Schweiz
Graubünden

Orthodoxer Jude wird in Davos angegriffen, Täter rufen «Free Palestine»

Ein juedisch-orthodoxer Gast ist unterwegs auf der Schatzalp, am Montag, 26. August 2024, in Davos. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG betreibt seit 2019 das Likrat Projekt. Ziel des Pr ...
Symbolbild: Ein jüdischer Tourist in Davos. Bild: keystone

Antisemitische Attacke: Jude wird in Davos angegriffen, Täter rufen «Free Palestine»

Zwei Männer haben einen jüdisch-orthodoxen Mann in Davos bespuckt und geschlagen. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund zeigt sich entsetzt.
27.08.2024, 10:1627.08.2024, 12:40
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Die Bündner Alpenstadt Davos ist ein beliebtes Ferienziel bei Jüdinnen und Juden. Doch die Berggemeinde fällt immer wieder auf durch Konflikte zwischen der Bergbevölkerung und religiösen Touristen.

So machte im Winter ein Bergrestaurant Schlagzeilen, dessen Betreiber generell keine Schlitten an Juden vermieten wollte. Im Juli wurde er deswegen zu einer bedingten Geldstrafe und einer Busse verurteilt. Doch nun hat die Eskalation eine neue Stufe erreicht.

In der Nacht auf vergangenen Freitag kam es erstmals zu einem handgreiflichen Konflikt. Zwei Männer haben einen 19-jährigen Orthodoxen auf offener Strasse beleidigt und geschlagen. Dabei riefen sie laut dem Opfer «Free Palestine», wie dieses gegenüber 20Minuten.ch sagte. Die Kantonspolizei Graubünden bestätigte gegenüber dem Onlineportal, dass aktiv nach den Tätern gesucht werde.

Vorfälle nehmen zu

Verletzt wurde der junge Mann beim Angriff nicht, doch er sei in einem «Schockzustand, aufgewühlt und stark traumatisiert», sagte er gegenüber der Jüdischen Allgemeinen. In Davos alleine herumzulaufen, sei für ihn keine Option mehr – obwohl er denke, dass die Täter Touristen und keine Einheimischen waren.

Vom Angriff in Davos entsetzt zeigt sich Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds SIG. Er sagt zu 20Minuten.ch: «Solche Angriffe kommen zum Glück selten vor – doch seit dem 7. Oktober haben sie massiv zugenommen. Vor zwei Jahren wäre ein solcher Vorfall als besonders gravierend wahrgenommen worden, doch heute reiht er sich in eine Serie von Vorfällen ein. Das darf nicht sein.»

In Davos ist man bestürzt über den Angriff auf den jungen Mann. Gemeindepräsident Philipp Wilhelm sagte zum Newsportal: «Dass Menschen derart angegriffen werden, erschüttert mich. Wer andere Menschen aufgrund von Herkunft oder Religion beschimpft oder sogar attackiert, hat keinen Platz in Davos.»

(kma)

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44 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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RightIsWrong
27.08.2024 13:29registriert November 2023
Man darf Verständnis für Wut auf Israel haben.

Aber irgendwelche Juden angreifen geht gar nicht. Punkt, kein Wenn und aber. Es war ja wohl nicht Netanjahu, sondern mutmasslich einer, der null mit dem ganzen zu tun hat.
Hoffe die Täter werden gefasst.
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Frapé
27.08.2024 13:59registriert Oktober 2021
Ich wünsche den Opfern, dass sie sich schnell von ihren körperlichen und seelischen Verletzungen erholen.
Ich wünsche den Tätern, dass sie schnell erkennen, wie dumm und sinnlos ihre Brutalität war.
Ich wünsche uns allen, dass die einsichtigen Täter sich beim Opfer entschuldigen und dass das Opfer die Kraft findet, diese Entschuldigung anzunehmen.
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FrancoL
27.08.2024 12:46registriert November 2015
Wieso eigentlich erschüttert? Hat man dies nicht kommen sehen? sich immer auf alles mögliche konzentriert und das Naheliegende nicht beachtet?
Vielleicht weil das Naheliegende einem so nahe ist?
Seit Jahrzehnten beobachte ich wie Menschen mit anderen Menschen umgehen und immer wieder war ich erstaunt wie locker man zB über Juden verzeihen kann, ohne das da ein Aufschrei zu vernehmen wäre. Judenwitze, Tugenden den Juden andichten, etc.
Natürlich nicht nur hier in Zürich, sondern ganz allgemein in Europa, ich schreibe Europa weil ich hier leben und hier dies sehe.
Darum; wieso erschüttert?
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