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Gleichstellung

Diese wichtige Rolle spielte die Schweiz einst bei der Frauenförderung

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Die Universität Zürich nahm bereits in den 1860er-Jahren erste Studentinnen auf.Bild: KEYSTONE

So spielte die Schweiz bei der Frauenförderung eine historisch wichtige Rolle

Im 19. Jahrhundert kamen Frauen aus der ganzen Welt in die Schweiz, um zu studieren. Den meisten Schweizerinnen blieb der Weg zur Universität allerdings lange verwehrt.
08.03.2025, 11:0008.03.2025, 12:04
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Als eine Art widersprüchliche Avantgarde bezeichnete die Genfer Forscherin Natalia Tikhonov die Integration der Frauen in den Schweizer Hochschulen in einem Buch.

Während in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in vielen Ländern spezielle Frauenuniversitäten geschaffen wurden, wählte die Schweiz einen anderen Weg. Bereits in den 1860er-Jahren nahm die Universität Zürich erste Studentinnen auf. Sie war damit neben der Pariser Universität Sorbonne eine der ersten Hochschulen, die ihre Tore für Frauen öffnete. 1867 erhielt die Russin Nadežda Suslova als erste Frau in Zürich einen Doktortitel in Medizin.

Die Universität Bern folgte diesem Beispiel und nahm 1872 ihre erste reguläre Studentin auf. Die Universität Genf öffnete sich bereits bei ihrer Gründung 1872 für Frauen, nachdem eine Petition von Genfer Müttern eingereicht worden war. Auch die Universitäten Lausanne und Neuenburg folgten diesen Beispielen. Die Universitäten Basel und Freiburg waren hingegen zurückhaltender bei der Zulassung von Frauen. Basel nahm 1890 erstmals Frauen auf, Freiburg folgte erst 1905.

Für Schweizer Frauen kaum möglich

Die Schweizer Universitäten zogen schnell junge Frauen aus wohlhabenden Familien aus Europa und Russland an. Die Schweiz entwickelte sich in der Folge zu einem beliebten Studienort für Ausländerinnen, und die Studentinnenzahlen nahmen sprunghaft zu. 1906 waren ein Viertel der Studierenden Frauen.

Über 90 Prozent der Frauen an den Schweizer Universitäten waren zu diesem Zeitpunkt Ausländerinnen. Denn die meisten Schweizerinnen erfüllten die Zulassungsbedingungen nicht. So war eine der Zulassungsvoraussetzungen der Besuch des Gymnasiums. Die Mädchenschulen in der Schweiz boten dies nicht an. Um an der Universität zugelassen zu werden, mussten sie teure Privatkurse besuchen und Aufnahmeprüfungen ablegen. Die Zahl der Schweizer Studentinnen bleibt daher lange äusserst gering.

Ausländerinnen bevorzugt

Ein grosser Teil der Frauen an den Schweizer Universitäten stammte aus Russland. Die russische Frauenbewegung hatte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für mehr Bildungsmöglichkeiten für Frauen engagiert, Mädchengymnasien wurden eingerichtet. An der Universität Petersburg wurden nach Studentenunruhen im Jahr 1863 Frauen aber vom Studium ausgeschlossen. Viele wichen daher in der Schweiz aus.

Diese zwiespältige Situation hielt laut Tikhonov bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts an, als in der Deutschschweiz mehrere Gymnasien für Mädchen geöffnet wurden und die Mädchenschulen in der Romandie begannen, ihre Lehrpläne an die der Jungen anzupassen.

«Paradoxerweise stellten dieselben Universitätsbehörden weit weniger hohe Anforderungen an junge Frauen mit Migrationshintergrund», schrieb die Forscherin Tikhonov. Ihre Abiturzeugnisse seien ohne zusätzliche Prüfungen und ohne die formale Anforderung, zum Zeitpunkt der Zulassung Latein zu beherrschen, akzeptiert worden.

(sda)

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