Einen Schlag gegen die Kriminalität im sogenannten Darknet haben internationale Ermittler gelandet. Sie nahmen rund 150 Verdächtige fest - allein 47 in Deutschland. Mehr als 26 Millionen Euro seien beschlagnahmt worden, teilte die europäische Polizeibehörde Europol am Dienstag in Den Haag mit. Ausserdem seien 234 Kilogramm Drogen und 45 Schusswaffen sichergestellt worden. Einige der Verdächtigen werden von Europol als «hochrangige Ziele» eingestuft. Es war nicht die erste Aktion gegen das Darknet - im Januar 2021 hoben Ermittler einen der weltweit grössten illegalen Marktplätze im Darknet aus, die Plattform «DarkMarket».
Die von Europol aktuell koordinierte Aktion «Dark HunTOR» erstreckte sich über neun Länder - in Europa und den USA. Sie richtete sich gezielt gegen Anbieter und Käufer auf Darknet-Plattformen, also Online-Marktplätzen für illegale Waren - vor allem gegen Verkäufer mit einem hohen Umsatz. Das Darknet ist ein versteckter Teil des Internets – dort kann man sich weitgehend abgeschottet und anonym bewegen.
Die meisten Verdächtigen, nämlich 65, wurden in den USA festgenommen, gefolgt von Deutschland (47) und Grossbritannien (24). Auch zwei Personen in der Schweiz wurden festgenommen. Zu den beschlagnahmten Drogen gehörten 152 Kilogramm Amphetamine, 27 Kilogramm Opiate und über 25'000 Ecstasy-Pillen. Im Zuge der Aktion hatte Italien zwei illegale Online-Marktplätze mit insgesamt mehr als 100'000 Angeboten illegaler Waren geschlossen.
«Dark HunTOR» folgte nach Angaben von Europol auf die Schliessung von «DarkMarket» Anfang des Jahres in Deutschland. Deutsche Ermittler hatten damals die Betreiber festgenommen und die illegale Infrastruktur ausgehoben. Dadurch war nach Angaben von Europol eine Fülle an Beweisen gesammelt und weltweit Ermittlern zur Verfügung gestellt worden. In mehreren Ländern dauerten die Ermittlungen noch an, teilte Europol mit. Grundlage für «Dark HunTOR» sei ein Ermittlungsverfahren der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz und der Zentralen Kriminalinspektion Oldenburg, teilte die Polizei mit.
Die Ermittlungsarbeit sei eine wesentliche Grundlage dafür, «dass nun weitere Kriminalitätsfelder im Darknet aufgehellt wurden», sagte Johann Kühme, Polizeipräsident der Polizeidirektion Oldenburg. Derartige Ermittlungserfolge seien nur durch gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen Behörden möglich: «Dies wird auch in Zukunft dazu beitragen, dass sich Cyberkriminelle nicht sicher fühlen können.» (dpa/chm) (aargauerzeitung.ch)