Für viele Pendlerinnen und Pendler ist er Teil des Morgenrituals: Der Kaffee zum Mitnehmen. So belebend der koffeinstarke Inhalt, so umweltbelastend der dafür nötige Behälter. Denn der Kartonbecher beinhaltet eine Plastikschicht, damit er nicht porös wird. Ein Recycling ist dadurch nicht möglich, die Becher landen in der Verbrennung mit dem herkömmlichen Abfall.
Die Zürcher Kaffeekette Vicafé, die in Zürich, Eglisau ZH und in Basel siebzehn Standorte betreibt, wählt nun einen neuartigen Ansatz, um die Nachhaltigkeitsbilanz zu verbessern. Das Unternehmen verkauft neuerdings Becher, die aus Ton, Wasser und Salz hergestellt sind. Sie stammen vom Silicon-Valley-Start-up Gaeastar.
Auf ihrer Website wirbt die Jungfirma aus San Francisco damit, dass die plastikfreien Becher nach dem Austrinken des Kaffees ganz einfach entsorgt werden können: Man wirft sie auf die Erde, zerstampft sie – und fertig.
Soll am Bellevue oder an der Bahnhofstrasse in Zürich somit künftig überall rote Tonerde die Strasse säumen? «Nein, sicher nicht», sagt Vicafé-Geschäftsführer Ramon Schalch. Er habe seinen Ton-Becher seit fünf Monaten im Einsatz und wasche ihn praktisch täglich in der Geschirrspülmaschine. Man könne den Behälter also problemlos mehrere Male wiederverwenden.
«Hat der Becher plötzlich einen Sprung oder Riss, dann kann er tatsächlich ganz einfach der Erde beigemischt werden», sagt Schalch. «Und selbst wenn die Becher im schlimmsten Fall in der Limmat landen, bleibt nur Sand übrig.» Eine Umweltbelastung entstehe dadurch nicht. Inwiefern diese Art der Entsorgung in manchen Gemeinden aber als illegales Littering gelten könnte, wisse man noch nicht. Deshalb arbeite man an einer Rückgabemöglichkeit.
Wer seinen Cappuccino, Flat White oder Latte in einem Tonbecher konsumieren möchte, muss dafür einmalig 2 Franken bezahlen. Allerdings: Wer seinen eigenen Thermosbecher mitbringt, erhält bei jeder Bestellung 50 Rappen Rabatt. Dennoch sei der Anteil der Kundinnen und Kunden, die ihren eigenen Behälter mitbrächten, leider nach wie vor tief. «Ich erkläre mir das nicht zuletzt mit dem Trinkerlebnis, das bei einem Thermosbecher nun mal etwas weniger genussvoll wirkt.» Beim Tonbecher sei dies hingegen anders. «Für den Erfolg ist das Trinkerlebnis nun mal genauso wichtig wie der Nachhaltigkeitsaspekt.»
Vorerst gibt es sie nur freitags an der Bahnhofstrasse und in Altstetten. «Weitere Filialen werden folgen», sagt Schalch. Und ein Deckel ist noch in Erarbeitung. Das Start-up Gaeastar produziert die Ton-Behälter in Berlin mithilfe eines selbstentwickelten, patentierten 3D-Druckers. «Wie genau die Herstellung funktioniert, verraten sie niemandem», sagt Schalch.
Vicafé ist in Europa der erste Partner von Gaeastar. «Es handelt sich dabei um ein Pilotprojekt, und viele Antworten haben wir auch noch nicht», sagt Schalch. Diese wolle man nun im Feldversuch zusammen mit der Silicon-Valley-Firma finden. Tatsächlich ist es nicht der erste Versuch von Vicafé, nachhaltiger zu werden. Kürzlich prüfte die Firma den Einsatz von durchsichtigen Plastikbechern, die wie PET-Flaschen entsorgt werden könnten. Und seit längerem bietet Vicafé den Kaffee in Bechern der Firma Kooky an, die an verschiedenen Sammelstellen abgegeben werden können.
Die Tonbecher sind wenig überraschend schwerer: Ein 3,5-Behälter wiegt 77 Gramm, der Einweg-Papierbecher bringt es gerade mal auf 10 Gramm, ist allerdings nicht wiederverwertbar und enthält Plastik. Das Ziel sei es, dass die Tonbecher künftig in Zürich produziert werden, mit lokalem Material und kurzen Transportwegen. «Von diesem Ziel sind wir noch weit entfernt, doch jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt.»
Wie viel nachhaltiger sind die Tonbecher also im Vergleich zum herkömmlichen Papierbecher? Diese Frage sei zum jetzigen Zeitpunkt schwierig zu beantworten, sagt Schalch. «Es kommt auch darauf an, was man tatsächlich miteinander vergleicht, sprich, legt man den Fokus bereits auf die Beschaffung der Rohstoffe oder erst beim Start der Produktion?» Die Basler Firma Carbotech werde demnächst den gesamten Lebenszyklus der Becher analysieren, um die Frage hoffentlich bald quantitativ beantworten zu können. «Selbstverständlich wird auch das Gewicht dabei einbezogen.»
Greenpeace-Sprecherin Michelle Sandmeier sagt, man könne keine detaillierte Einschätzung zur Umweltbilanz angeben. Entscheidend sei aber, wie oft die Becher verwendet werden. Generell sollte die Gesellschaft von Einwegbechern wegkommen und stattdessen andere Behälter so lange wie möglich nutzen. Bei den Gaestar-Bechern stelle sich die Frage, wie gut die Reinigung tatsächlich möglich sei und wie oft sie effektiv wiederverwendet würden. (aargauerzeitung.ch)
Da es sich um gebrannten Ton handelt, ist dieser Becher nicht rezyklierbar: man kann aus dem Material kaputter Becher keine neuen Becher machen.
Zudem ist der Energieaufwand, den Ton zu brennen (erhitzen auf >1000°C) beträchtlich.
Meine Empfehlung: handgemachte Tasse vom Töpferstudio des Vertrauens mitnehmen und diese auch nicht auf dem Boden zerstampfen!