Nachtzug soll Bern mit Brüssel und Amsterdam verbinden – SBB zeigen sich bockig
Ein neuer Nachtzug soll ab Juni Bern mit Brüssel und Amsterdam sowie Mailand verbinden. Der private Nachtzuganbieter European Sleeper will dreimal pro Woche und Richtung die Strecke durch die Schweiz anbieten. Für eine solche Verbindung muss das ausländische Bahnunternehmen gemäss Bund eine Kooperation mit einem inländischen Bahnunternehmen eingehen.
Die geplanten Zwischenhalte von Nordwesteuropa nach Norditalien sind unter anderem Köln, Bern, Brig und Stresa am Lago Maggiore, wie das niederländisch-belgische Nachtzugunternehmen European Sleeper diese Woche mitteilte. In der Schweiz folge der Zug der historischen Simplonstrecke.
Um sowohl Brüssel als auch Amsterdam anfahren zu können, werde der Zug aus Süden kommend in Deutschland geteilt. In die andere Fahrtrichtung würden die Zugteile aus der belgischen und der niederländischen Hauptstadt kommend in Deutschland zusammengeführt.
Warum ist Kooperation mit Schweizer Bahngesellschaft nötig?
Damit ein ausländischer Personenzug durch die Schweiz fahren kann, muss das dahinterstehende Unternehmen eine Kooperation mit einer inländischen Bahngesellschaft eingehen, wie ein Sprecher des Bundesamts für Verkehr (BAV) sagte. Dabei spiele es keine Rolle, ob der Zug in der Schweiz Halt mache oder lediglich durch das Land fahre.
Chris Engelsman, Mitbegründer von European Sleeper, sagte auf Anfrage, dass er derzeit im Kontakt mit den Schweizer Behörden sei, um eine Genehmigung für die Nutzung des Bahnnetzes zu erhalten und um Passagiere innerhalb der Schweiz transportieren zu dürfen. «Noch sind nicht alle Formalitäten geklärt, aber wir sehen keine Hindernisse.»
Auf Anfrage teilten die SBB mit, dass sie keine Kooperation mit European Sleeper für die geplante Verbindung eingegangen seien. Sie nähmen die Pläne zur Kenntnis. Im internationalen Personenverkehr führen die SBB etwa Kooperationen mit den staatlichen oder staatsnahen Eisenbahngesellschaften der Nachbarländer, wie ihrer Webseite zu entnehmen ist.
Laut Bund geht es ohne
Eine wie die von European Sleeper angestrebte Verbindung mit Halt in der Schweiz wäre aber mit dem aktualisierten Landverkehrsabkommen in Zukunft auch ohne Kooperation möglich, wie der Sprecher des BAV anfügte. Das Abkommen ist Teil des ausgehandelten Vertragspakets zwischen der Schweiz und der EU. Es befindet sich derzeit im Ratifizierungsprozess.
Was ist geplant?
Drei Verbindungen pro Woche
Der endgültige Fahrplan der Nord-Süd-Verbindung werde derzeit mit den jeweiligen Infrastrukturbetreibern in den einzelnen Ländern abgestimmt, schrieb European Sleeper weiter. Der Ticketverkauf soll im Januar oder Februar starten.
European Sleeper nahm gemäss eigenen Angaben 2023 den Betrieb auf. Das Nachtzugunternehmen bietet unter anderem Strecken aus Belgien und den Niederlanden nach Berlin, Dresden und Prag an.
(sda)
