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Schweiz ist Patent-Weltmeister 2023 – Aufholbedarf bei der Frauenquote

Besonders in der Medizintechnik ist die Schweiz internationale Spitze.
Besonders in der Medizintechnik ist die Schweiz internationale Spitze.Bild: Shutterstock

Schweiz auch 2023 Patent-Weltmeister – bei der Frauenquote haben wir aber noch Potenzial

19.03.2024, 00:0119.03.2024, 14:44
Philipp Reich
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Die Schweiz bleibt der innovativste Wirtschaftsstandort der Welt. Gemessen an der Anzahl Patentanmeldungen pro Einwohner war sie auch 2023 absolute Weltspitze. Konkret wurden hierzulande im vergangenen Jahr 1085 Patente pro Million Einwohner angemeldet, wie das Europäische Patentamt (EPA) in der Nacht auf Dienstag mitteilte.

Das sind 5,2 Prozent mehr als im Vorjahr und mehr als doppelt so viele, wie das zweitplatzierte Schweden (495 Patente pro Million Einwohner) aufweist. Auf dem dritten Podestplatz folgt Dänemark (445 Patente), dahinter belegen Finnland (422 Patente), die Niederlande (402 Patente) sowie Deutschland (300 Patente) die Ränge vier bis sechs.

In den USA wurden – trotz Silicon Valley – nur 142 Patente pro Million Einwohner angemeldet (Rang 15). In absoluten Zahlen sind die Vereinigten Staaten mit 48'155 Patenten allerdings weiterhin Weltspitze. Rein quantitativ konnte Deutschland den europäischen Spitzenplatz verteidigen – mit deutlichem Vorsprung vor Frankreich.

Schweiz bei Frauenquote nicht top

Mit insgesamt 9410 Patentanmeldungen haben Erfinderinnen und Erfinder sowie Unternehmen aus der Schweiz 2023 ihr Rekordergebnis von 2022 nochmals übertroffen. Verglichen mit dem europäischen Durchschnittswachstum verzeichnete das EPA für die Schweiz im letzten Jahr somit eine überdurchschnittliche Zunahme. Die Zahl der Patentanmeldungen gilt als wesentlicher Indikator für die Innovationsstärke eines Landes.

Weltweit wurden vom EPA 199'275 Patentanmeldungen registriert, so viele wie noch in keinem Jahr zuvor. Rund 43 Prozent aller Anmeldungen kamen aus den 39 Mitgliedstaaten des EPA, 57 Prozent waren aussereuropäische Einreichungen.

Der neue Patentindex weist erstmals auch auf den Innovationsbeitrag von Frauen. 2023 kamen von allen Schweizer Patentanmeldungen beim EPA 29 Prozent mit der Nennung von mindestens einer Erfinderin. Dies liegt über dem Durchschnitt der 39 Mitgliedstaaten (27 Prozent), aber deutlich unter den Werten von Spanien (46 Prozent), Frankreich (33 Prozent) und Belgien (32 Prozent), den drei hier führenden europäischen Ländern (mit mehr als 2000 Patentanmeldungen pro Jahr).

Neues europäisches Einheitspatent
Seit dem 1. Juni 2023 können Erfinderinnen und Erfinder ein neues Einheitspatentsystem nutzen. Damit profitieren sie von einem kostengünstigen und einfachen Patentschutz in derzeit 17 EU-Mitgliedstaaten, in denen das europäische Patent mit einheitlicher Wirkung gilt. Der Rechtsweg kann vor dem ebenfalls neu geschaffenen, zentralen Einheitlichen Patentgericht beschritten werden.

Das neue System geniesst bereits eine hohe Akzeptanz bei den Patentinhabern: Seit dem Start des Einheitspatents war für 17,5 Prozent aller europäischen Patente, die im Jahr 2023 erteilt wurden, einheitliche Schutzwirkung beim EPA beantragt worden. In der Schweiz betrug die Akzeptanzquote 24,1 Prozent, Patentinhaber aus der Schweiz stellten 1002 Anträge auf einheitlichen Patentschutz für ihre im Jahr 2023 erteilten europäischen Patente.

Spezialisten in der Medizintechnik

Das führende Technologiefeld für Patentanmeldungen aus der Schweiz war erneut die Medizintechnik mit 1010 Anmeldungen. Europaweit belegt die Schweiz damit den zweiten Platz in diesem Sektor – hinter Deutschland – und liegt weltweit auf Platz drei. Auf dem zweiten Rang im nationalen Ranking liegen die Konsumgüter (+11,9 Prozent zum Vorjahr 2022), gefolgt von der Messtechnik (+3,8 Prozent).

Eine starke Zunahme der Patentanmeldungen aus der Schweiz verzeichnet der Patent Index 2023 ausserdem im Transportwesen, das auch die Automobilbranche umfasst (+27,2 Prozent gegenüber 2022), in der Chemie (+17,2 Prozent) und im Bereich Elektrische Maschinen, Geräte, Energie (+14,4 Prozent).

In der Rangliste der anmeldeaktivsten Schweizer Firmen beim EPA war Hoffmann-La Roche mit 754 Patentanmeldungen 2023 erneut an der Spitze. Ausserdem ist das Basler Pharma-Unternehmen beim EPA führend im Bereich der Biotechnologie und liegt auf Platz drei bei Arzneimitteln, direkt hinter den US-Anmeldern Merck und der University of California.

Auf Platz zwei aus der Schweiz folgt Japan Tobacco International (706), dahinter liegen Philip Morris (527), ABB (488) und Nestlé (443). Diese ersten vier Konzerne sind weltweit auch unter den Top 50 Unternehmen im Patent Index 2023 vertreten, wobei ABB im vergangenen Jahr in diesem Kreis nicht präsent war. Alle Top-5-Firmen verzeichneten einen Anstieg ihrer europäischen Patentanmeldungen im Vergleich zum Vorjahr. Im Bereich Messtechnik belegt die Swatch Group international den vierten Platz hinter Qualcomm, Siemens und der LG Group.

Patentkönige kommen aus Asien

Die anmeldeaktivsten Technologiefelder beim EPA waren 2023 die digitale Kommunikation, die Medizintechnik und die Computertechnik. Die fünf aktivsten Ursprungsländer waren die USA, auf die erneut knapp 25 Prozent des Gesamtanmeldeaufkommens entfielen, gefolgt von Deutschland, Japan, China und der Republik Korea. Im europäischen Ländervergleich belegte die Schweiz den dritten Platz hinter Deutschland und Frankreich.

Bei den Firmen mit den meisten Patentanmeldungen beim EPA liegt die chinesische Telekommunikationsfirma Huawei an der Spitze. Dahinter folgen mit Samsung und LG zwei direkte Konkurrenten aus Südkorea. Rang vier belegt der US-amerikanische Chiphersteller Qualcomm.

Patente sind aber auch für kleinere Unternehmen von strategischer Bedeutung. Im Jahr 2023 wurden 23 Prozent aller Patentanmeldungen aus Europa von Einzelpersonen bzw. kleinen oder mittleren Unternehmen mit weniger als 250 Beschäftigten eingereicht. Weitere acht Prozent kamen von Hochschulen und öffentlichen Forschungseinrichtungen.

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28 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Katerchen
19.03.2024 05:18registriert März 2023
In vielen Firmen wird in Teams geforscht. Als Erfinder bei der Patenteintragung wird dann der Teamleiter eingetragen.
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