Um die Menschen vor Krankheiten wie Cholera und Typhus zu schützen, wird das Trinkwasser in den USA chloraminiert. Anorganische Chloramine werden häufig zur Desinfektion von Trinkwasser eingesetzt. Man geht davon aus, dass allein in den USA 113 Millionen Menschen chloraminiertes Wasser trinken. In der Schweiz wird Chloraminierung zwar nicht verwendet, in Ländern wie Italien, Frankreich und Kanada aber schon.
Ein Forscherteam aus den USA und der Schweiz hat nun eine bisher unbekannte Verbindung in chloraminiertem Trinkwasser entdeckt. Das Team hat das Chlornitramid-Anion (Cl-N-NO2−) als Endprodukt der Zersetzung von anorganischem Chloramin identifiziert.
«Die Verbindung ist seit den frühen 1980er-Jahren dafür bekannt, dass sie sich in chloraminiertem Trinkwasser bildet», sagt Kristopher McNeill, Professor für Umweltchemie an der ETH Zürich, in einer Medienmitteilung. Spätere Studien in den 1990er-Jahren versuchten, ihre Struktur zu bestimmen, diese scheiterten jedoch am unvollständigen Verständnis der Chloramin-Zersetzung sowie an limitierten analytischen Instrumenten. Deshalb sei allein die Identifizierung ein Durchbruch.
«Chloraminiertes Trinkwasser ist in Nordamerika weit verbreitet, aber in der Schweiz wird Chloraminierung nicht wirklich praktiziert, und in Schweizer Gewässern gibt es kein Chlornitramid-Anion», sagt Juliana Laszakovits von der ETH Zürich. Deshalb konnte Schweizer Leitungswasser als Kontrolle in der Studie verwendet werden.
Die Gesundheitsrisiken der neu entdeckten Verbindung konnten bisher noch nicht untersucht werden. Somit ist nicht bekannt, ob und wie giftig das Chlornitramid-Anion ist. Es sei aber allgemein bekannt, dass bei der Desinfektion von Trinkwasser eine gewisse Toxizität entstehe. «Eigentlich handelt es sich um eine chronische Toxizität. Eine bestimmte Anzahl von Menschen kann durch das Trinken von Wasser über mehrere Jahrzehnte an Krebs erkranken. Wir haben jedoch noch nicht herausgefunden, welche Chemikalien diese Toxizität verursachen», sagt Julian Fairey, Professor an der University of Arkansas.
Die Verbreitung und Ähnlichkeit von Chlornitramid-Anion mit anderen toxischen Verbindungen gibt den Forschern somit Anlass zur Sorge. Weitere Untersuchungen seien nötig. Dass man nun die Identität der Verbindung kennt, ist ein wichtiger Schritt in diesem Prozess. Ob das Chlornitramid-Anion mit Krebserkrankungen in Verbindung steht oder ob es andere Gesundheitsrisiken birgt, werden Wissenschafter und Aufsichtsbehörden nun untersuchen. (aargauerzeitung.ch)
Ich bin wirklich dankbar, dass wir in der Schweiz Wasser vom Hahn trinken können. Auch der Tee, den ich gerade trinke, hat keinen miesen Nebengeschmack.