im Folgejahr ziemlich sicher nicht die teuerste und die Einsparung wird kleiner. Falls sie im Folgejahr sogar immer noch die günstigste ist, spare ich sogar gar nichts.
Das ist der Wohstandseffekt! Man regt sich zwar über kleine Preiserhöhungen im Detailhandel, bei der Post, den SBB oder dem Benzin masslos auf, ist aber zu faul, um mit ein paar Klicks und einem eingeschriebenen Brief die Grundversicherung zu wechseln und hunderte von Franken zu sparen. Seit Jahren wechsle ich fast jährlich mit viel Gewinn die Kasse. Fragt nicht, was das die Kassen kostet! Darum: kantonale Einheitskassen bei der Grundversicherung!