Einrücken nur mit negativem Coronatest, kein Ausgang und Urlaub im Januar: Die Schweizer Armee zieht für die Mitte Januar beginnende Winter-Rekrutenschule (RS) ein umfassendes Gesundheitsschutz-Dispositiv auf. Mit den Anordnungen will die Armee ein gesundes Einrücken für die rund 11'200 Aspiranten und 2500 Kader gewährleisten, wie sie am Freitag mitteilte. Sie hat den zukünftigen Rekrutinnen und Rekruten einen Brief geschickt. Darin fordert sie die jungen Leute auf, sich vor dem Einrücken bei ihrem Hausarzt oder in einem Testcenter testen zu lassen. Einrücken darf nur, wer einen negativen PCR-Test oder einen Antigen-Schnelltest vorweisen kann.
Weiter gilt für alle Rekruten, Durchdiener und Kaderschulen mindestens den ganzen Januar eine Ausgangs- und Urlaubssperre. Die Armee macht eine Aufhebung der Sperre von der Entwicklung der pandemischen Lage abhängig.
In Schweizer Wellness-Hotels sorgen die verschärften Regeln für ein grosses Durcheinander: Denn für die Übernachtung gilt 0G, für die Kosmetik- und Massagebehandlung 3G, im Restaurant 2G und im Hallenbad 2G+.
Andreas Züllig, Präsident des Branchenverbands Hotelleriesuisse und Gastgeber im Hotel Schweizerhof in der Lenzerheide, ist ernüchtert. «Der Bund hat Massnahmen verhängt, die nicht so schnell umsetzbar sind. Wir können nicht mehrere Eingänge zum Hotelbad von morgens bis abends überwachen», sagt Züllig zu 20 Minuten. Es seien bereits mehrere Mitarbeitende des Hotels in Quarantäne. Deshalb sei es schwierig, nur schon die normalen Dienstleistungen zu erbringen. «Jetzt kommt grad alles zusammen. Wir versuchen das Beste für unsere Gäste», sagt Züllig.
Kundinnen von Wellneshotels sind not amused über das Wirrwar, denn vielerorts sind Testcenter überlastet. «Langsam wird es zu umständlich. Hotelgäste können nur in die Sauna, wenn sie sich zusätzlich noch testen lassen. Und das jeden Tag.» Das mache kein Gast nur für eine Stunde im Spa, so ein Gast weiter zum Onlineportal.
Italiens Regierung hat wegen steigender Corona-Fallzahlen die Regelungen für die Bevölkerung weiter verschärft. Landesweit müssen die Menschen im Freien Masken tragen. In öffentlichen Verkehrsmitteln gilt zudem eine FFP-2-Masken-Pflicht, ebenso wie in Kinos, Theatern und Fussballstadien. Dort ist ausserdem der Verzehr von Getränken und Speisen untersagt.
Ab dem 1. Februar 2022 ist weiter der Impfnachweis nur noch sechs statt wie bisher neun Monate gültig, teilte Gesundheitsminister Roberto Speranza am Donnerstag in Rom nach einer Ministerratssitzung mit. Der Nachweis ist wichtig für den Zugang zu Verkehrsmitteln oder der Arbeit. Die Auffrischungsimpfung könne ausserdem nach vier statt wie bisher fünf Monaten verabreicht werden.
Viele Länder Europas verzeichnen derzeit einen Rekordwert an Corona-Neuinfektionen. Schuld daran ist die neue Omikron-Variante. Auch der deutsche Virologe Christian Drosten (49) ist überzeugt: «Es wird noch einmal hart werden.» Die schnelle Ausbreitung von Omikron könnte auch neue Kontaktbeschränkungen, etwa einen teilweisen Lockdown, nötig machen, sagte Drosten im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. «Wir müssen abwarten, ob und wie die jetzt geltenden und noch einmal nachgezogenen Massnahmen wirken», sagte Drosten mit Blick auf die neu eingeführten Massnahmen in Deutschland.
Sollten diese nicht wirken, bringt Drosten eine 1G-Regel ins Spiel – das G stünde dann allerdings für «Geboostert». Wer kürzlich geboostert worden sei, trage deutlich weniger zur Weiterverbreitung bei, begründet Drosten die Idee. Zwar seien auch doppelt Geimpfte vor schweren Verläufen geschützt. «Der Schutz vor einer Omikron-Infektion fehlt allerdings praktisch vollständig», so der Virologe.
Wegen der vielen Coronatests sind die Labore in der Schweiz am Anschlag und arbeiten vielerorts rund um die Uhr. Dennoch dauert es manchmal länger als erwünscht, bis ein PCR-Resultat vorliegt. Die Getesteten verlierten dabei je länger je mehr die Geduld, so Willi Konrad, Vorstandsmitglied des Verbands Schweizer Laboratorien (FAMH). «Es wäre eine grosse Hilfe, wenn nicht jeder Patient oder jede Patientin anruft, wenn sie eine Stunde länger auf ihr Resultat warten müssen», sagt er zu SRF. Die Leute wollen die PCR-Ergebnisse am liebsten sofort haben. Die Situation sei insgesamt sehr belastend. «Die Mitarbeitenden hätten eine ungeheure Anzahl an Überstunden angehäuft. Die Labors laufen am Limit», so Konrad.
In einem Interview auf Radio 1 ist es zum Eklat zwischen Moderator Roger Schawinski und Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Impfkommission (EKIF), gekommen. Schawinski hatte Berger während seines wöchentlichen Corona-Talks angerufen, um diesen nach dem Stand der Booster-Kampagne zu befragen. Dabei liess es sich Schawinski nicht nehmen, den Behörden vorzuwerfen, sie hätten mit Blick auf die Omikron-Variante getrödelt. Berger verteidigte zunächst noch den Kurs der Regierung. Dass Ältere und Personen in der Risikogruppe zuerst geimpft worden seien, sei richtig gewesen.
Als die Diskussion sich zur Impfung der Kinder, Bergers Spezialgebiet, verlagerte, wurde die Debatte schnell angespannter. Schawinski hakte auch da wieder nach. Im Gegensatz zu den USA habe die Schweiz wieder viel zu langsam reagiert. Der Mediziner rechtfertigte sich mit der Begründung, dass die Pandemie nicht einfach «weggeimpft» werden könne.
Später legte der Mediziner kurzerhand den Hörer auf. «So diskutiere ich nicht weiter! Ade!», sagte Berger nach Provokationen Schawinskis. Gegenüber 20min.ch erklärte Berger seinen abrupten Abgang wie folgt: «Ich gehe nicht auf Provokationen und Kritik ein, wo es mehr um Unterhaltungswert und Klicks geht, als um die Sache selbst, und das ging mir zu weit».
Die beiden amerikanischen Fluggesellschaften United Airlines und Delta müssen an Weihnachten insgesamt fast 200 Flüge streichen. Grund ist, dass sich Flugbesatzungsmitglieder und anderen Beschäftigte mit der Omikron-Variante des Coronavirus angesteckt haben. Delta hat nach eigenen Angaben alle Möglichkeiten und Ressourcen ausgeschöpft, bevor die Airline rund 90 Flüge für Freitag stornieren musste. United Airlines strich 120 Flüge. Auch in Australien mussten Airlines dutzende Flüge streichen. Die Lufthansa hat über Weihnachten ebenfalls zahlreiche Verbindungen wegen Personalmangels gestrichen. Bei der Swiss hingegen kommt es laut einem Sprecher zu keinen Ausfällen.
Auch die SBB ist betroffen. In der Westschweiz fehlen für den 25. Dezember noch acht Lokführer. Dies könnte zu Zugaufällen führen.
(amü/sda)
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